Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
Vom Netzwerk:
mein Essen in den Ofen, ging wieder an die Arbeit. Wurde angepingt, ignorierte es. Wurde wieder angepingt, der Ofen piepte und ich hatte einen Fisch an der Angel. Der Fisch riss sich los, ehe ich genug aus ihm herausholen konnte, um sein Leben zu verändern. Holte mein Essen aus dem Ofen, tat es auf einen Teller, gab Barbecuesoße dazu. Sah auf meinen Pager. Arrow. Ich aß und rief sie dann von Leitung fünf an.
    »Hallo?«
    »Arrow.«
    »Ich dachte, du wolltest mich anrufen.«
    »Ich musste schnell handeln; ich hatte keine Zeit.«
    »Hat es funktioniert?«
    »Ja.«
    »Können wir uns heute Abend treffen?«
    »Wie bald?«
    »Sechs. Du weißt wo.«
    Sie wurde richtig gut – zu gut. »Ich werde da sein.«
    Sie legte auf. Ich steckte den Pager in die Tasche und ging in die Küche, um den Teller und das Backblech abzuspülen. Dann setzte ich mich aufs Fahrrad und fuhr los.
    Als ich ankam, wartete sie schon auf mich, Augenklappe auch. Sie trug eine violette Jogginghose und ein enges Adidas-T-Shirt und darüber einen Kapuzenpulli mit weit offenem Reißverschluss.
    »Was ist los?«
    »Ich will noch mal mit dir durch Four Oaks fahren.«
    »Klingt gut. Dann los.«
    Wir winkten Augenklappe zu und nahmen die Ketten von unseren Fahrrädern. Sie fuhr vor und ich folgte. Sie war wütend, ich sah es an ihrer Haltung. Das überraschte mich nicht – eigentlich hatte ich sogar damit gerechnet. Ich trat in die Pedale und holte zu ihr auf. Ich sagte: »Spuck’s aus.«
    Sie bremste und ihr Fahrrad kam abrupt zum Stehen, hinterließ eine schwarze Bremsspur – einen Fahrradfingerabdruck. Jetzt, wo ich neben Arrow stand, sah ich, dass ihre Augen vom Weinen gerötet waren. Der Sturm war aufgezogen. Shelbys Verschwinden hatte nichts damit zu tun; die Warnsignale waren vermutlich schon seit Jahren da gewesen. Das verschwundene Mädchen war nur das, was noch gefehlt hatte, der sprichwörtliche Strohhalm.
    »Er hat sie verlassen. Ich hab gewusst, dass er das tun würde. Ich hab gehört, wie sie sich angeschrien haben. Meine Mom war betrunken und mein Dad war schlimmer als betrunken. Er war gemein. Er hasst sie. Er hasst mich.«
    »Hat er Shelby was getan?«
    »Nein. Nicht so. Als wir kleiner waren, hat er uns immer verprügelt, aber mehr nicht. Er hat meiner Mom vorgeworfen, sie wäre nur schwanger geworden, um ihn an sie zu fesseln, nur damit er bleibt. Und Shelby hätte sie auch nur bekommen, um die Familie zusammenzuhalten, um ihn und sein Geld festzuhalten. Und weißt du, was sie gesagt hat? Sie hat gesagt, es stimmt und wenn sie könnte, würde sie es noch mal genauso machen. Dass es das alles wert gewesen wäre, jetzt wo sie wüsste, was für ein mieser Kerl er ist. Er hat gesagt, sie würden sich vor Gericht sehen. Ich wollte nicht mehr zuhören, weil ich wusste, was jetzt kam, und Shelby hätte das bestimmt auch gewusst, wenn sie da gewesen wäre. Er war vorsichtig, aber nicht vorsichtig genug, weißt du?«
    Ich nickte und ließ sie zu Ende erzählen. Sie spuckte das Gift aus, und wenn nicht alles herauskam, würde es wie Schlangengift in ihr gären.
    »Am Anfang hat meine Mom leise gesprochen, nicht damit ich nichts höre, sondern weil sie wusste, dass er dann jedes einzelne Wort würde schlucken müssen. Sie hat gesagt, sie könnte es kaum erwarten, ihn vor Gericht zu sehen, und sie könnte es auch kaum erwarten, seine Hure zu sehen. Sie hat gesagt, sie hätte es von Anfang an gewusst und sie hätte Fotos. Sie fing an zu lachen; es war das schrecklichste Geräusch, das ich je gehört habe.«
    Ich hoffte, dass nicht ausgerechnet ich der Frau diese Fotos besorgt hatte. Normalerweise heuern Erwachsene mich nicht für so etwas an, aber trotzdem hatte ich im letzten Jahr einiges in der Richtung erledigt, und zwar wegen des Grundprinzips, dass die Leute Kinder gerne übersehen; sie glauben, wir bekommen nichtsmit. Meistens haben sie damit wohl recht, aber ein aufmerksamer Junge, der sich bedeckt und den Mund hält, so ein Junge kann eine Menge in Erfahrung bringen. Glaubt mir.
    »Sie hat gesagt, die Hure wäre ihr egal, von ihr aus könnte er hundert Huren haben, das wäre ihr gleich. Sie hat gesagt, wenn es vor Gericht geht, würde sie alles nehmen. Da ist er gegangen. Im Flur hat er mich gesehen. Er muss gewusst haben, dass ich alles gehört hatte. Er hat gesagt, er würde zurückkommen. Er hatte eine kleine Tasche dabei, und ich glaub schon, dass er wahrscheinlich zurückkommt, aber es ist mir sogar egal. Ich wünschte, er wäre tot

Weitere Kostenlose Bücher