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Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
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schiefgeht, liegt es nicht an mir. Sagen wir es so: Ich weiß, dass das kein Spiel ist, und du auch. Ich muss dich aus demselben Grund nicht über den Tisch ziehen, aus dem ich diesen Job nicht brauche. Hier geht es darum, ein bisschen was zu verdienen, indem ich vorsichtig bin, nicht darum, mit ein paar Blüten das große Geld zu machen und mir dabei den guten Namen zu versauen.«
    Das musste sie wohl beruhigt haben oder vielleicht konnte sie auch bloß mein Gelaber nicht mehr ertragen. Als ich fertig war, hatte sie jedenfalls schon aufgelegt. Ich stöpselte das Telefon aus und lehnte mich zurück. Wartete mal hier, mal dort im Haus und schlug ein paar Stunden tot. Ging in die Garage, holte den kleinen Karren, den ich für die Gartenarbeitangeschafft hatte, und ging spazieren. Ich weiß, in Spielfilmen wechselt das Geld in hübschen Aktenkoffern den Besitzer. Das ist ganz nett für ein bisschen Kleingeld, aber wenn man es mit solchen Summen zu tun hat, braucht man Platz.
    Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass niemand zusah, warf ich einen Blick ich in den Schaltschrank. Fest in Klarsichtfolie gewickelte Päckchen, dick mit Packband verklebt. Entweder hatte sie der Tinte nicht getraut, oder sie hatte nicht geglaubt, dass ich das Geld heute noch holen würde. Das Problem mit Fälschern ist entweder das Produkt oder die Gier; normalerweise kam beides zusammen und ergab einen hübschen Schlamassel. Ich hoffte für sie, dass dieses Geld genauso gut aussah wie jener erste Hunderter, den sie mir gezeigt hatte, sonst würde der Deal ein klägliches Ende nehmen.
    Ich rollte das Geld nach Hause und schaffte es ins Haus, wickelte es aus und sah es mir an. Nicht übel – nicht echt, aber es würde funktionieren. Falls ich die Sache überlebte, würde sie ihre Bezahlung bekommen, ich ebenfalls, und ein paar widerliche Leute würden umso schneller da hinwandern, wo sie hingehörten. Ich ging in mein Zimmer und legte mich ins Bett. Ich schlief besser als erwartet.

Kapitel 42
    Den Großteil des Tages über versuchte ich, nicht an das zu denken, was ich tun musste. Ich hatte einen soliden kleinen Plan im Kopf, aber ihn umzusetzen würde einige Mühe kosten. Er war nun mal da, in meinem Unterbewusstsein, wie das eben so ist. Man kann sich nicht zwingen, nicht an etwas zu denken. Der UPS-Mann unterbrach meine quälenden Gedanken und polierte meinen Tag auf: ein großes und ein kleines Paket – mein Fahrrad war da! Falls der Fahrer es komisch fand, dass ich an einem Schultag zu Hause war, ließ er sich nichts anmerken. Ich schleppte alles in die Garage, öffnete den Karton mit meinem wunderschönen Fahrrad und machte mich daran, es weniger schön zu machen.
    Als Erstes nahm ich es auseinander. Als ich das zum ersten Mal getan hatte, hatte ich befürchtet, ich könnte ein Teil verlieren oder etwas verbiegen. Mittlerweile macht mich so etwas nicht mehr nervös. Ich schaltete die kleine Stereoanlage ein, die ich in der Garage habe, und drehte die Musik laut. Dillinger Four,
Midwestern Songs of the Americas.
Das Album ist älter als ich, aber es ist perfekt. Ich sang mit, während ich das Fahrradauseinandernahm und die Einzelteile an die Dachsparren hängte. Statt Schnüren benutzte ich Kleiderbügel. Als das Fahrrad überall verteilt in der Garage hing, stöpselte ich meine Airbrushpistole ein und schaltete den Kompressor an. Ich spürte die Vibrationen im Brustkorb, genauso wie vorher die Bässe des Dillinger-Albums.
    Das Gary Fisher ist ein wunderschönes Fahrrad, und ich bin sicher, es gibt Leute, die mich aufhängen und von Bienen totstechen lassen würden oder so, dafür, dass ich es verschandelte, aber diese Leute bedenken nicht, wie nutzlos ein Werkzeug ist, das man nicht in der Öffentlichkeit benutzen kann. Wenn ich auf einem Fünftausend-Dollar-Mountainbike durch die Gegend fahre, ernte ich überall nur gierige Blicke. Wo immer ich auch hinfahre, laufe ich Gefahr, dass es mir gestohlen wird, und der Trick mit der darum gewickelten Kette ist dann keinen Pfifferling mehr wert.
    Den DuraCoat aufzutragen war wirklich leicht, genau wie bei den letzten beiden Malen. Aber die Farbe war nur ein Teil der Tarnung – Aluräder und ein billiger Sattel schaden auch nicht. Die Aluräder hatte ich mit dem Fahrrad zusammen bestellt und den Sattel würde ich in den nächsten ein, zwei Wochen irgendwo auftreiben. Als der Rahmen ganz mattschwarz war und ich auch die übrigen Teile angesprüht hatte, schaltete ich den Kompressor aus und

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