Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
Vom Netzwerk:
reinigte die Pistole mit Wasser. Jetzt sah das Fahrrad aus, als hätte irgend so ein Halbtrottel billig ein gebrauchtes Stück Schrott gekauft und es mit Krylon besprüht, damit es cool aussah. Perfekt. Ich ließ die Teile trocknen und ging wieder ins Haus. Beinahe Zeit, zur Tankstelle zu gehen, um zu telefonieren.
    Ich aß ein paar Löffel Erdnussbutter aus dem Glas im Küchenschrank. Immerhin hatte ich geputzt, das war ein Anfang, aber ich musste wirklich Lebensmittel einkaufen. Ich setzte mich an den Tisch, auf dem das ganze Falschgeld lag. Es sah total lächerlich aus – wie die Kulisse für ein Rap-Video. Wenn ich jetzt noch einen Trainingsanzug und ein Goldkettchen getragen und Arrow auf dem Schoß sitzen gehabt hätte, wäre die Szene perfekt gewesen.
    Ich stand auf und warf das Erdnussbutterglas in den Müll. Oben auf der Erdnussbutter stand eine Schicht Öl, die man unterrühren muss, aber mittlerweile war mehr Öl als Erdnussbutter übrig. Ich schnappte mir meinen Kapuzenpulli und zog ihn über, dann ging ich zu Fuß los, um den bösen Buben anzurufen.
    Ich steckte drei Vierteldollar ins Telefon und wählte die Nummer auf der Karte. Machte alles genau wie beim ersten Mal, sagte »Rinde« und es klickte in der Leitung. In letzter Sekunde fielen mir die Pfefferminzbonbons ein, und ich steckte mir drei in den Mund, während der Mann sich meldete. Wintergrüngeschmack breitete sich in meinem Mund aus.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Wir haben gestern Abend über eine Bestellung gesprochen.«
    »Ja. Sie sind in Grand Rapids?«
    Er sagte das so, als müsste ich jetzt verblüfft sein, dass er mich gefunden hatte; ich hörte das selbstgefällige Grinsen in seiner Stimme. Natürlich wusste ich, dass er die Telefonnummer herausfinden konnte, sonst hätte ich ja wohl kaum von einem Münzsprecher aus angerufen, oder? Es war nur eine leereDrohung, das hätte ich auch gekonnt: Ich wusste, dass seine Nummer zu einem Wegwerfhandy gehörte.
    »So in der Gegend.«
    »Ich kann mich südlich der Stadt an einer Raststätte bei Meile 115 mit Ihnen treffen.«
    »Wann?«
    »In zwei Tagen.«
    Bewusst ungeduldig fragte ich: »Warum so lange?«
    »Wir müssen erst Ihren Charakter überprüfen. Einige Leute, mit denen wir in letzter Zeit in Ihrer Gegend zu tun hatten, sind nachlässig geworden; ich muss wissen, dass Sie solche Risiken nicht eingehen.«
    Meinen Charakter überprüfen? Ich wollte ein Kind kaufen, nicht eines aufziehen. Wie auch immer, auch das war nur eine Pose. Von da aus, wo er war, kam er nicht an mich heran; wenn das möglich wäre, würde ich mich jetzt gleich um ihn kümmern. »Um wie viel Uhr?«
    »Elf Uhr abends. Kommen Sie allein und bringen Sie das Geld und die Ware mit.«
    »In Ordnung. Wie erkenne ich Sie?«
    »Gar nicht. Ich erkenne Sie. Wenn Sie irgendwelche Dummheiten machen, hat das Folgen.«
    »Ich verstehe.«
    »Das sollten Sie auch.«
    Irgendetwas rappelte und die Verbindung wurde unterbrochen. Ich setzte mich neben den Münzsprecher und ließ den Hörer neben meinem Kopf baumeln. Ich hatte einen Ort und eine Uhrzeit; jetzt brauchte ich nur noch ein bisschen Glück. Ich hängte den Hörer ein und ging nach Hause.
    In dieser Nacht fand ich keine Ruhe. Ich ließ Pläne in meinem Kopf entstehen und wieder vergehen; mein Gehirn wurde zu einer Maschine, die Krieg und Rache ersann. Das Feuer erwidern – für Shelby, für Arrow, für mich selbst. Für Nick und Eleanor, für jedes Kind, dem ein Erwachsener wehgetan hatte. Ich würde diese Männer so viel von dieser Schuld abzahlen lassen, wie sie konnten, und egal wie sehr sie litten, es würde niemals genügen.

Kapitel 43
    Am nächsten Morgen setzte ich das Fahrrad wieder zusammen, eher aus Notwendigkeit denn aus Lust. Die Leute sagen ständig, sie hätten nichts mehr zu essen, aber bei mir war es buchstäblich so. Ich beeilte mich mit dem Zusammensetzen, aber so schnell ging das nicht. Zerlegen war eines, Montage etwas völlig anderes. Wenn mein letztes Fahrrad versagt hätte, wäre ich tot gewesen. Die Montage musste perfekt sein. Wenn das Fahrrad versagte, würde es nicht meine Schuld sein.
    Als die letzte Schraube festgezogen war und das Ding aufrecht stand, so schön, wie es nach meinen Veränderungen sein konnte, belastete ich es versuchsweise. Alles in Ordnung. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich es für mein altes Fahrrad gehalten. Ich ging ins Haus, schnappte mir meinen Rucksack, vergewisserte mich, dass er leer war, und fuhr zum

Weitere Kostenlose Bücher