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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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drohte sie zu ersticken. Sie hätte seinen Namen so leicht aussprechen können. Wallace Clayborn. Aber wenn er es doch nicht gewesen war, hatte sie grundlos den Namen eines Patienten preisgegeben. Und einen Unschuldigen in Schwierigkeiten gebracht. Aidan würde sie nicht verraten.
Aber ich würde es wissen. Und er auch.
Und plötzlich war das wichtiger, als ihren Zorn zu befriedigen. Sie legte ihre Stirn an die kalte Fensterscheibe. Sie war so müde. »Es tut mir leid. Ich will keine Spielchen spielen, aber könnte er mir die Namen nennen?«
    Reagan fragte Jack und wiederholte die Namen, die er hörte. »Camden, Clayborn und …«
    »Ja.« Vor Erleichterung war ihr schwindelig. Sie hielt die Hand hoch. »Clayborn. Wallace Clayborn.«
    »Es ist Clayborn, Jack«, sagte Aidan. »Gib Spinnelli Bescheid. Er hat bereits ein Team zusammengestellt.« Er klappte das Telefon zu und steckte es weg.
    »Aidan?« Sie hörte, wie brüchig ihre Stimme klang, aber es war ihr egal.
    Er schob seine Hand unter ihr Haar in den Nacken und begann, sie sanft zu massieren. »Schon gut, Tess. Wir wissen, dass du uns den Namen nicht einfach so geben konntest. Spinnelli schickt ein paar Leute los, die ihn festnageln.«
    Sie schauderte. Seine Hand fühlte sich so gut an. »Bitte sorgt dafür, dass Paul Duncan das Gutachten erstellt. Dieser Scheißkerl Clayborn wird auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren, aber er ist keinesfalls geistig gestört. Er ist einfach nur widerwärtig gemein. Paul ist in der Lage, den Geschworenen den Unterschied klarzumachen.«
    »Du willst, dass er zahlen muss«, sagte er ruhig. »Das ist normal, Tess.«
    »Ich will nicht, dass er zahlt«, fauchte sie. »Ich will, dass er
stirbt.
Aber ich weiß, dass das nicht geschehen wird. Es wird wahrscheinlich auf Totschlag hinauslaufen.« Sein Daumen fand eine verspannte Stelle in ihrem Nacken und drückte leicht. »Ich will, dass Wallace Clayborn im Gefängnis verrottet, bis er ein alter Mann ist.« Ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf. »Dann zeigt ihm vielleicht irgendein junger Dreckskerl, wie sich Harrison heute gefühlt haben muss.«
    Der Wagen wurde langsamer und hielt an. Er zog seine Hand weg, und sie musste sich auf die Zunge beißen, um ihn nicht zu bitten, sie wieder in ihren Nacken zu legen. Ein kalter Wind traf sie, als er aus dem Wagen stieg. Sie hob den Blick und fühlte, wie der Druck auf ihrer Brust leicht nachließ. Sie waren in seiner Garage, und er ging um das Auto herum, um ihr die Tür zu öffnen. Ohne ein Wort zu sagen, zog er sie auf die Füße und in seine Arme.
    Sicherheit. Sie fühlte sich so sicher und geborgen wie seit Jahren nicht mehr. Nein, nicht einmal damals. Phillip hatte ihr nie diese Art von Geborgenheit vermitteln können.
    Es wird nicht andauern.
Die Stimme der Realität war niederschmetternd in dieser Nacht, in der sie nicht noch mehr schlechte Nachrichten verkraften konnte. Also sperrte sie die Realität aus und holte tief Luft, um seinen Duft einzuatmen und zu genießen. Das hatte sie vor ein paar Stunden nicht tun können. Weil sie an nichts weiter gedacht hatte als an seine Lippen.
    Und diese Lippen pressten sich nun sanft auf ihr Haar, ihre Schläfen. Sie schlang die Arme um ihn und hielt ihn fest. Sein Herz schlug gleichmäßig an ihrem Ohr, und sie lauschte dem beruhigenden Rhythmus. Er tat nichts, hielt sie nur, bis der Sturm in ihrem Inneren ein wenig nachließ.
    Sie war noch immer wütend. Und unendlich traurig. Aber weder die Wut noch die Trauer drohten sie mehr zu ersticken. »Danke.«
    Er drückte sie kurz. »Gern geschehen.« Er tippte ihr Kinn an, bis sie ihn ansah. »Ich bringe dich in ein Hotel, wenn du das willst.«
    Sie wollte nicht. Aber genauso wenig wollte sie ihm Hoffnungen machen. »Wenn ich bleibe, wo schlafe ich?«
    Er lächelte leicht. »In meinem Bett. Ich nehme das Sofa. Das kann man ausziehen.« Er wurde ernst. Sein Daumen strich über ihre Unterlippe, und sie spürte ein Prickeln auf ihrem Rücken. »Tess, du musst dir keine Sorgen mehr machen, dass jemand Reporter oder Patienten anruft. Jedenfalls nicht mit deiner Stimme.«
    »Wieso nicht?«
    »Die Frau, die dich nachgemacht hat, ist tot.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Bist du sicher?«
    »Wir sind sicher, dass sie tot ist. Und ziemlich sicher, dass sie es war, die deine Stimme imitiert hat. Ich will nicht, dass du dir noch länger Sorgen deswegen machst. Und ich will nicht, dass du hier bei mir bleibst, weil du glaubst, es gäbe einen Grund dafür,

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