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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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»Mach ich.«

Montag, 13. März, 7.40 Uhr
    D aniel Morris. Alter: sechs Jahre, zwei Monate. Todesursache: Ersticken. In der Lunge Fasern, die von einem Schaumstoffkissen stammen könnten.«
Scheiße.
    Aidan warf den gerichtsmedizinischen Bericht auf seinen Tisch und kämpfte die bittere Galle nieder, die ihm die Kehle hochkroch. Der Mistkerl von Vater hatte sein Kind mit einem Kissen erstickt, ihm dann das Genick gebrochen und es eine Treppe hinuntergeworfen, um es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Aidan knirschte mit den Zähnen. Und die Mutter des kleinen Jungen deckte das Schwein, indem sie dieselbe Geschichte erzählte. Er schloss die Augen und sog die Luft durch die Nase ein.
Beruhig dich. Du kriegst den Kerl nicht, wenn du den Kopf verlierst.
Er hörte Murphys Stimme in Gedanken, die ihn besänftigte und auf ihn einredete, genauso wie er es getan hatte, als sie Schulter an Schulter am Freitagabend am Fundort der Leiche gestanden und dem Assistenten dabei zugesehen hatten, wie er den kleinen Jungen in den Sack steckte.
    Verdammt noch mal.
Er schluckte hart und schürzte die Lippen. Verfluchte das Brennen in seinen Augen.
Denk an etwas anderes. An irgendetwas anderes.
Cynthia Adams und Tess Ciccotelli. Heute wollte er sein Versprechen an Kristen halten. Sich auf Adams konzentrieren und herausfinden, wer ihren Tod gewollt haben könnte. Er würde zu der Investment-Firma gehen, bei der sie gearbeitet hatte, und erfragen, mit welchen Kollegen sie öfter zusammen gewesen war und wo man sich getroffen hatte. Dann würde er der Spur der Lilien nachgehen. Jemand, der so viele Blumen kaufte, war sicher aufgefallen, und –.
    »Detective?«
    Die Stimme kam so unerwartet, dass er auf die Füße sprang und gleichzeitig die Augen aufriss. Tess Ciccotelli stand mit nachdenklicher Miene vor seinem Schreibtisch. Sein Herz, das sich gerade ein wenig beruhigt hatte, begann erneut zu rasen, und einen Moment lang hörte er nichts außer dem Rauschen des Bluts in seinen Ohren. Um sich zu fassen, musterte er sie von Kopf bis Fuß.
    Ihre Kleiderwahl heute war weit konservativer als am Tag zuvor. Die engen Jeans und die rote Lederjacke waren fort, dafür trug sie Stoffhosen und einen Blazer. Die wilden Locken waren im Nacken zusammengebunden, und ein paar weiche Strähnen fielen ihr ins Gesicht und lockerten die strenge Frisur etwas auf. Auch das Make-up war dezenter, sie hatte auf den roten Lippenstift verzichtet. Die hochhackigen Stiefel waren durch bequeme, flache Schuhe ersetzt worden. Bis auf den roten Seidenschal, den sie um den Hals trug, war sie ganz in gedeckten Farben gekleidet. Sie sah aus wie das Cover-Modell einer Business-Zeitschrift, und hätte er nicht die Zigeunerin von gestern mit eigenen Augen gesehen, dann hätte er eine solche Verwandlung für unmöglich gehalten.
    Dennoch: Konservativ oder nicht, kalte Ziege hin oder her, Verdächtige oder unverdächtig … er konnte nicht verhindern, dass ihm bei ihrem Anblick das Wasser im Mund zusammenlief. Was bedeutete, dass sie ihm gefährlich werden konnte.
Nur gucken, nicht anfassen.
Er richtete seinen Blick auf ihr Gesicht. »Dr. Ciccotelli. Ich habe den Aufzug gar nicht gehört.«
    Sie hatte seine Musterung schweigend über sich ergehen lassen. »Das liegt daran, dass ich die Treppe genommen habe. Detective Reagan, tut mir leid, dass ich Sie so früh schon störe«, sagte sie ruhig. »Ich muss heute Morgen meine Visite im Krankenhaus machen und wollte Ihnen das noch vorher bringen. Ich hatte nicht vor, hinaufzukommen, aber der Sergeant am Empfang sagte, Sie seien schon da und hat mich hochgeschickt.« Sie hob verlegen die Schultern und verzog leicht die Lippen. »Er scheint noch nichts zu wissen.«
    Er deutete auf einen Stuhl neben dem Tisch. »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Aus Ihrer Tasse?« Ihr Mund zuckte belustigt, und er gab sich Mühe, sich nicht bezaubern zu lassen. »Lieber nicht, Detective, Sie könnten mich vergiften wollen.« Sie wurde wieder ernst und zog einen braunen DIN -A4-Umschlag aus ihrer Mappe.
    »Ich habe gestern Abend die letzten fünf Sitzungen mit Cynthia Adams abgeschrieben. Ich dachte, sie könnten Ihnen vielleicht ein paar … Hintergrundinformationen liefern, wenn Sie diesen Fall untersuchen.«
    Das war es nicht, was er zu hören erwartet hatte. Dennoch nahm er den Umschlag und leerte seinen Inhalt auf dem Tisch aus. Ein Stapel gedruckter Seiten und fünf Kassetten fielen heraus. »Sie nehmen Ihre Sitzungen auf?«
    »Nicht alle.

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