Nie Wirst Du Entkommen
clever sind, richten sie es jedenfalls so ein.«
»Das ist in der Tat clever, würde ich sagen«, brummelte Patrick. »Wenn es ins Ausland geht, rennen wir gegen eine Wand.«
Aidan rieb sich die Schläfen. »Klingt, als würdest du so was ziemlich oft machen, Rick.«
»Leider ja. Eines unserer Hauptbetätigungsfelder sind im Moment Internetverbrechen, und Kinderpornographie steht an oberster Stelle. Die Pädophilen kennen sich dummerweise verdammt gut aus. Sie schubsen einen hierhin und dahin, bis einem so schwindelig ist, dass man nicht mehr geradeaus gucken kann. Und wenn man endlich am Ziel angelangt ist, drehen sie dir eine lange Nase, weil sie längst ihren Kram zusammengepackt und woanders neu angefangen haben. Ich werde tun, was ich kann. Das verspreche ich.«
»Aber richtig viel Hoffnung hast du nicht«, schloss Aidan.
Rick schüttelte den Kopf. »Nein. Schön, wenn’s anders wäre.«
Patrick stieß den Atem aus. »Leider haben wir momentan nichts anderes. Sie kriegen Ihre Anordnung innerhalb einer Stunde, Rick. Gehen Sie wieder in Winslows Wohnung und warten Sie da.«
Rick packte seine Sachen zusammen und winkte den anderen. »Danke fürs Essen, Lieutenant. Oh, und noch was. Euer Bursche hat der Kamera in Adams’ Wohnung den Saft abgedreht. Wenn er das auch bei Winslow macht, habe ich keine Chance mehr.«
Spinnelli schnaubte frustriert, als Rick den Raum verließ. »Ist der immer so aufbauend?«
Jack hob die Schultern. »Er hat die meiste Zeit mit schmierigen Pädophilen zu tun. Da geht einem der Optimismus ziemlich rasch verloren.«
Patrick stieß sich vom Tisch ab. »Ich muss mich um die richterliche Anordnung kümmern«, sagte er. »Halten Sie mich auf dem Laufenden. Marc, rufen Sie mich an, sobald Sie etwas Brauchbares haben, womit ich mir diese verdammten Berufungen vom Hals schaffen kann.«
Als der Staatsanwalt fort war, betrachtete Spinnelli müde die anderen. »Wir können versuchen zu beweisen, dass Tess es nicht war, oder wir können herausfinden, wer tatsächlich dahintersteckt. Bislang sind wir in der ersten Sache nicht sehr erfolgreich, also konzentrieren wir uns auf die zweite. Wer käme dafür in Frage?«
Murphy warf Aidan einen Blick zu. »Wir dachten, es könnte einer von Adams’ Liebhabern sein, aber wenn wir Winslow mit dazunehmen, hat es wenig Sinn, dem Gesundheitsamt mit einer richterlichen Anordnung auf den Pelz zu rücken.«
»Nein«, stimmte Aidan zu. »Leider nicht. Im Augenblick können wir uns zwei mögliche Szenarien denken. Nummer eins: Jemand will Tess Ciccotelli diskreditieren.«
»Aber warum?«, fragte Spinnelli. »Welches Motiv steckt dahinter? Die Sache ist ziemlich kompliziert aufgezogen. Da muss einer schon sehr sauer auf sie sein, um sich derart Mühe zu geben. Und er muss einiges im Hirn haben. Die meisten der Leute, für die sie ein Gutachten erstellt hat, sind nicht schlau genug, sich so etwas einfallen zu lassen.«
»Die Hoffnung auf Berufung ist ein gutes Motiv«, wandte Murphy ein. »Und diese Leute haben Familien.«
Aidan zog die Liste der Prozesse aus seinem Notizbuch. »Dann sind wir also wieder bei diesen Namen. Ich hatte noch nicht die Zeit, die Liste durchzugehen, aber Tess meinte, sie wolle heute Abend ihre alten Akten sichten. Vielleicht hat sie ja etwas gefunden.« Er starrte auf die Namen, dann schüttelte er den Kopf. Rick Simms hatte etwas gesagt, dass ihm nicht aus dem Sinn wollte. »Aber es gibt noch eine zweite Möglichkeit, und die gefällt mir noch weniger. Was, wenn die Sache gar nicht persönlich ist? Wenn jemand meint, sie sei bloß eine gute Quelle für Leute, die sich zum Selbstmord treiben lassen? Ihr Fachgebiet sind Patienten, die bereits mindestens einen Versuch hinter sich haben. Was, wenn jemand sich Opfer aus ihrer Patientenkartei herausfischt und sie so lange mit ihrer eigenen Schuld konfrontiert, bis sie sich selbst umbringen?«
»Und das Ganze dann filmt und ins Netz stellt«, endete Jack grimmig.
Spinnelli wirkte nicht überzeugt. »Ziemlich viel Aufwand für das Ergebnis.«
»Es gibt viele Leute, die Spaß an so etwas haben«, sagte Aidan scharf. »Wenn das richtige Publikum den richtigen Preis zahlt … es ist durchaus möglich, dass nichts weiter dahintersteckt als Geldgier.«
»Nichts weiter? Das ist dicke genug!«, wandte Spinnelli ein. »Aber Sie könnten natürlich recht haben, Aidan. Wir alle haben es natürlich schon mit Soziopathen zu tun gehabt, die aus Geldgier die übelsten Dinge getan haben. Über
Weitere Kostenlose Bücher