Nie Wirst Du Entkommen
meines Camaro mit Klebeband geflickt ist.
»Ihre Wohnung kostet fünfmal mehr als dieses Haus hier.« Er breitete die Arme aus. »Meine Mutter hat keine Ahnung von Mode und exklusiven Boutiquen. Aber sie ist eine herzliche, liebe Frau, und ich will nicht, dass man sie verletzt.«
»Reden wir über Ihre Mutter, Detective? Oder über Sie?«
Er warf den Lappen in eine Tonne, verärgert, dass sie ihn so leicht durchschaute. »Wollen Sie mich vielleicht gleich auf die Couch legen?« Bei seinem beißenden Ton, fuhr sie zusammen, und es tat ihm augenblicklich leid. »Entschuldigen Sie. Das war unangemessen. Sind Sie so weit, dass wir fahren können?«
»Ich dachte, wir wollten noch auf Ihre Mutter warten.«
Er zog die Brauen zusammen. »Na gut. Sie können in der Küche warten. Ich muss hier noch ein paar Kleinigkeiten erledigen.«
»Warten Sie einen Moment.« Sie durchquerte die Garage, wobei sie vorsichtig über die Motorradteile stieg, die er schon abmontiert hatte, und blieb schließlich stehen, so dass sich nur noch das Zweirad zwischen ihnen befand. Sie war nah genug, dass er sie berühren konnte, nah genug, um ihren Duft wahrzunehmen, der den Ölgeruch überlagerte. Nah genug, dass er sah, wie der Puls in der Kuhle unter ihrem Hals pochte.
»Ich würde gerne ein paar Dinge klarstellen, Detective. Ich bin weder ein Snob noch eine Person, die Menschen beleidigt, die ihre Hilfe anbieten. Als ich ein Kind war, träumte ich von Kleidern von Wal-Mart. Meine Mutter hatte zwei Jobs, um fünf Kinder wenigstens mit Second-Hand-Kleidern ausstatten zu können. Ich hatte nur etwas Neues zum Anziehen, wenn ich es mir selbst nähte. Ich kenne den Wert des Dollars durchaus.« Sie hielt inne. »Mein Mercedes ist ein Erbstück. Meine Wohnung auch. Ich fahre den Wagen gerne. Und ich wohne gerne in meiner Wohnung. Ich habe eine gutgehende Praxis, und ich verdiene recht anständig.« Sie biss die Zähne zusammen. »Bisher jedenfalls.«
»Tess …«
»Ich bin noch nicht fertig. Ich denke nicht daran, mich Ihnen oder irgendjemand anderem gegenüber für meinen Lebensstil zu rechtfertigen, aber ich will verdammt sein, wenn Sie genau den gegen mich verwenden und mich zu jemandem machen, der ich garantiert nicht bin.«
Er fühlte sich bemüßigt, sich zu verteidigen. »Sie wollten nicht herkommen.«
Sie verdrehte die Augen. »Natürlich nicht. Ich sah gruselig aus und fühlte mich auch so. Ich hatte fremdes Blut und
Hirn
in meinem Haar. Kann ja sein, dass Sie jeden Tag damit zu tun haben, Detective, aber ich garantiert nicht. Ich konnte nicht in meiner eigenen Wohnung duschen, weil irgendein beschissener, blutrünstiger Spanner zu jeder Tages- und Nachtzeit Bilder von mir macht. Ich konnte Ihnen ja nicht einmal sagen, warum ich in ein Hotel wollte, weil dieser beschissene Spanner vielleicht mein Auto verwanzt hat. Ich wollte nichts anderes als eine Möglichkeit, mich aus den ekelhaften Klamotten zu schälen und mich zu duschen, ohne mir Sorgen machen zu müssen, dass ich ein fremdes Badezimmer einsaue.«
Sie stieß den Atem, den sie angehalten hatte, bebend aus, und der Ärger wich einem Gefühl der Reue. »Es tut mir leid, dass ich so sauer reagiert habe. Sie haben mir Gastfreundschaft angeboten, und ich habe mich mehr als unhöflich benommen.«
In Anbetracht der Tatsache, was sie heute alles hatte durchmachen müssen, war ihre Verärgerung mehr als verständlich, und wieder musste er sich eingestehen, dass er ein Volltrottel war.
»Mir tut es auch leid. Ich habe mich schon wieder geirrt. Ich dachte eben, Sie würden …« Er zuckte verlegen die Achseln. »Sie würden auf mich runtersehen.«
»Nein, tue ich aber nicht«, sagte sie ernst. »Warum sollte ich.«
Der Zorn, die Verwirrung und die Kränkung hatten sich aufgelöst. In der Stille, die folgte, baute sich eine andere Spannung auf. »Danke.«
»Ihr Badezimmer gefällt mir übrigens.« Sie zog die Mundwinkel hoch. »Die Tapete mit den Gummientchen ist klasse.«
Er spürte, wie seine Wangen heiß wurden. »Die war schon drin, als ich hier einzog. Ich passe manchmal auf meine Neffen und Nichten auf, und denen gefällt sie, also habe ich sie dringelassen.«
»Nett von Ihnen.« Ihr Lächeln wurde schwächer. »Das sind Sie wirklich. Und das hätte ich vor wenigen Tagen noch nicht für möglich gehalten.«
Seine Brust verengte sich. »Vor wenigen Tagen habe ich Ihnen ja auch noch keinen Grund dazu gegeben.«
»Sie haben nur Ihre Arbeit getan.« Sie hob das Kinn. »Und
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