Nie wirst du vergessen
bedrängte er sie weiter. Er musste unbedingt etwas
erfahren, das ihm bei der Suche nach den Kindern helfen könnte.
Lauren wischte sich die Tränen ab und atmete tief
durch. „Seit diesem Sonntag vor dreizehn Monaten habe ich meine Kinder weder gesehen
noch etwas von ihnen gehört, aber das wissen Sie ja bereits."
Zachary legte den Schreibblock auf den Tisch, stand
auf und ging zu Lauren. „Es wird alles gut", versprach er und umfasste
ihre zitternden Schultern. „Wir werden sie finden."
„Wie ... wie können Sie so überzeugt sein", stammelte
sie.
Er zögerte nur einen Moment. Dann wurden seine
Gesichtszüge hart, und seine Augen glitzerten. „Wir werden sie finden!",
wiederholte er mit stahlharter Entschlossenheit. „Ich gebe nicht auf, bis wir
sie haben."
Lauren seufzte unwillkürlich, als Zachary sie in seine
starken Arme nahm. Endlich habe ich ihn dazu gebracht, mir beizustehen, dachte
sie und sah zum ersten Mal seit vielen langen Wochen wieder einen echten
Hoffnungsschimmer.
Zachary hielt sie sanft an sich geschmiegt und küsste
sie zart auf die Stirn. Lauren spürte seinen Atem auf ihrer Haut, seine starken
Arme um ihren Körper. Sie wehrte sich nicht gegen die Umarmung. Dankbar nahm
sie die Stärke an, die er ihr gab. Sie wusste, dass sie es nicht aus Schwäche
geschehen ließ. Dreizehn Monate hatte sie niemanden als sich selbst im Kampf um
ihre Kinder gehabt. Doch nun war alles anders. Sie hatte endlich einen Freund,
einen Bundesgenossen, der ihr zur Seite stand. Sie weinte erneut, aber
diesmal geschah es aus Dankbarkeit und Erleichterung.
Zacharys Arme umschlossen fester ihre zarten
Schultern. Plötzlich schien ihm die Situation bewusst zu werden, und er wollte
Lauren loslassen. Doch er konnte es nicht. Lauren spürte seine widerstreitenden
Gefühle, die ihren eigenen inneren Aufruhr widerspiegelten, und erschrak.
Noch einmal bemühte sich Zachary, sich zurückzuhalten.
Aber als er Laurens Körper an seinem spürte, wurden Empfindungen in ihm wach,
die er längst für tot gehalten hatte.
Was,
zum Teufel, ist mit dir los, Zachary, fragte er sich grimmig. Er war doch
wirklich kein Dummkopf. Im Gegenteil, er hatte sich den Ruf eines intelligenten,
tüchtigen, harten und entschlossenen Anwalts erworben. Aber dass er seine
Mandantin nun in seinen Armen hielt, war der reinste Wahnsinn. Doch ganz
gleich, wie verrückt es sein mochte, er wollte sie-. Er wollte sie mehr, als er
jemals eine Frau gewollt hatte.
Er schmeckte ihre Tränen auf seinen Lippen, atmete
den Duft ihres Haars ein. Ihre weiche Brust presste sich an die seine und
weckte Verlangen. Ein Verlangen, gegen das er nicht ankam.
5. KAPITEL
Endlich wurde Lauren nicht mehr von Schluchzen geschüttelt,
und sie hatte sich ein wenig beruhigt. Trotzdem gelang es Zachary nicht, sich
von ihr zu lösen. Langsam fuhr er mit seiner Hand durch ihr dichtes,
schimmerndes Haar. Doch die ganze Zeit warnte ihn sein Verstand, sich
keinesfalls auf eine Beziehung mit ihr einzulassen.
Lauren musste die Anspannung seiner Muskeln gespürt
haben, denn sie zog sich vorsichtig von ihm zurück. Zachary presste die Lippen
zusammen. Was hatte sie nur an sich, dass er so heftig auf sie reagierte?
Zugegeben, Lauren war schön, doch er konnte es sich nicht leisten, sich mit
einer Mandantin einzulassen. In all den Jahren als Rechtsanwalt hatte er sich
noch von keiner der Frauen je verführen lassen, für die er tätig war, und es
waren einige gewesen, die es versucht hatten. Doch immer war Zachary Winters
klug genug gewesen, der Verlockung zu widerstehen.
Jedenfalls bis jetzt. Und mit einem kleinen Unterschied.
Lauren versuchte ja gar nicht, ihn zu verführen. Im Gegenteil, sie schien von
demselben Widerstreit der Gefühle gequält zu werden, die ihn allmählich um den
Verstand brachten.
Zitternd holte Lauren Atem. „Es ... es tut mir leid,
dass ich mich so habe gehen lassen", entschuldigte sie sich und wischte
sich mit dem Handrücken die Tränen ab. o
„Das macht nichts."
„Sie haben bestimmt schon oft mit gefühlsduseligen
Mandantinnen zu tun gehabt, nicht wahr?", fragte sie in dem Versuch, eine
leichtere Stimmung zu schaffen. Sie empfand die Spannung, die in der Luft lag,
als kaum noch erträglich.
Ein Lächeln zuckte um Zacharys Mund. „Mit einigen
schon. Das bleibt in meinem Beruf nicht aus."
Lauren nickte. Schon wieder war ihr zum Weinen zumute.
Mit
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