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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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vom Hannoverbesuch schwärmte. Zwischendurch gab der
Ehemann zu bedenken, dass es in Kappeln doch auch sehr schön sei.
    »Schon«, fuhr ihm seine Frau dazwischen. »Aber …« Erneut zählte sie
auf, was sie an Hannover begeisterte. Der Mann gab einen Stoßseufzer von sich,
sah Frauke an und verdrehte die Augen.
    »Kommen Sie aus Hannover?«, fragte er.
    Frauke hatte wenig Lust zu einer Unterhaltung und war froh, als sich
ihr Handy meldete. Im Display erschien der Schriftzug »anonym«. Jetzt war es an
ihr, tief zu seufzen.
    »Hallo, Georg«, sagte sie.
    Für einen Moment herrschte verblüfftes Schweigen. »Woher wissen Sie,
dass ich es bin?«, hörte sie die vertraute Stimme.
    Sie lachte. »Vergessen Sie, welchen Beruf ich habe? Ich weiß noch
mehr über Sie.«
    Erneut war es einen Augenblick still. »Was denn?«, wollte Georg
wissen.
    »Erst Sie, dann ich«, erinnerte Frauke ihn daran, dass er sich auch
sehr geheimnisvoll gab.
    »Wenn Sie so vortrefflich ermitteln, wissen Sie auch, weshalb ich
anrufe.«
    Frauke konnte es sich vorstellen. »Sicher«, sagte sie bestimmt. »Sie
wollen heute Abend mit mir essen gehen.«
    »Richtig.«
    Sie fand Gefallen an dem »Schachspiel«, bei dem jeder versuchte, den
Gedanken des anderen zu erraten.
    »Dann kennen Sie auch meine Bedingungen.«
    »Nein«, stöhnte Georg. »Das war ja ganz nett gestern Abend. Aber es
muss nicht schon wieder ein Italiener sein.«
    »Georg.« Mehr sagte Frauke nicht.
    »Unter einer Bedingung: Diesmal suche ich das Restaurant aus.«
    Als Frauke nicht antwortete, schloss er das Gespräch mit »Ich freue
mich« und legte auf. Frauke lächelte. Sie war gespannt, ob Georg sie um halb
acht vor ihrer Haustür abholen würde, nachdem sie keine Vereinbarung über den
Treffpunkt getroffen hatten.
    Um Punkt halb acht läutete Fraukes Handy. »Ich komme«, sagte sie und
legte auf, ohne die Antwort abzuwarten.
    Georg erwartete sie vor der Haustür. Frauke musste sich eingestehen,
dass er ein gut aussehender Mann war. Die dunkelblaue Edeljeans und das helle
Sakko aus grober Seide unterstrichen das noch einmal.
    Georg ergriff ihre Hand, beugte sich darüber und hauchte ihr einen
formvollendeten Kuss darauf, ohne mit den Lippen den Handrücken zu berühren.
Frauke war verblüfft. So war sie noch nie von einem Mann begrüßt worden. Doch
bei Georg wirkte es natürlich, nicht operettenhaft. »Bitte«, sagte er und
zeigte auf ein wartendes Taxi. Er hielt ihr die Tür auf, umrundete das Fahrzeug
und stieg zu ihr in den Fond. Dann nannte er dem Fahrer eine Adresse im
Zooviertel.
    Auf der kurzen Fahrt bemerkte Frauke, wie Georg sie von der Seite
musterte.
    »Habe ich Masern?«, fragte sie spitz.
    Er lachte. »Im sichtbaren Teil Ihres Körpers nicht.«
    »Verstehen Sie etwas davon?«
    »Von Masern?«
    »Vielleicht auch von Frauenkörpern.«
    »Das müssen andere entscheiden.«
    Frauke stellte fest, dass Georg eine unnachahmliche Art hatte, ihren
Fragen auszuweichen.
    Sie hielten vor dem italienischen Restaurant. Georg entlohnte den Taxifahrer
und fasste sie leicht am Ellenbogen, als würde er sie führen. Vor der Tür ließ
er sie los, öffnete und betrat das Restaurant als Erster.
    Ein dunkelhaariger Kellner, dem die südeuropäische Herkunft ins
Gesicht geschrieben stand, kam ihnen eilfertig entgegen. » Buona sera ,
Prof…«
    »Schon gut, Augusto«, fiel ihm Georg rasch ins Wort und sah sich um.
    Der Kellner hielt seinen Arm, über dem ein Serviertuch lag, in eine
Richtung im Hintergrund des Restaurants. »Bitte dort. Wie gewünscht.«
    Soweit Frauke erkennen konnte, waren alle Tische besetzt. Sie folgte
dem Kellner und Georg. Plötzlich stutzte sie und blieb abrupt stehen. Es war
ihre stille Hoffnung gewesen. Sie hatte aber nicht glauben wollen, dass der
Zufall ihr so behilflich sein würde. An einem Tisch, unweit von dem Platz
entfernt, den Augusto für Georg und sie reserviert hatte, saßen vier Männer,
die sie ebenfalls unverwandt anstarrten.
    »Buona sera, signora«, grüßte
sie Dottore Alberto Carretta, tupfte sich mit der Serviette die Lippen ab,
stand auf, ergriff Fraukes Hand und deutete einen formvollendeten Handkuss an.
Es war das zweite Mal an diesem Abend, dass sie auf diese Weise begrüßt wurde,
bemerkte Frauke für sich.
    Der italienische Anwalt schien nicht im Mindesten erstaunt über
diese Begegnung. Er tat so, als wäre es die natürlichste Sache der Welt, dass
man sich abends in einem Restaurant traf.
    »Guten Abend, Herr Dr. Carretta«, erwiderte

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