Niederschlag - ein Wyatt-Roman
einfach, ich benutze einen Rebreather.«
»Sie sind der Fachmann«, sagte Raymond.
»Das ist er«, stimmte Allie zu, umarmte Vallance und lehnte sich mit der Schläfe an seine Schulter.
Hass wallte auf in Raymond. »Eine letzte Frage.«
»SchieÃen Sie los. Sie sind der Mann mit dem Geld.«
»Genau darum geht es«, sagte Raymond. »Die Welt ist voller Narren, die ihr Geld wegwerfen. Warum ich? Warum ich und nur drei andere? Warum kein gröÃerer Zusammenschluss?«
Jeder hätte als Erstes danach gefragt, doch Raymond hatte Vallance erst richtig in Hoffnung wiegen wollen, bevor er diese Frage stellte. Er war gespannt, ob Vallance jetzt nach Worten suchen musste oder verlegen wurde oder gar eine Geschichte aus dem Hut zauberte.
»Ich will Sie nicht anlügen«, sagte Vallance, während der Wind durch sein schütteres Haar strich, »es handelt sich um ein geschütztes Areal. Tauchen ist nicht erlaubt.«
»Aha.«
»Sie erinnern sich? Das Sträflingsschiff? Es liegt ziemlich nahe an der Stelle, wo ich die Münzen gefunden habe. Es ist äuÃerst fragil. Eine Bergung würde Jahre dauern. Die Regierung will eine Plünderung vermeiden, will keine Amateure. Man will, dass das Wrack in Ruhe gelassen wird.«
»Also riskieren wir, festgenommen zu werden«, sagte Raymond matt.
Vallance nickte.
»Deshalb muss alles so diskret wie möglich ablaufen«, warf Allie ein.
»Mit etwas Glück«, sagte Vallance, »wird die eigentliche Suche schnell gehen. Die Münzen habe ich im Rahmen einer vorläufigen Erkundung gefunden. Eine zweite und dritte Erkundung heute und morgen sollte reichen, das infrage kommende Terrain einzugrenzen. Sind wir erst einmal mit der Ausrüstung vor Ort, saugen wir einfach den Sand ab, schnappen uns die Münzen und verschwinden.«
Nach einer Pause fuhr er fort. »Wie ich bereits gesagt habe, wir brauchen zweihunderttausend Dollar, um die Sache durchzuziehen. Der Gewinn aus Ihren fünfzig Riesen wird in die Millionen gehen. Ich will die gesamte Summe nicht sofort. Wenn Sie mir Ende der Woche zwanzigtausend Dollar geben, sichert Ihnen das einen Platz am Tisch unserer Interessengemeinschaft.«
Nach einer Weile nickte Raymond. »Okay.«
Vallance klatschte in die Hände. »Zeit, sich in Schale zu werfen, Herrschaften.«
Raymond ging nach unten, zog sich um und erschien wieder an Deck. Allie und Vallance, beide in farbenfrohen Taucheranzügen, waren gerade dabei, Druckluft-Flaschen und Regulatoren zu überprüften. In ihrer bunten Kluft erinnerten die beiden an glänzende, tropische Frösche. Vallance reichte ihm einen Gürtel mit Bleigewichten und ein verchromtes Messer in einer Gummischeide. »Schnallen Sie das um.«
Von der Schiffsseite aus sprangen sie ins Wasser. Vallance wies den Weg, vorbei am inneren Riff ins tiefere Wasser. Während sie Richtung Meeresgrund tauchten, überkam Raymond eine merkwürdige Angst, ein Gefühl, als würde sich eine riesige Faust um seine Lunge schlieÃen. Er wusste, dass seine Lunge sich zusammenzog. Das Wasser wurde merklich kälter und ihm wurde bewusst, wie er die Luft buchstäblich verschlang. Sie erschien ihm dick und schwer, wie eine Flüssigkeit, die in seine Lungenflügel strömte. Dann registrierte er, dass die Farbe Rot aus seinem Farbspektrum verschwand. Aus dem Label am Ãrmel seines Taucheranzugs verflüchtigte sich das Rot. Raymonds Herz fing an, wie wild zu hämmern.
Er sah sich nach Vallance und Allie um. Er konnte sie nirgends ausmachen. Mehrere Minuten lang war er im trüben Wasser gefangen, bis dann mit einem Male Allie neben ihm war, winkte und nach unten zeigte. Bei ihrem Anblick fand er seine Nervenstärke wieder.
Danach sah er sich um und genoss es, und als er Vallance entdeckte, stand der auf dem Meeresgrund, ruderte mit den Armen, um sein Gleichgewicht zu halten. Seine Schwimmflossen wirbelten den Sand auf und Raymond beobachtete, wie eine alte Münze auftauchte, dann eine weitere. Beide trugen neben dem Namen des Königs eine lateinische Inschrift und ein Datum, das mehr als hundertundsiebzig Jahre vor Raymonds Geburt lag.
VIERZEHN
Die Münzen â ihre tragische Geschichte, ihr Gewicht und ihre Beschaffenheit, ihr goldener Glanz â lieÃen Raymond nicht mehr los. Er spürte, wie sich Verlangen und Faszination in ihm regten. Vor seinem geistigen Auge sah er den
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