Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
ausgerichtet, und ihre
Glitzerfassaden standen in einem scharfen Kontrast zu dem 1880er Charme des
weißen, viktorianischen Gerichtsgebäudes auf einer weiten Rasenfläche an der
Hauptstraße. In dem modernen Gebäude dahinter, in dem das Sheriffbüro
untergebracht war — es lag seltsamerweise auch an einer Bryant Street wie das
Justizgebäude in San Francisco hatte ich mich mit Kristen Lark über den Mord an
Erickson unterhalten. Nach Schätzung des Gerichtsmediziners sei der Mann nicht
länger als zwei Stunden tot gewesen, als Lily Nickles und ihr Tanzpartner ihn
entdeckt hatten, sagte sie. Die Tatwaffe sei eine Automatic Kaliber .22
gewesen. Die Spurensicherung habe keinen Hinweis darauf gefunden, wo Erickson erschossen
worden sei, wo man ihn ins Wasser geworfen oder wo er sich vorher in der Gegend
aufgehalten habe. Seine Fingerabdrücke hatten zu keinem der Abdrücke gepaßt,
die man nach den Einbrüchen in Ripinskys Haus, in die Wohnwagen und in die
Hütte in der Feriensiedlung genommen habe. Kristen Lark habe sich mit der
Polizei von San Francisco in Verbindung gesetzt, und die habe dann Ericksons
Frau von seinem Tod unterrichtet.
    »Ich habe um Hintergrundinformationen
über das Opfer gebeten«, sagte sie, »aber ich glaube, viel ist das nicht. Die
haben dort selbst zuviel am Hals, da kümmert die, offen gesagt, ein Mord im
Mono County nicht besonders. Außer, daß seine Frau an einer feinen Adresse
wohnt und er ein Büro in einem Hochhaus in der Innenstadt hatte, wissen wir
überhaupt nichts über ihn.«
    Ned Sanderman hatte sich noch nicht die
Mühe gemacht, sie oder Gifford anzurufen. Daher erzählte ich ihr weiter, was
ich von ihm erfahren hatte, und fragte dann: »Wo hatte Erickson sein Büro?«
    »Im Embarcadero Center.« Sie zog eine
Geschäftskarte aus der Akte vor sich und schob sie mir herüber. »Davon hatte er
eine kleine Schachtel voll im Handschuhfach seines gemieteten Bronco.«
    Ich sah mir die Karte an. Es war eine
gute Qualität, blaue geprägte Buchstaben auf perlgrauem Hintergrund:
Cross-Cultural Concepts, Inc. In kleinen Buchstaben stand »International
Marketing Practices« darunter. Erickson firmierte als ihr Präsident.
    Als ich aufsah, schaute Kristen Lark
mich erwartungsvoll an. »Wahrscheinlich müssen wir jemanden hinschicken, der
mit seiner Frau und seinen Angestellten spricht«, sagte sie. »Das wird unseren
Etat strapazieren, und nachdem jetzt die Ferienzeit beginnt, können wir im
Augenblick niemanden so leicht entbehren.«
    Ich ergriff die Chance, die sie mir
bot. »Was halten Sie in diesem Fall von einer Zusammenarbeit mit privaten
Ermittlern?«
    »Das sehen wir lockerer als viele
andere Gerichtsbezirke, vor allem deswegen, weil unsere steuerlichen
Abzugsmöglichkeiten nicht mit denen der privaten zu vergleichen sind.«
    »Ich helfe Ihnen gern, über Erickson
einige Dinge auszugraben.«
    Kristen Lark grinste. »Wissen Sie,
irgendwie habe ich mir das gedacht.«
    Ich versprach, mit ihr in Verbindung zu
bleiben, und schrieb mir den Namen ihres Kontaktmanns bei der Mordkommission in
San Francisco auf — es war Bart Wallace, den ich kannte und mochte. Dann fuhr
ich weiter über die Grenze nach Nevada Richtung Carson City.
    Das besonders teure Ormsby House dort
ließ ich aus und konzentrierte mich auf die Kasinos, die so aussahen, als
würden sie eher von einem Goldschürfer wie Earl Hopwood frequentiert. Aber ich
zog nur Nieten, als ich beim Aufsichtspersonal sein Foto herumzeigte. In Reno
war es das gleiche, bis ich am Ende des Strip in einem schäbigen Kasino
landete, das mit Nachlässen für Senioren warb, mit freiem Parken und
Spezialdinners für frühe Gäste. Der Chef der Aufsicht dort erkannte Hopwood
sofort.
    »Er ist seit zehn, vielleicht zwölf
Jahren unser Stammgast«, sagte er mir. »Wenn er flüssig ist, ist Blackjack sein
Spiel — an den Zwei-Dollar-Tischen. Sonst spielt er an den Automaten — meistens
mit Vierteldollars.«
    »Haben Sie ihn in den beiden letzten
Wochen gesehen?«
    Der Mann dachte einen Augenblick nach.
»Nein, wenn ich es mir genau überlege, ist er seit letztem Sommer nicht mehr
hier gewesen.«
    »Sind Sie da sicher? Könnte es sein,
daß er nicht aufgefallen ist oder daß er da war, während Sie Urlaub hatten?«
    »Nein. Hopwood ist ein netter Kerl, wir
mögen ihn alle. Selbst wenn ich persönlich ihn nicht gesehen haben sollte,
hätte mir jemand gesagt, daß er wieder da ist. Und Urlaub habe ich seit über
einem Jahr nicht mehr gemacht.«
    Damit

Weitere Kostenlose Bücher