Niewinter 01 - Gauntlgrym
Stadt.«
»Ich dachte, es wäre mehr wie Letzthafen. Luskan ist doch ein Piratennest.«
»Luskan ist weit mehr als das«, erwiderte Dahlia. »Jedenfalls war das früher so.«
Tatsächlich war die Stadt seit ihrem letzten Besuch deutlich heruntergekommen. Die Straßen waren verdreckt, und es schien mehr leer stehende, teilweise auch ausgebrannte Häuser zu geben als bewohnbare. Es gab auch mehr geschlossene Geschäfte als offene, und aus dem Schatten der Seitenstraßen und Ruinen wurden sie von vielen kalten Augen mit bösen Absichten beobachtet.
Dahlia konzentrierte sich wieder auf ihre Soldaten. »Ein Drow und ein Zwerg«, teilte sie ihnen mit. »Wir suchen einen Drow mit einem Zwerg. Es gibt nur wenige Dunkelelfen in Luskan, und jeder von denen kennt denjenigen, den wir suchen, so viel steht fest. Teilt euch in kleine Gruppen auf, immer drei bis vier Mann, und schwärmt in die Tavernen und Wirtshäuser aus. Früher gab es davon eine ganze Menge in Luskan. Die, die heute noch existieren, dürften leicht zu finden sein. Sperrt Augen und Ohren auf. Dann wissen wir bald genauer über die Stadt Bescheid. Und du«, sagte sie zu Devand, »nimmst die drei besten Krieger. Wir steigen in die Unterstadt ab, dorthin, wo Valindra früher gewohnt hat. Dort liegen die alten Ranken des Hauptturms des Arkanums, die mich damals nach Gauntlgrym und zum Urelementar geführt haben, und dort finden wir auch die Tunnel, die uns an diesen Ort zurückbringen, falls wir unsere Feinde verfolgen müssen.«
»Wir hätten Valindra mitbringen sollen«, bemerkte Devand, doch Dahlia schüttelte den Kopf.
»Das hat Sylora abgelehnt«, sagte sie. »Und ich bin froh darüber. Der Lich lässt sich bisher nicht beherrschen und ist unberechenbar.«
Devand verneigte sich, schlug bescheiden die Augen nieder und beließ es dabei.
Der Anführer wählte die geeigneten Begleiter, und die erfahrenen Kämpfer hielten Dahlia nicht auf, als sie unverzüglich durch Illusk abstieg und in die Tiefen von Luskan vordrang. Die Ashmadai-Zepter waren leicht magisch, so dass sie wie düstere Fackeln leuchteten, und das von Devand diente ihnen aufgrund eines stärkeren Zaubers sogar als brauchbare Laterne. Damit und mit Hilfe ihrer Broschen bereiteten die zahlreichen Ghule und die anderen untoten Wesen in diesem Teil des Landes ihnen wenig Probleme. Schon bald erreichten sie den ehemaligen Wohnsitz von Valindra.
Der Raum sah genauso aus, wie Dahlia ihn in Erinnerung hatte, nur staubiger. Alles andere war wie damals: die Möbel, die alten Bücher, die unzähligen kunstvollen Leuchter …
Alles bis auf den anderen Schädelstein. Das Phylakterion von Arklem Greeth war verschwunden.
Das wunderte Dahlia ein wenig, und sie fragte sich, ob der mächtige Lich seinem Gefängnis womöglich doch noch entronnen war. Oder Jarlaxle hatte die Stadt verlassen und Greeths Behältnis mitgenommen. Einen derartigen Schatz würde er schließlich nicht zurücklassen.
Die Elfe verkniff sich ein enttäuschtes Aufseufzen. Sie hatte so sehr gehofft, dass Jarlaxle noch in Luskan wäre.
»Die Ranken!«, hörte sie Devand draußen rufen. Als sie hinaustrat, untersuchte er mit den anderen Ashmadai die Decken, und sie folgten den grünen Wurzeln des einstigen Hauptturms.
»Die Ranken!«, verkündete Devand noch einmal, als sie kam. Dahlia nickte.
»Da entlang«, erklärte sie und deutete auf einen Tunnel, der nach Südosten führte. »Das ist der Weg nach Gauntlgrym. Ihr zwei«, sagte sie, wobei sie auf Devand und einen anderen deutete, »ihr folgt diesem Weg und seht nach, ob er noch offen steht.«
»Wie weit?«, fragte Devand.
»So weit wie möglich. Du weißt, wie du von hier aus wieder in die Stadt kommst?«
»Natürlich.«
»Dann los. So weit es geht, den ganzen Tag und die ganze Nacht. Und achtet dabei auf alles, was darauf hindeutet, dass in letzter Zeit jemand hier war – leere Wasserschläuche, Ruß von Fackeln, Fußspuren, einfach alles.«
Die zwei verbeugten sich und brachen auf.
Dahlia kehrte mit den anderen nach Luskan zurück, wo sie mit dem Rest der Gruppe in einem schäbigen Gasthaus am südlichen Stadtrand verabredet war, unweit von Illusk. Einer nach dem anderen stellten sich die Suchtrupps dort ein und berichteten, was sie in den vielen über die Stadt verstreuten Schänken in Erfahrung gebracht hatten. Sie hatten sich wie befohlen mit der Umgebung vertraut gemacht, aber bisher hatte keiner Hinweise auf Dunkelelfen gefunden.
Diese Nachrichten nahm Dahlia mit
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