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Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Seitengang zu einem Kamin, durch den der Panther über ein Dutzend Fuß auf die nächste Ebene hochschnellte. Bruenor kam direkt unter dem Schacht zum Stehen, drehte sich um und legte die Hände zur Räuberleiter ineinander. Drizzt hielt gar nicht erst an, sondern nutzte die Steighilfe und sprang nach oben, während Bruenor nachhalf. Schon hing Drizzt am Boden der nächsthöheren Ebene, und Bruenor hielt sich an seinen Beinen fest. Guenhwyvar biss erneut in den Filzmantel des Elfen und in sein Wams und zog mit der ganzen, beträchtlichen Kraft ihres Körpers.
    Und dann rannten sie weiter, wie die Freunde es hundert Jahre lang als eingespielte Gruppe gehalten hatten, und als das nächste Nachbeben durch den Boden lief, rollten sie bereits, gefolgt von einer Staubwolke, durch den Zugang zur Höhle ins Freie. Sie hörten den donnernden Nachhall der Katastrophe tief im Berg.
    Ein Stück vor der Höhle sanken sie Seite an Seite ins Gras, wo sie keuchend sitzen blieben und zu den Tunneln zurückstarrten, die ihnen fast zum Grab geworden wären.
    »Da gibt’s jetzt einiges zu tun«, maulte Bruenor.
    Drizzt fing an zu lachen – was hätte er sonst tun sollen? –, worauf Bruenor ihm zunächst einen verwirrten Blick zuwarf und dann mit einfiel. Der Drow rollte auf den Rücken, starrte zum Himmel und lachte immer noch über die absurde Vorstellung, dass beinahe ein Erdbeben das erledigt hätte, was Tausenden von Feinden nicht gelungen war. Was für ein absurdes Ende für Drizzt Do’Urden und König Bruenor Heldenhammer, dachte er.
    Irgendwann hob er den Kopf und sah zu Bruenor hinüber, der zur Höhle gegangen war. Mit den Händen auf den Hüften starrte er in die Finsternis.
    »Hier ist es, Elf«, erklärte der Zwerg. »Ich weiß es, und jetzt gibt es einiges zu tun.«
    »Wohlan denn, Bruenor Heldenhammer«, flüsterte Drizzt, wie er es schon hundert Jahre lang tat. »Und es sollte dich glücklich stimmen, dass jedes Monster an unserem Weg den Kopf einziehen wird, wenn du kommst.«
    An einer Hausecke etwas weiter die Straße hinunter beobachtete Barrabas der Graue, wie ein blutig geprügelter Mann aus der Taverne stolperte, dem vier schon bekannte Raufbolde folgten. Der arme Tölpel fiel mit dem Gesicht auf das Pflaster, wo ihn die Gruppe umstellte, um abwechselnd auf ihn einzutreten und ihn zu bespucken. Zwei der Männer schlugen mit Tischbeinen auf ihn ein, die sie wie Keulen benutzten. Einer zog sogar ein kurzes Messer, mit dem er dem Mann mehrfach in Gesäß und Schenkel stach. Nur der vierte hielt sich fluchend abseits, weil er immer noch humpelte. Mit einer Hand schwenkte er ebenfalls ein Tischbein, doch mit der anderen fasste er sich zwischen die Beine.
    Barrabas achtete wenig auf die Einzelheiten, auch nicht auf die jämmerlichen Schreie des Mannes. Er hatte noch das Kreischen des Wächters in Graf Hugo Babris’ Haus im Ohr, dem das Gift des Steinstachlers wie glühendes Eisen durch die Adern gejagt war. Inzwischen musste die zweite Phase des Gifts eingesetzt haben, in der sich die Muskeln schmerzhaft verkrampften und auch der Magen sich zusammenzog, so dass man würgte, obwohl es längst nichts mehr zu erbrechen gab. Am Morgen würde dieser Zustand in extreme Schwäche und dumpfe Schmerzen übergehen, die beide tagelang anhalten würden. Ob der Wächter eine solche Tortur verdient hatte, konnte Barrabas nicht wissen. Sein einziges »Verbrechen« bestand darin, dass er kurz nach Barrabas an Hugo Babris’ Tür eingetroffen war. Und er war ein wenig zu neugierig gewesen …
    Der Mörder grinste böse und schüttelte die unerwünschten Gewissensbisse ab. Dann wandte er sich wieder den vieren zu, die jetzt auf ihn zukamen, ihn im Schatten des Hauses jedoch nicht sehen konnten.
    Es wäre klug gewesen, sich in die Gasse zurückzuziehen und zu verschwinden. Schließlich sollte er in Niewinter keine unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Doch in dieser Nachtstunde fühlte er sich besudelt und sehnte sich danach, sich reinzuwaschen.
    »So sieht man sich wieder«, grüßte er daher die vier Männer, als sie auf seiner Höhe waren. Sie drehten sich alle gleichzeitig zu ihm um, worauf er die Kapuze seines Elfenmantels zurückschlug und sich zu erkennen gab.
    »Du!«, rief der eine aus, der immer noch Schmerzen litt.
    Barrabas lächelte und glitt in die Gasse zurück.
    Die drei mit den Keulen und der eine mit dem Messer stürmten wütend hinterher und gelobten Vergeltung, auch wenn der eine mehr taumelte als rannte.

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