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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
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muss Schicksal sein. Das ist mein erster Tag in New York, seit wir uns bei der Orgie auf Long Island trafen, und sofort sehen wir uns wieder!«
    Mary lächelte. »Beklagen Sie sich etwa?«
    Ohne ihre Frage zu beantworten, ergriff er ihre Hand. »Ich wusste es! Sie haben Finger wie goldene Chrysanthemenblätter. Ich habe Ihre Finger nie vergessen.«
    Mary war zu verlegen, um eine Antwort zu finden.
    Gareth Johns saß noch neben ihr. »Nun, Mr Kasson, Sie haben offensichtlich ein Talent für Wörter. Man sagt, dass Sie ein Schriftsteller sind.«
    »Nein, noch nicht. Ich möchte schreiben, aber das ist nicht so einfach. Es ist schwierig, damit zu beginnen, wenn man bedenkt, was Sie bereits geschaffen haben.«
    »Sie haben also meine Bücher gelesen?«
    »Alle lesen Sie, Mr Johns.«
    »Lassen Sie sich nicht davon abhalten. Kritik und Publikum haben immer die neuen Talente am liebsten. Von uns Alten haben sie genug, wenn sie die Geheimnisse unserer Technik durchschaut haben. Worüber möchten Sie schreiben?«
    »Ich weiß es nicht, Mr Johns. Wie fängt man damit an?«
    »Nun, offen gesagt, man wird meiner Meinung nach Schriftsteller, indem man schreibt. Themen haben Sie genügend.« Gareth ließ seinen Blick über die Anwesenden streifen.
    »Ich sehe keinen Sinn darin, hierüber zu schreiben«, widersprach Byron etwas zu hitzig, wie Mary fand. »Das hat zu viel Ähnlichkeit mit Edith Whartons Milieu.«
    »Nun, das Leben schwarzer Unterschichten ist exotisch genug. Es ist wundervoll, phantastisch! Und der Humor! So vital, und dann der Sprachschatz! Erfrischend und pittoresk! Ich glaube, das wurde in der Literatur noch nicht behandelt.«
    »Ich denke, ich weiß kaum etwas über das Leben der schwarzen Unterschicht«, erwiderte Byron kühl.
    »Dann gibt es das Collegeleben …«
    »Ich war auf einem weißen College.« Byron wandte sich ab.
    »Ich scheine Ihren Freund beleidigt zu haben«, sagte Gareth Johns zu Mary. »Wie das denn?«
    »Nein, sicher nicht. Er ist nur schüchtern, weil Sie ein berühmter Autor sind.« Mary war erstaunt, dass sie Byron in Schutz nahm. »Er hat vermutlich noch nie einen richtigen Schriftsteller getroffen.« Der Schriftsteller zündete sich achselzuckend eine Zigarette an. »Ob wir Miss Waldeck dazu überreden könnten, Stand still, Jordan zu singen?«

Kapitel 6 Es war wohl ein merkwürdiger Zufall, dass Mary am nächsten Tag Randolph Pettijohn traf, als sie auf dem Weg zu Craig´s war, wo sie immer ihren Lunch zu sich nahm. Die Begegnung war ihr jedenfalls weniger peinlich als vermutet. Irgendetwas hatte ihr einen Schutzpanzer verliehen. Was das war, wollte sie nicht herausfinden. Sie wusste nur, dass sie sich sicherer fühlte, und als der King stehen blieb und ihr die Hand reichte, ergriff Mary sie fast freundschaftlich. Randolph Pettijohn tat ihr leid, und sie tat sich selbst etwas leid, weil sie nicht schlau genug war, um das anzunehmen, was er ihr so offensichtlich zu geben wünschte. Es war deutlich zu sehen, dass ihre Weigerung ihn verstört hatte; sie hatte seinem Stolz einen schweren Schlag versetzt und seine bisherige Meinung über die Menschen durcheinandergebracht. Es war nicht das, was er sagte – tatsächlich sagte er nichts von Bedeutung –, sondern die Art, wie er es sagte. Es bereitete ihr Vergnügen und erhöhte ihr Selbstbewusstsein, als sie erkannte, dass dieser Mann sie noch mehr respektierte, seitdem sie seinem Wunsch nicht entsprochen hatte. Sie verabschiedete sich, ging weiter, und für einen Augenblick war sie selbstherrlich und eingebildet, bis ihr Humor, nachdem ihr diese Selbstgefälligkeit bewusst wurde, die Oberhand gewann. Du brauchst dich für dein Verhalten nicht zu rechtfertigen, sagte sie sich. Du konntest gar nicht anders handeln. Du hast keiner Versuchung widerstanden, als du den Antrag ablehntest. Ganz im Gegenteil.
    Als Folge dieser Erkenntnis fühlte sich Mary schon wieder etwas kleiner, als sie Craig´s betrat und, nachdem sie einigen Bekannten zugenickt hatte, sich an einen freien Tisch setzte. Sie beschloss, nicht auf ihren Vater zu warten, mit dem sie hier verabredet war.
    Es war ihm grundsätzlich nicht gegeben, pünktlich zu sein. Er hatte überhaupt keinen Zeitbegriff, aber er sagte oft lachend und zu seiner Verteidigung, dass dies ein so typisches Rassenmerkmal sei, dass er es für seine heilige Pflicht hielte, es zu pflegen. Als Mary ihre Suppe zu löffeln begann, hörte sie hinter sich Stimmen.
    »Sylvia hätte sie nicht bei sich aufnehmen

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