Nigger Heaven - Roman
Wann und wo kann ich dich sehen?«
Mary lächelte matt. »Ich muss dir albern vorkommen, Byron.«
»Darf ich heute Abend kommen?«
»Ach, was wird Ollie denken?«
»Macht es dir etwas aus, was Ollie denkt?«
»Äh … nein. Ja, komm vorbei.«
»Wann?«
»So gegen halb neun.«
»Abgemacht.«
»Hast du dich schon nach Arbeit umgesehen, Byron?«
Er lachte verlegen. »Aber wie denn, ich bin gerade erst aufgestanden. Da kann ich mich noch nicht umgesehen haben. Übrigens will ich ja nicht die erstbeste Arbeit annehmen, sondern mir dabei etwas Zeit lassen.«
Später, nachdem er sie am Eingang der Bücherei verlassen hatte, bekam sie Angst. Ihre Unerfahrenheit, ihr früherer Wunsch, keine Erfahrungen machen zu wollen, hatte sich gerächt. Sie war, fand sie jetzt, allzu offenherzig gewesen. Sie hatte ihn sofort merken lassen, dass sie ihn liebte. Darin zumindest hatte sie sich als ein Kind ihrer Rasse erwiesen, aber unbestimmte Zweifel überkamen sie jetzt, und sie wusste nicht, ob es klug gewesen war, diesem warmen Impuls nachzugeben. Konnte sie denn niemals einfach sein? Scheinbar nicht. Ihr Verstand, dieser Störenfried, stand etwas abseits und beurteilte mit ruhiger, leidenschaftsloser Logik alle ihre Handlungen und fand, dass sie ihre Liebe zu früh gestanden, ihre Eifersucht zu schnell gezeigt und ihm vorzeitig zu verstehen gegeben hatte, wie sehr er ihr fehlte, wenn er nicht bei ihr war. Jetzt, überlegte sie, war er sich seiner Macht über sie voll bewusst. Trotzdem war ihr klar, dass sie sich auch in Zukunft nicht mehr in der Gewalt haben würde. Als sie ihrer ersten leidenschaftlichen Gefühlswallung nachgab, hatte sie offensichtlich ihren inneren Frieden aufgegeben. Seit weniger als vierundzwanzig Stunden liebte sie mit vollem Bewusstsein – denn wenn auch ihre erste Begegnung mit Byron bei Adora wichtig gewesen war, so war es nichts im Vergleich mit dem, was jetzt mit ihr geschah –, und schon lernte sie den ganzen Schmerz und Kummer dieses Zustands kennen. Sie war nicht mehr Herr ihrer Gefühle. Sie war eigentlich, wie sie sich gestand, deren Sklavin.
Olive war noch nicht zu Hause, als Mary die Wohnung betrat. Sie ging in die Küche und hob die Deckel von verschiedenen Behältern hoch – Mehl, Zucker, Gewürze, getrocknete Pilze, Kidneybohnen: lauter geheimnisvolle Ingredienzien. Was machte man damit? Im Eisschrank fand sie eine Schüssel mit kaltem Lamm, ein merkwürdiges, stark aromatisches Gemisch in einer Schale, eine halbvolle Glasschüssel mit kalten Kartoffeln. Olive konnte diese Dinge in ein appetitliches Mahl verwandeln, sie selbst aber war hilflos. Seufzend setzte sie sich auf einen Stuhl.
Die Wohnungstür öffnete und schloss sich, und Olive kam herein. »Mary!«, rief sie verdutzt. »Was machst du denn in der Küche?«
»Ich wollte etwas für das Abendessen zubereiten, aber ich weiß nicht, wie ich es anfangen soll.«
Olive sah sie einen Augenblick schweigend und erstaunt an. Sie war offensichtlich amüsiert.
»Deck du den Tisch«, befahl sie halb im Scherz, »und ich werde wie immer kochen.«
»Ich möchte aber wirklich kochen lernen, Ollie. Bitte, ich möchte dir helfen.«
»Nun«, bemerkte Olive, während sie sich eine Schürze umband, »das scheint ja ein recht guter Scheich zu sein. Studierst du bereits die häuslichen Künste?«
Mary musste lächeln. »Na ja, der Scheich ist schon ziemlich gut. Ich dachte, wenn er einmal zum Essen kommt, könnte ich etwas zubereiten.«
»So, dachtest du! Mary, schreck den Mann nicht ab. Mach ihm die erste Mahlzeit erst nach der Hochzeit. Dann ist es zu spät für ihn, um abzuhauen.«
»Ollie, glaubst du denn, dass ich mich so dumm anstellen werde?«
»Du bist eine Katastrophe.« Olive sah immer überraschter aus.
»Na, wenn du einmal mit der Liebe anfängst, kommst du aber schnell in Fahrt. Oder hast du mir diesen Scheich verschwiegen? Hast du ihn etwa in den letzten Monaten immer im Park getroffen ?«
»Ollie! Natürlich nicht!«
»Wie lange war er denn gestern da?«
»Oh, er muss … gleich nach euch gegangen sein.«
»Wenn das so war, dann arbeitet er aber so fix wie du! Wann kommt er heute?«
»Äh, warum … wie … halb neun.«
»Nun, dann mach schnell. Zwei Stunden brauchst du mindestens zum Aufhübschen.«
Howard war wieder zum Essen da. Olive und er wollten ins Theater gehen. Sie gingen gnädig mit Mary um und machten keine weiteren Anspielungen.
»Schade, dass du gestern nicht mitgekommen bist, Mary«, sagte
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