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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
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Howard.
    »Wo wart ihr?«
    »Atlantic City Joe´s. Wir hatten Lust auf eine richtige Kaschemme.«
    »Nie davon gehört. Ich mache mir nicht so viel aus diesen Nachtlokalen.«
    »Ich war vorher auch noch nie dort«, meinte Olive. »Scheint eines der Lieblingslokale von Dick zu sein. Da gibt es eine Grotesktänzerin namens Zebra.«
    »Was für ein Bauchtanz!«, rief Howard enthusiastisch. »Sie sang ein Lied, das so ging:
    Takes a better man than you
To make sweet mama shout!
    [Da muss schon ein anderer Mann her, / Um deine Kleine zum Schreien zu bringen!]
    »Das ganze Lokal ist etwa so groß wie dieses Zimmer«, fuhr Olive fort, »aber trotzdem ist mehr Raum zum Tanzen als im Black Venus, weil sie weniger Tische haben. Dick ist beim Black Bottom ein richtiger Feger.«
    Als sie aufstanden, sagte Mary zu Olive: »Lass bitte den Kaffee in der Kanne. Ich wärme ihn dann auf, wenn ich ihn will.«
    »Aha, Besuch?«, murmelte Howard fragend.
    »Ja«, erwiderte Olive in einem Ton, der jede weitere Frage verbot. Als sie fort waren, ging Mary in ihr Zimmer und zog ein ärmelloses, enganliegendes blaues Seidenkleid an, das nur bis zu den Knien reichte. Sie frisierte sich und schminkte Gesicht und Lippen sorgfältig. Dann entfernte sie einen kleinen Fleck von ihren Satinschuhen. Sie sah auf die Uhr. Es war drei viertel neun.
    Mary merkte, dass sie schläfrig war. Sie hatte die Nacht davor kaum geschlafen. Sie ging in die Küche und zündete das Feuer unter der Kaffeemaschine an. Da es ihr zu warm schien, öffnete sie das Küchenfenster. Dann saß sie ziemlich matt herum, bis die braunen Blasen in dem Glasbehälter fröhlich zu tanzen begannen. Sie schenkte sich eine Tasse ein und ging ins Wohnzimmer.
    Sie nahm das heiße Getränk löffelweise zu sich. Noch immer ruhelos, ging sie in ihr Zimmer, um Zigaretten und ein Buch zu holen. Sie sah sich die Titel mehrerer Bände auf ihrem Tisch an, bevor sie zu David Garnetts The Sailor´s Return griff. Im Wohnzimmer nippte sie dann an ihrem Kaffee, zündete eine Zigarette an und schlug das Buch auf: »Vollkommenheit liegt in Einheit; such dir zuerst eine Frau aus und dann etwas in ihr«, lauteten die ersten Zeilen. Sie legte das Buch beiseite. Was wusste sie denn eigentlich von Byron? Wählte er etwa zuerst eine Frau aus? War sie die Erste? Hatte es andere gegeben? Gab es jetzt gerade vielleicht andere? Marys Herz klopfte heftig, als sie überlegte, was es für sie bedeuten würde, wenn er eine andere liebte. Sie wollte ihn für sich und nur für sich allein. Sie wollte ihn besitzen.
    Sie fiel in eine schläfrige Benommenheit und malte sich glückselig aus, wie das Leben mit ihm sein würde. Plötzlich, mit einem Ruck, war sie hellwach. Sie sah auf die Uhr und entdeckte, dass es drei viertel elf war. Im Zimmer war es zugig. Sie erinnerte sich an das offene Fenster und schloss es. Dann ging sie zu ihrem Sessel zurück und begann zu lesen: »Am 10. Juni 1853 lief die ›Duke of Kent‹ wohlbehalten in den Hafen von Southampton ein. An Bord war ein Seemann namens William Targett, der sich in Lissabon als Passagier eingeschifft hatte, um in seine Heimat zurückzukehren. Er war …«
    Mary sprang auf, es klingelte. Dann saß sie einen Augenblick ganz still da, um ihre leicht zuckenden Muskeln unter Kontrolle zu bringen. Schließlich öffnete sie die Tür.

Kapitel 8 »Du kannst mich nicht fangen!«
»Das wirst du schon sehen!«
Mary rannte, von Byron verfolgt, schnell einen Pfad hinunter. Gerade als er sie eingeholt hatte, wandte sie sich schnell um, wollte ihm entwischen, verlor dabei das Gleichgewicht und fiel hin. Byron stolperte über sie und fiel ebenfalls hin. Auf der kalten Erde ausgestreckt, schrien sie vor Lachen.
    Als sie sich erholt hatten, gingen sie Hand in Hand den Pfad entlang, bis sie eine Bank entdeckten, auf die sie sich setzten. Ein Eichhörnchen sprang aus welken Blättern hervor, lief quer über den Pfad, stellte sich einen Augenblick auf die Hinterbeine, lauschte ängstlich und huschte dann einen schlanken Baumstamm hinauf. Ein Sperling hüpfte auf dem Kies hin und her und pickte nach Würmern. Ab und zu stellte er den Kopf schräg, zirpte und sah das Paar neugierig an.
    »Kannst du eigentlich den Charleston tanzen?«, fragte Byron unvermittelt.
    »Nicht besonders gut. Und du?«
    Statt zu antworten, schleuderte er seinen Mantel beiseite und sprang mitten auf den Weg, wo er eine Reihe wilder Tanzschritte vorführte. Mary klatschte rhythmisch in die Hände.
    »Du hättest

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