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Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate

Titel: Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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auszusprechen.
    Aber warum ?, dachte sie. Sie spürte, wie Übelkeit und Schwindel sie befielen. Warum sollte irgendjemand das Blut eines Mädchens trinken wollen? Kein Tier und kein Mensch tat das. Er musste doch ein Dämon sein.
    Arno trat vor. Er ergriff sachte Ryls Kinn und drehte ihren Kopf zu dem Fremden um.
    »War er es, der dich angegriffen hat?«
    Ryl starrte benommen geradeaus – und dann schienen ihre Augen sich plötzlich zu klären. Ihre Pupillen wurden groß, und sie sah in das Gesicht des Fremden.
    Dann begann sie zu schreien.
    Sie schrie und schrie und riss die Hände hoch, um sich die Augen zuzuhalten. Ihre Mutter begann zu schluchzen und wiegte sie hin und her. Einige der Männer brüllten den Fremden an, stachen mit Speeren in seine Richtung, überwältigt von Erschrecken und Entsetzen. In Hanas Kopf verschmolzen alle Geräusche miteinander zu einem schrecklichen Missklang.
    Hana zitterte. Sie streckte automatisch die Hände nach der kleinen Ryl aus, ohne zu wissen, wie sie sie trösten sollte. Ket weinte. Sada wimmerte, während sie ihr Kind festhielt. Menschen kamen rufend aus der Kalksteinhöhle gerannt und versuchten herauszufinden, was es mit all
dem Lärm auf sich hatte. Und während all dessen kauerte der Fremde sich zusammen, die Augen geschlossen, das Gesicht eine Maske der Trauer.
    Arnos Stimme übertönte die der anderen. »Ich denke, wir Jäger wissen, was mit ihm zu geschehen hat. Dies ist nicht länger eine Angelegenheit für Schamanen!« Während er sprach, sah er Hana an.
    Hana erwiderte seinen Blick. Sie konnte nicht sprechen. Es gab keinen Grund, warum es ihr wichtig sein sollte, was mit dem Fremden geschah – aber es war ihr wichtig. Er hatte ihre Cousine verletzt … Doch er sah so elend, so unglücklich aus.
    Vielleicht konnte er nicht anders, dachte sie plötzlich. Sie wusste nicht, woher sie diese Idee hatte, aber es war die Art von Instinkt, wegen der die Alte Mutter sagte, sie solle Schamanin werden.
    Vielleicht … Er wollte es nicht tun, aber irgendetwas trieb in dazu. Und jetzt tat es ihm leid und er schämte sich. Vielleicht … Oh, ich weiß es nicht!
    Immer noch zitternd erhob sie abermals die Stimme. »Ihr könnt ihn nicht einfach töten. Ihr müsst ihn zur Alten Mutter bringen.«
    »Das geht sie nichts an!«
    »Es geht sie sehr wohl etwas an, wenn er ein Dämon ist! Du bestimmst nicht allein, Arno. Du führst die Jäger an. Aber die Alte Mutter ist die Anführerin der Geister.«
    Arnos Gesicht wurde starr vor Wut.

    »Also schön«, sagte er. »Wir bringen ihn zur Alten Mutter.«
    Die Männer trieben den Fremden mit ihren Speeren in die Höhle. Mittlerweile hatten sich die meisten Angehörigen des Stamms versammelt und ein wütendes Murmeln war zu hören.
    Die Alte Mutter war die älteste Frau des Stamms – die Urgroßmutter von Hana und Ryl und fast allen anderen. Ihr Gesicht war mit Runzeln bedeckt und ihr Körper war wie ein vertrockneter Stock. Aber ihre dunklen Augen blickten voller Weisheit. Sie war die Schamanin des Stamms. Sie war diejenige, die direkt bei der Erdgöttin, der Hellen Mutter, der Spenderin von Leben, Fürsprache einlegte, der Göttin, die über allen anderen Geistern stand.
    Sie hörte sich die Geschichte ernst an und saß auf ihrer Lederpritsche, während die anderen sie umlagerten. Hana rückte nah an sie heran und Ryl wurde ihr auf den Schoß gesetzt.
    »Sie wollen ihn töten«, murmelte Hana der alten Frau ins Ohr, als die Geschichte erzählt war. »Aber schau in seine Augen. Ich weiß, dass es ihm leidtut, und ich denke, er wollte Ryl vielleicht nicht verletzen. Kannst du mit ihm reden, Alte Mutter?«
    Die Alte Mutter kannte viele verschiedene Sprachen, denn sie war in jungen Jahren weit gereist. Aber nachdem sie es mit mehreren versucht hatte, schüttelte sie nun den Kopf.

    »Dämonen sprechen keine menschlichen Sprachen«, sagte Arno geringschätzig. Er hielt seinen Speer bereit, obwohl der Fremde, der vor der alten Frau hockte, mit nichts zu erkennen gab, dass er versuchen würde wegzulaufen.
    »Er ist kein Dämon«, erklärte die Alte Mutter mit einem strengen Blick in Arnos Richtung. Dann fügte sie langsam hinzu: »Aber er ist gewiss auch kein Mensch. Ich bin mir nicht sicher, was er ist. Die Göttin hat mir niemals etwas über Leute wie ihn erzählt.«
    »Dann hat die Göttin offensichtlich auch kein Interesse daran«, bemerkte Arno mit einem Achselzucken. »Die Jäger sollten sich um ihn kümmern.«
    Hana umklammerte die

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