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Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate

Titel: Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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verschlang. Schock und Ärger. Er starrte ihr jetzt ins Gesicht, nicht mehr auf den Hals. Mit wütendem Funkeln in den Augen schüttelte er vehement den Kopf.
    Hana berührte ihren Hals und dann ihren Mund, dann machte sie eine weit ausholende Handbewegung. Iss. Und dann geh fort. Und um der Göttin willen, beeil dich, dachte sie und schloss die Augen. Bevor ich in Panik gerate und meine Meinung ändere. Sie weinte jetzt. Sie konnte es nicht verhindern. Sie ballte die Fäuste, biss die Zähne aufeinander und wartete grimmig ab, während sie versuchte, an ihrer Entschlossenheit festzuhalten. Als er sie zum ersten Mal berührte, tat er es, um nach ihrer Hand zu greifen.
    Hana öffnete die Augen. Er sah sie mit solch unendlicher Traurigkeit an. Sanft glättete er ihre Faust, dann küsste er ihre Hand. Dies galt bei allen Menschen als eine Geste der Dankbarkeit … und der Huldigung.
    Ein Schaudern überlief Hana. Ein Gefühl, das beinahe wie Schüttelfrost war, aber warm. Eine Leichtigkeit in ihrem Kopf und eine Schwäche in ihren Beinen. Ein Gefühl der Ehrfurcht und des Staunens, das sie bisher nur verspürt hatte, wenn die Alte Mutter sie lehrte, mit der Göttin in Verbindung zu treten.
    Sie konnte auch in den Augen des Fremden ein Erschrecken ablesen. Er empfand das Gleiche und diese Gefühle
waren für ihn ebenso neu wie für sie. Hana wusste es. Aber dann ließ er ihre Hand schnell fallen, und sie wusste, dass er außerdem Angst hatte. Diese Gefühle waren gefährlich – weil sie dadurch beide zueinander hingezogen wurden.
    Ein langer Moment verstrich, während sie dastanden und sie das Mondlicht in seinen Augen sah.
    Dann wandte er sich zum Gehen. Hana beobachtete ihn. Ihre Kehle schmerzte, und sie wusste, dass er sterben würde.
    Und irgendwie zerriss sie dieser Gedanke auf eine Weise, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte. Obwohl sie sich zwang, still und mit hoch erhobenem Kopf stehen zu bleiben, konnte sie die Tränen spüren, die ihr über die Wangen liefen. Sie wusste nicht, warum sie so empfand – aber es tat ihr schrecklich weh. Es war, als verlor sie etwas … unendlich Kostbares … bevor sie überhaupt eine Chance gehabt hatte, es kennenzulernen. Jetzt schien die Zukunft grau. Leer. Einsam.
    Frierend und trostlos stand sie neben dem schnell fließenden Fluss und spürte, wie der Wind durch sie hindurchblies. So allein …
    »Hannah! Hannah! Wach auf!«
    Jemand rief, aber es war niemand aus ihrer Höhle. Die Stimme klang – wie aus weiter Ferne – und schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen oder vielleicht vom Himmel selbst.

    Und sie sprach ihren Namen falsch aus.
    »Hannah, wach auf! Bitte! Mach die Augen auf!« Die ferne Stimme war verzweifelt. Und dann war da noch eine andere Stimme, eine ruhige Stimme, die tief in Hana eine Saite zum Klingen brachte. Eine Stimme, die noch weniger als ein Geräusch war und die direkt in Hanas Kopf hineinsprach. Hannah, komm zurück. Du brauchst das nicht noch einmal zu durchleben. Wach auf. Komm zurück, Hannah – jetzt.
    Hana von den Drei Flüssen schloss die Augen und erschlaffte.

KAPITEL SECHS
    Hannah öffnete die Augen.
    »Oh, Gott sei Dank«, sagte Paul. Er schien beinahe zu weinen. »Oh, Gott sei Dank. Siehst du mich? Weißt, du wer du bist?«
    »Ich bin nass«, antwortete Hannah langsam und benommen. Sie berührte ihr Gesicht. Ihr Haar tropfte. Paul hielt ein Wasserglas in der Hand. »Warum bin ich nass?«
    »Ich musste dich aufwecken.« Paul sank neben der Couch zu Boden. »Wie heißt du? Welches Jahr haben wir?«
    »Ich heiße Hannah Snow«, sagte Hannah, die sich immer noch schwindelig und körperlos fühlte. »Und wir haben …« Plötzlich stürzte aus dem Nebel eine Erinnerung auf sie ein. Sie schoss hoch und Tränen flossen aus ihren Augen. »Was war das alles?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte Paul. Er lehnte den Kopf an die Couch, dann blickte er auf. »Du hast einfach weitergeredet – du hast diese Geschichte erzählt, als wärst du dort. Es ist dir wirklich widerfahren. Und ich konnte nichts tun, um die Trance zu durchbrechen. Ich habe alles versucht – ich dachte, du würdest nie wieder daraus
auftauchen. Und dann hast du begonnen zu schluchzen, und ich konnte nichts tun, damit du aufhörst.«
    »Es hat sich so angefühlt, als würde es mir widerfahren«, erklärte Hannah. Ihr Kopf schmerzte; ihr ganzer Körper tat weh vor Anspannung. Und ihr war schwindelig von Erinnerungen, die absolut real waren, absolut ihre eigenen …

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