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Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Titel: Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green , Oliver Graute
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keinerlei Warenaustausch mit dir und deinesgleichen, und ich werde es nicht riskieren, dir etwas schuldig zu sein. Nimm das widerliche Ding. Bin froh, es los zu sein.“ Sie schniefte geräuschvoll, dann sah sie mich an. „Bin überrascht, einen Oblivion-Jungen mit einer von ihrer Sorte zu sehen, aber ich nehme an, du weißt, was du tust. Geblendet von einem charmanten Gesicht und vom Geruch einer Muschi benebelt. Genau wie dein Vater.“
    Polly und ich gingen schnell.
    „Weißt du, worüber sie gesprochen hat?“, fragte Polly nach einer Weile.
    „Ich habe keinen blassen Schimmer“, antwortete ich resolut.
    „Ist vielleicht auch besser so“, sagte Polly.
    ***
    Die letzten beiden Gegenstände waren einfach. Eine entweihte Hostie, die in Jungfrauenurin eingeweicht war, und ein feines Puder aus den zerdrückten Flügeln winziger Blumenfeen. Frauen benutzten die merkwürdigsten Dinge als Make-up. Wir fanden beides im Mammon-Hexenladen, dem ersten Einkaufszentrum der Nightside, und Polly ließ mich beides von den Regalen stehlen, während sie Schmiere stand. Danach schritten wir gebieterisch aus dem Kaufhaus, und niemand hielt uns auf. Ich glaube, ich hatte in der Grabkammer der Mumie weniger Angst gehabt.
    „Weißt du“, sagte ich hinterher, „wir hätten dafür bezahlen können.“
    „Wo bleibt denn da der Spaß?“, fragte Polly, und ich war tatsächlich um eine Antwort verlegen.
    ***
    Es überraschte mich nicht wirklich, dass wir letztlich wieder in der Straße der Götter landeten, wo wir vor einer unauffälligen, kleinen Kirche in einer Seitenstraße standen. Ein einfaches Steinbauwerk ohne kunstvolle Schikanen und ohne erkennbaren Namen. Die Leute gingen vorbei, ohne hinzusehen, aber es musste etwas an sich gehabt haben, sonst hätte eine andere Kirche oder ein anderes Wesen schon lange ihren Platz eingenommen. Die Tür war geschlossen, die Fenster dunkel, und es gab nirgends ein Lebenszeichen.
    „Nicht gerade sehr gastfreundlich“, stellte ich nach einer Weile fest, weil man irgendetwas sagen musste.
    „Sie ist nicht wegen der Leute hier“, antwortete Polly. Ihr Gesicht erglühte in einem Gefühl, das ich nicht zu deuten vermochte, ihre Augen brannten.
    „Hat sie einen Namen?“, fragte ich.
    „Sie ist alt“, meinte Polly. „Namen kommen und gehen, aber die Kapelle bleibt. Sie ist ein Ort der Macht und schon seit sehr langer Zeit hier. So lang, dass die Leute vergessen haben, zu wessen Ehren und Bewahrung sie einst erbaut wurde.“
    „Die Herrin vom See?“, vermutete ich. „Ist sie hier?“
    „Hilf mir, das Dimensionstor zu öffnen, und du wirst es sehen“, antwortete Polly.
    Es gab keine Wachen, keine Schutzvorkehrungen, an denen wir vorbei mussten. Sogar die Tür war unverschlossen, öffnete sich einfach unter Pollys Berührung. Es gab wirklich kein Zeichen mit der Aufschrift „Betreten auf eigene Gefahr“ über der Tür, aber es hätte genausogut da sein können. Ich spürte, wie sich alle Härchen in meinem Nacken aufrichteten, als ich Polly ins Innere folgte.
    Dieses war weder kleiner noch größer, als es hätte sein sollen: ein offener, leerer Raum, der von vier Steinwänden umgeben war, reich an Schatten, und nur ganz diffuses Licht fiel durch einen schmalen Fensterschlitz am anderen Ende. Keine Bankreihen, kein Altar, nur der offene Raum. Die Luft war unbewegt und unangenehm warm, als würde irgendwo unter der Kirche noch immer ein großer Schmelzofen betrieben. Alles sah aus, als sei seit einer Ewigkeit niemand mehr dort gewesen, aber es gab weder Schmutz noch ein Zeichen von Verwahrlosung.
    Was auch immer man hier in der Vergangenheit angebetet hatte, war nichts Gutes oder Heilsames gewesen. Das spürte ich in den Knochen. Schlimme Dinge hatten sich hier zugetragen. Ihr Grauen hing noch immer – wie das Echo eines Schrei, der niemals endete – in der Luft. Ich sah Polly an, aber sie schien von der Atmosphäre völlig unbeeindruckt zu sein. Sie trottete glücklich durch die leere Kirche, während ich in der Düsternis hinter ihr her stolperte und versuchte, in alle Richtungen gleichzeitig zu sehen. Sie sank mit einem Mal auf ein Knie, und ihre Finger tasteten einen Moment lang auf dem Boden herum, bevor sie sich schließlich um den Metallring einer großen Falltür schlossen, von der ich hätte schwören können, dass sie einen Augenblick zuvor nicht dagewesen war. Die Falltür selbst bestand aus solidem Metall und musste eine halbe Tonne wiegen, aber sie zog sie mit

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