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Nikotin

Nikotin

Titel: Nikotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Lytton Gore schüttelte energisch den Kopf.
    »Nicht im Mindesten – Oliver meint, es sei für jedes Mädchen eine Ehre, von ihm geküsst zu werden. Seine Eitelkeit mag es vielleicht verletzt haben, doch man kann eben nicht an alles denken. Ich wollte Charles, wie gesagt, reizen. Er war in letzter Zeit zurückhaltender gewesen.«
    »Mein liebes Kind, soll ich Ihnen den wahren Grund für Cartwrights plötzliche Abreise verraten? Er glaubte, dass Sie Ihr Herz Oliver geschenkt hätten, und brach seine Zelte hier ab, um sich weitere Qualen zu ersparen.«
    Egg schnellte herum.
    »Ist das wahr? Ist das wirklich wahr? Oh, dieser Schaf s kopf! Oh, dieser Dummerjan! Oh…«
    Mit langen wippenden Schritten begann sie weiterzug e hen. »Dann wird er zurückkommen«, frohlockte sie. »B e stimmt, bestimmt! Wenn er es nicht tut…«
    »Nun, wenn er es nicht tut?«, drängte Mr Satterthwaite.
    Egg lachte, dass ihre weißen Zähne blitzten.
    »So hole ich ihn irgendwie zurück. Verlassen Sie sich darauf!«

6
     
    M r Satterthwaite war erst vor Kurzem in Monte Carlo eingetroffen. Nach seiner Besuchsrunde auf allen möglichen Landsitzen Englands e r schien ihm die Riviera ein idealer Aufenthalt s ort.
    Er saß im Park, genoss die Septembersonne und las d a bei eine zwei Tage alte »Daily Mail«.
    Plötzlich fesselte ein Name seine Aufmerksamkeit.
     
    Tod von Sir Bartholomew Strange
     
    Die Zeilen unter der Überschrift lauteten:
     
    »Es obliegt uns die traurige Pflicht, den Tod von Sir Barthol o mew Strange bekannt zu geben. Strange, der hervorragende Ne r venspezialist, hatte einen Kreis von Freunden in sein Yorkshirer Haus geladen. Sir Bartholomew schien in bester körperlicher und geistiger Verfassung zu sein; sein Tod erfolgte ganz plötzlich gegen Ende des Dinners. Er plauderte angeregt mit seinen Freunden und trank ein Glas Portwein, als er einen jähen Anfall erlitt und, ehe ärztliche Hilfe herbeigerufen werden konnte, starb. J e den, der Sir Bartholomew kannte, wird sein Hinscheiden schmerzlich berühren. Er war…«
     
    Hier folgte eine Beschreibung von Stranges Lebenslauf und Werk.
    Mr Satterthwaite ließ die Zeitung sinken. Er sah den Arzt im Geiste vor sich: groß, kräftig, munter. Und jetzt… tot! Einige Worte des Textes lösten sich aus dem Rest heraus und rumorten unangenehm in Satterthwaites Hirn. Trank ein Glas Portwein… erlitt einen jähen A n fall… starb, ehe ärztliche Hilfe herbeigerufen werden konnte. – Portwein, keinen Cocktail. Doch sonst erinne r te der Vorfall merkwürdig an jenen Tod in Cornwall. Wie verzerrt hatte doch das Gesicht des sanften, alten Geistl i chen ausgesehen!
    Angenommen, dass tatsächlich…
    Er blickte auf. Wahrhaftig, da kam Sir Charles Cart w right quer über den Rasen auf ihn zu!
    »Satterthwaite! Das nenne ich einen glücklichen Zufall. Keinen anderen Bekannten hätte ich so gern getroffen. Haben Sie die Nachricht vom Tod des armen Tollie gel e sen?«
    »Ja. Gerade eben.«
    Sir Charles ließ sich neben Satterthwaite nieder. Er war in makelloses Weiß gekleidet. Graue Flanellhosen und alte Sweater schienen abgetane Dinge zu sein. Ein blasie r ter Jachtsportler des südlichen Frankreichs!
    »Hören Sie mich an«, begann er. »Tollie ist stets kerng e sund gewesen. Kranksein überließ er seinen Patienten. Bin ich etwa ein grillenhafter Esel, oder erinnert die Aff ä re auch Sie an… an…«
    »An jenen plötzlichen Todesfall in Loomouth? Ja, Cartwright, ich will es nicht leugnen. Freilich kann die Ähnlichkeit nur oberflächlich sein. Plötzliche Todesfälle ereignen sich schließlich auf unserem Erdball täglich.«
    Sir Charles brummte etwas Unverständliches. Dann hob er mit einem Ruck den Kopf.
    »Ich habe eben einen Brief erhalten – von Egg Lytton Gore.«
    Mr Satterthwaite verbarg sein Lächeln noch rechtzeitig.
    »Den ersten?«
    »Nein. Den ersten erhielt ich bereits kurz nach meiner Ankunft hier«, erwiderte Charles Cartwright ahnungslos. »Er wurde mir nachgeschickt und unterrichtete mich über die letzten kleinstädtischen Neuigkeiten. Geantwortet habe ich nicht. Zum Kuckuck, Satterthwaite, ich wagte nicht zu antworten… Das Mädchen wusste natürlich von meinen Herzensnöten nichts, doch vor mir selber wollte ich mich nicht lächerlich machen.«
    Der andere strich sich über den Mund, in dessen Ecken es noch immer verdächtig zuckte.
    »Und der heutige Brief?«
    »Oh, das ist ein Hilferuf.«
    »Hilferuf?« Satterthwaites Brauen zuckten in die Höhe. »Egg

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