Nimm doch einfach mich
auszusetzen?
Etwas? Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll.
bier statt pasta und weit und breit kein teamgeist
Die Hände tief in den Taschen seiner schiefergrauen Fleecejacke von North Face vergraben, eilte Owen die First Avenue entlang. Es war Freitagabend, und er musste zu dem verdammten Pastaessen, das Coach Siegel für das Schwimmteam veranstaltete, obwohl ihn dort sowieso alle ignorieren würden, weil ja jetzt Hugh mit seinem dämlichen Piratenhut ihr Kapitän war. Mit Kelsey hatte er nicht mehr gesprochen, seit er so abrupt aus ihrem Apartment geflohen war, und er hatte auch weder auf ihre Anrufe noch auf ihre SMS reagiert. Er wusste, dass er sich wie ein mieses Arschloch verhielt, und wünschte, er hätte jemanden, mit dem er über die ganze Sache reden könnte. Aber seine Schwestern waren ihm zu hysterisch und seiner Mutter würde er davon ganz bestimmt nichts erzählen. Er hätte sich gern einem Kumpel anvertraut. Genau genommen war der einzige Mensch, mit dem er reden wollte … Rhys.
»Jetzt reiß dich endlich mal am Riemen, Carlyle, und hör auf, dich wie ein verdammtes Weichei zu benehmen!«, flüsterte er vor sich hin, woraufhin ihn ein Penner, der gerade einen bis zum Rand mit leeren Dosen gefüllten Einkaufswagen an ihm vorbeischob, verwundert anstarrte. Scheiße. Selbst die Durchgeknallten hielten ihn schon für total durchgeknallt. Er bog in die 90. Straße ein und ging Richtung Normandie Courts, wo der Coach zusammen mit einem Ex-Schwimmkollegen von der Stanford Uni versity ein Zweizimmerapartment bewohnte. Die Nor mandie Courts waren eine Apartmentanlage auf der First Avenue, die scherzhaft Dormandie Courts genannt wurde, weil viele Studienabgänger, die vorher in den Dormitories , den Wohnheimen der Universitäten, gewohnt hatten, dort einzogen.
Owens Magen krampfte sich nervös zusammen, als er über den schimmlig wirkenden weinroten Läufer ging, der zu den Aufzügen führte. Er wäre jetzt tausendmal lieber sonst wo auf der Welt gewesen, bloß nicht hier. Vielleicht sollte er sich ein Beispiel an seiner Schwester Baby nehmen und einfach nach Barcelona abhauen. Die Vorstellung war extrem verlockend.
»Hi, ich bin in Apartment 15A eingeladen«, sagte er zu dem bulligen Wachmann, der hinter einer schäbigen Empfangstheke saß, und hoffte insgeheim, der Typ würde ihn aus irgendeinem Grund wieder nach Hause schicken.
»Gehen Sie durch«, sagte der Wachmann und blickte kaum auf.
Als Owen in den Aufzug stieg, fühlte er sich, als sei er auf dem Weg in ein wild schäumendes Haifischbecken und nicht zu einem fröhlichen Pastaessen unter Schwimmkollegen, das den Teamgeist stärken sollte. Oben angekommen, ging er den Flur entlang und blieb nervös vor dem Apartment stehen. Schließlich gab er sich einen Ruck, drückte auf den abgegriffenen Klingelknopf und schob sich nervös seine Nantucket-Pirates-Kappe tiefer in die Stirn.
»Captain, mein Captain!«, röhrte Coach Siegel, nachdem er die Tür aufgerissen hatte. Er war offensichtlich mehr als nur ein bisschen angetrunken. Owen entspannte sich etwas, zog die Hand, die er in der Tasche seiner steifen Lucky-Jeans zur Faust geballt hatte, heraus und begrüßte ihn mit einem kernigen Handschlag. Er hatte befürchtet, der Coach würde ihm wieder einen Vortrag halten, aber die Gefahr bestand heute Abend allem Anschein nach eher nicht. Er seufzte erleichtert.
»Jetzt zieh nicht so ein Gesicht!«, rief Coach Siegel, dem Owens Leichenbittermiene nicht entgangen war. »Mach es dir bequem und fühl dich wie zu Hause. Bier ist im Kühlschrank«, fügte er zwinkernd hinzu.
»Danke«, murmelte Owen und ging in die winzige cremefarbene Küche, die sich direkt neben dem Eingang befand. Aus einem kleinen Sound Dock von Bose, das auf einer rissigen Resopal-Arbeitsplatte stand, ertönte Dave Matthews Jammerstimme. Offenbar wollte der Coach seine alten Studienzeiten aufleben lassen.
Plötzlich kam Hugh in die Küche. »Hey, Carlyle.« Er nickte kühl.
»Hi.« Owen lächelte unbehaglich und machte sich geschäftig daran, Bier aus dem Kühlschrank zu holen. »Auch eins?«
»Ich hol mir mein Bier lieber selbst«, sagte Hugh knapp, schob sich an Owen vorbei und zog ein paar Flaschen heraus.
Owen schnappte sich sein Bud Light und verließ eilig die Küche. Weil seine Hände vor Nervosität schweißnass waren, benutzte er den Saum seines dünnen grauen T-Shirts, um den Deckel abzuschrauben, und ging dann in das kleine Wohnzimmer, wo die anderen Jungs an ihrem
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