Nimue Alban 10 - Der Verrat
ihm hier antun, ist nichts im Vergleich zu dem, was die Inquisition in Zion für ihn bereithält! Aber um Logik scheint sich ja keiner dieser verdammten Dohlaraner sonderlich zu scheren!
Andererseits wollte auch die Inquisition sicherstellen, dass sie Gwylym Manthyr auf jeden Fall in die Finger bek ä me. Der Großinquisitor wäre Tahrlsahn – oder auch Captain Walysh Zhu – alles andere als dankbar dafür, wenn das nicht geschähe. Und der Großinquisitor persönlich würde seinen Unmut recht deutlich zur Schau stellen, falls dergleichen eben doch geschähe … ganz egal, wie sehr Tahrlsahn zuvor in seiner Gunst gestanden haben mochte.
»Verzeihen Sie, Pater Vyktyr «, sagte Zhu nach kurzem Nachdenken, »aber ich mache mir ein wenig Sorgen um die … Unversehrtheit der Gefangenen. « Ursprünglich hatte er › Sicherheit ‹ sagen wollen. Das gelang ihm gerade noch hi n unterzuschlucken.
»Was meinen Sie? « Tahrlsahn kniff die Augen zusa m men.
»Twyngyth ist größer als jede andere Stadt, die wir bi s lang durchquert haben, Pater «, erklärte ihm Zhu so ruhig und sachlich wie möglich. »Die Zahl der Zuschauer dort wird ungleich größer sein, und wir werden das eigentliche Stadtg e biet durchqueren müssen, auf schmalen Straßen, umringt von Gebäuden. «
»Worauf wollen Sie hinaus, Captain? «, fragte Tahrlsahn ungeduldig nach.
»Wie Ihnen gewiss nicht entgangen ist, Pater, scheint der Zorn der Bevölkerung vor allem hier in Malikai doch deu t lich größer zu sein. Ich denke, das hat damit zu tun, was Herzog Malikai bei der Schlacht an der Felsnadel widerfa h ren ist. Ich mache mir Sorgen, man könnte sich hier durch diesen Zorn dazu verleiten lassen, das Recht, das einzig Gott zusteht, in die eigenen Hände zu nehmen. «
»Sich verleiten lassen? Was meinen Sie damit? Zu was verleiten lassen? «
Zhu war nicht einmal versucht, die Augen zu verdrehen. Doch er ertappte sich bei dem Wunsch – und das beileibe nicht zum ersten Mal, Pater Myrtan möge das Kommando über diesen Gefangenentransport haben. Tahrlsahns brennender Hass auf alles Ketzerische schien von Zeit zu Zeit jegliches logische Denken zu verdrängen.
Die Ketzer müssen noch nicht einmal was tun – ihm reicht es, an sie zu denken!, dachte der Captain trocken.
»Pater, so wie ich das verstanden habe, sollen wir diese Ketzer lebendig und unbeschadet an die Inquisition in Zion ausliefern, ja? « Zhus Tonfall machte aus dieser Aussage eine höflich formulierte Frage. Ungeduldig nickte Tahrlsahn.
»Nun befürchte ich aber, Pater, dass die Gemüter hier in Twyngyth derart erhitzt sein könnten, dass jemand dem e i nen oder anderen Gefangenen einen Dolch zwischen die Rippen jagen könnte, sobald sich dazu eine Gelegenheit ergibt. Und in einem so beengten Bereich wie einer Stadt ist es deutlich wahrscheinlicher, dass sich eine Art Herdentrieb Bahn bricht. Dann könnte die Bevölkerung meine Männer einfach überrennen und tatsächlich bis zu den Ketzern vo r stoßen. Falls das geschieht, könnten wir Dutzende von ihnen verlieren, Pater, zusätzlich zu denen, die wir während der Reise ohnehin schon auf … natürlichem Wege verlieren. Seit wir Gorath verlassen haben, sind bereits acht der G e fangenen gestorben. Wenn das so weitergeht, können wir von Glück reden, wenn überhaupt zwanzig von denen bis Zion durchhalten, um dort der Inquisition überstellt zu we r den. « Zhu befürchtete, sich bereits gefährlich unverblümt auszudrücken, doch eine andere Möglichkeit sah er nicht. »Ich möchte einfach nicht noch weitere von denen verlieren, bloß weil die Menschenmenge zu dicht wird oder zu nah an die Karren herankommt. «
Kurz bedachte Tahrlsahn ihn mit einem finsteren Blick. Dann aber kniff der Oberpriester die Augen zusammen. Zhu konnte beinahe sehen, wie das Hirn seines Vorgesetzten die Arbeit aufnahm. Anscheinend hatte der Captain tatsächlich ein Argument gefunden, das durch Pater Myrtans Verweise auf das Buch Pasquale und die Heilige Schrift nicht gen ü gend betont worden war.
»Also gut, Captain Zhu «, sagte der Oberpriester schlie ß lich. »Die genauen Sicherheitsvorkehrungen überlasse ich Ihnen. Aber vergessen Sie nicht: Ich möchte, dass die Dohlaraner genau mitbekommen, was einem jeden Ketzer bevorsteht! Davon lasse ich mich auf keinen Fall abbringen! Aber wahrscheinlich haben Sie recht: Es könnte tatsächlich ein unnötiges, zusätzliches Risiko daraus erwachsen, die B e völkerung der Stadt zu nah an die Karren
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