Nimue Alban 10 - Der Verrat
es ist erst sehr wenig Zeit seit Ihrer Thronbesteigung vergangen. Aber wenn Sie den Wunsch haben, etwas beizutragen, dann ist das nicht nur Ihr gutes Recht, sondern Ihre Pflicht. Ich gehe davon aus, dass Sie das alles verstanden haben? «
»Das habe ich, Euer Majestät. Und auch Eure Durc h laucht «, erwiderte Nahrmahn Gareyt. Kurz erhob er sich aus seinem Sessel, um sich vor Sharleyan zu verneigen, die n e ben ihrem Gemahl am Kopfende des Tisches saß. Der Prinz hatte den Stimmbruch noch nicht ganz hinter sich, sein Blick aber war fest. »Ihr habt ganz recht. Aber zumindest vorerst werde ich den Ratschlag meiner Mutter befolgen. «
»Ach? « Sharleyan neigte den Kopf zur Seite. »Was für einen Ratschlag hat Ihnen Prinzessin Ohlyvya denn erteilt, Hoheit? «
»Bei offiziellen Sitzungen den Mund zu halten, obwohl die anderen dann denken werden, ich hätte keine Ahnung, worüber geredet werde. Das ist immer noch besser, als etwas zu sagen und zu beweisen, dass sie mit dieser Annahme recht haben «, antwortete Nahrmahn Gareyt mit einem bein a he jungenhaft-normalem Grinsen. »Sie hat … öhm, vorg e schlagen, ich möge doch in erster Linie zuhören, bis ich w e nigstens eine grobe Vorstellung habe, worum es eigentlich geht. «
»Eine weise Frau, Ihre Mutter, Hoheit «, bemerkte Cayleb und lächelte ebenfalls.
»Meistens denke ich das auch, Euer Majestät. Aber es hat natürlich schon Augenblicke gegeben, wo ihre Vorstellung von Weisheit nicht ganz der meinen entsprach. «
»Das kann ich mir vorstellen! «, sagte Cayleb mitfühlend. Dann schüttelte er den Kopf und blickte der Reihe nach die anderen Ratsmitglieder am Tisch an. Sofort war seine Belu s tigung – so willkommen sie ihm auch gewesen sein mochte – wie fortgeblasen.
Einige Gesichter am Tisch hatten sich verändert. Nahrmahn hinterließ eine schmerzhafte Lücke, und Cayleb würde den untersetzten kleinen Emeraldianer wirklich vermissen. Aber dass Sir Rayjhis Yowance ’ nicht mehr an seinem angestammten Platz saß, schmerzte Cayleb noch mehr. Doch so sehr ihm auch der Mann fehlen würde, der ihm Freund, Mentor, Ratgeber, inoffizieller Onkel und zuletzt Untertan und Diener gewesen war, hatte Cayleb keinerlei Bedenken, als er den Mann anschaute, der Rayjhis ersetzte.
Trahvys Ohlsyn – Graf Pine Hollow, hatte Prinz Nah r mahn viele Jahre als Erster Ratgeber des Fürstentums Em e rald gedient. Doch für Prinz Nahrmahn Gareyt konnte er di e se Aufgabe nicht mehr erfüllen. Denn Cayleb und Sharleyan hatten ihn in die Dienste des Kaiserreichs gestellt. Eine ga n ze Menge Charisianer hatten sich ein wenig vor den Kopf gestoßen gefühlt, dass die beiden ausgerechnet Pine Hollow zu Gray Harbors Nachfolger bestimmt hatten. Allzu laut a l lerdings waren die Beschwerden nicht ausgefallen. Zum Teil lag das gewiss daran, dass den Leuten, die diese Beschwe r den hätten Vorbringen können, durchaus bewusst war, wie wenig Geduld das Kaiserpaar angesichts derartiger B e schwerden an den Tag gelegt hätte. Mindestens ebenso wichtig war jedoch, dass Pine Hollow sich in tadelloser We i se um sämtliche Angelegenheiten von Emerald gekümmert hatte, wann immer Nahrmahn aufgrund seiner Funktion als Kaiserlicher Ratgeber für nachrichtendienstliche Aufgaben davon abgehalten worden war.
Über einen langen Zeitraum hinweg war Pine Hollow viel in Tellesberg gewesen und hatte sich mit Gray Harbor und den anderen Ratsmitgliedern des Alten Königreichs Charis besprochen. Gerade mit Gray Harbor war er besonders gut zurechtgekommen, sodass die beiden, war Pine Hollow nicht in Tellesberg, ausgiebig miteinander korrespondiert hatten. Aus diesem Grund wurde Pine Hollow auch im Alten K ö nigreich Charis als eine bekannte Größe angesehen. Auße r dem war er ja bereits in einer Art und Weise in sein neues Aufgabengebiet eingearbeitet, die nur wenige seiner neuen Kollegen im Rat für sich in Anspruch nehmen konnten. Niemand, wirklich niemand hätte ihn auf diesem Gebiet au s zustechen vermocht.
Es hatte natürlich noch anderen Gründe gegeben, gerade ihn für diesen Posten auszuwählen. Zum einen wollten Sharleyan und Cayleb damit deutlich zur Schau stellen, dass sie bereit waren, auch außerhalb ihrer Stammlande nach g e eigneten Kandidaten für einen derart wichtigen Posten Au s schau zu halten. Auf diese Weise bewiesen sie erneut, dass sie es wirklich ernst gemeint hatten, als sie sagten, das Ka i serreich Charis solle ein Kaiserreich für alle zugehörigen Völker sein.
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