Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
Navy aufnehmen konnte. Deswegen waren sämtliche Bemühungen ihrer Flotte seit der Schlacht von Iythria in eine andere Richtungen gegangen. Die Schoner und Briggs, an denen desnairianische Zimmerleute in jeder Bucht, an jedem Meeresarm, ja, an jeder größeren Pfütze arbeiteten, waren viel zu klein, um charisianische Galeonen anzugreifen … Aber für die Handelsschifffahrt waren sie sehr wohl eine echte Bedrohung. Leider wurden sie nicht zentral an einem Ort gebaut – in Iythria, zum Beispiel. So viele Werftanlagen aufzuspüren und zu zerstören, bevor sie Schiffe zu Wasser ließen, war, gelinde gesagt, schwierig. Trotz der strategischen Lage von Howard Island war die Passage, in der es lag, doch viel zu breit, um kleine, wendige Schiffe fast ohne jeden Tiefgang davon abzuhalten, sich an Tyrnyrs Patrouillen vorbeizuschleichen. Vor allem bei schlechten Sichtverhältnissen, nachts oder bei schlechtem Wetter, war das geradezu erschreckend einfach.
Und von beidem hatten wir in diesem Winter mehr als genug , sinnierte der High Admiral düster. Dabei reden wir noch gar nicht davon, dass Desnairia in Nord-Süd-Abmessung rund viertausend Meilen lang ist. Selbst wenn man den Jahras-Golf nicht mitzählt, sind das mehr als neuntausend Meilen Küste. Die können ihre Kaperschiffchen in praktisch jeder Bucht und an jedem noch so kleinen Wasserlauf bauen. Wir aber haben nicht einmal ansatzweise genug Schiffe, um eine derart lange Küstenlinie im Auge zu behalten.
»Zu schade, dass Tyrnyr nicht auf die SNARCs zugreifen kann«, meinte Green Valley, fast als habe er Rock Points Gedanken gelesen.
»Würde auch nichts bringen. Es sei denn, jeder seiner Skipper, egal ob auf den Schonern oder den Galeonen, hätte einen Kommunikator«, gab Rock Point zu bedenken. »Sonst hätten die ganzen Satelliten nur eine Wirkung: Er wäre genauso frustriert wie ich manchmal!«
»Wohl wahr!« Green Valley nickte. »Wir sind mittlerweile ganz schön verwöhnt, was? Dass wir so einfach miteinander reden können, meine ich.«
»So kann man das natürlich auch sehen«, schnaubte Rock Point. »Für Sie wird das Ganze doch ebenso frustrierend sein wie für mich, oder nicht?«
»Ja und nein.« Green Valley zuckte mit den Schultern. »Normalerweise sind meine Verbände nicht über mehrere Millionen Quadratmeilen verstreut. Und«, nun klang er düster, »bislang musste ich auch noch nicht aus tausenden Meilen Entfernung tatenlos mitansehen, wie einem meiner Regimenter so etwas widerfahren ist wie Gwylym Manthyrs Geschwader. Glauben Sie bloß nicht, ich hätte Gott nicht schon das eine oder andere Mal dafür gedankt, dass mir so etwas bislang erspart geblieben ist, Domynyk! Aber was taktische Situationen angeht, ist ›frustrierend‹ noch viel zu milde ausgedrückt. Um die Wahrheit zu sagen: Jetzt, wo ich auf die SNARCs zugreifen kann, wird es vermutlich noch schlimmer und nervenaufreibender sein, in der Siddarmark das Kommando innezuhaben. Damals in Corisande wusste ich ja nicht, was sich auf der anderen Seite des nächsten Hügels befindet.« Er schüttelte den Kopf. »Manchmal frage ich mich, wie Cayleb das ausgehalten hat, genau zu wissen, was unsere Vorhut jeweils erwartet, ohne dass er uns irgendetwas darüber berichten durfte!«
»Gewöhnen Sie sich dran!«, riet ihm Rock Point mit rauer Stimme. Dann holte er tief Luft. »Ja, richtig, es ist nervenaufreibend. Aber die Vorteile darf man nicht aus den Augen verlieren. Sicher, es stimmt schon: Wir alle haben uns hilflos und nutzlos gleichermaßen gefühlt, als wir das mit Gwylym mitansehen mussten. Doch ohne Satellitenunterstützung hätten wir nicht diese Erfolge im Golf von Tarot gehabt.« Der Admiral schürzte die Lippen und dachte an jene Nacht zurück, in der völliges Chaos geherrscht hatte … und in der Bryahn Lock Island gefallen war. Dann aber nahm er mit einem Achselzucken den Gesprächsfaden wieder auf. »Wir haben deutlich mehr in der Hand als die Gegenseite. Wahrscheinlich wird uns das noch mehr als einmal den Hintern retten, bevor dieser ganze Schlamassel vorbei ist. Machen Sie einfach das Beste daraus, Kynt. Mehr kann niemand von uns tun.«
»Ich werde mich bemühen, das im Hinterkopf zu behalten.«
»Tun Sie das. Und jetzt wird es Zeit für mich, an Deck zu gehen und Admiral zu spielen. Ihnen wünsche ich viel Spaß dabei, sich durch Schnee und Eis zu quälen!«
»Wenn es tatsächlich so etwas wie Gerechtigkeit in dieser Welt gibt, werden Sie bald ganz übel seekrank – und
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