Nina 04 - Nina und das Raetsel von Atlantis
gestorben ist!«
»Ja, meine Liebe. Ich wollte dich nicht daran erinnern. Du warst sowieso schon so angespannt wegen morgen«, murmelte Vera.
Giacomo seufzte und ging zur Tür. Nina warf instinktiv einen Blick auf das Sternenmal in ihrer Handfläche. Es war rot. Sie musste also keine Gefahr fürchten.
Carmen drückte sie an sich. »Ich erinnere mich sehr gut daran, was vor einem Jahr geschehen ist. Es war schrecklich. Wir waren zusammen in Madrid. Einen Tag später bist du hierher nach Venedig gekommen. Seitdem ist so vieles passiert...«
Die liebe Ljuba fing heftig an zu weinen und lehnte sich an Carlos Schulter. Nina spürte, wie die Angst in ihr hochstieg.
Aber als Giacomo die Tür endlich öffnete, beruhigte die junge Alchimistin sich sofort wieder. Vor der Tür stand eine Gruppe Kinder.
»Diese zehn Pakete sind für Nina de Nobili. Es ist dringend«, sagten sie eifrig und verschwanden wieder in der Nacht.
Nina lief zu ihrem Vater und zusammen machten sie die Pakete auf. Tausende von Zetteln, die die Kinder geschrieben hatten, lagen in den Kartons.
»Aber du bist müde. Geh schlafen. Du kannst sie doch auch morgen noch lesen«, versuchte Giacomo sie zu überzeugen.
Nina schüttelte den Kopf. »Nein. Ich werde jeden einzelnen von ihnen noch heute Nacht lesen.«
Auf dem großen Teppich in der Eingangshalle sitzend, begann das Mädchen zwischen all den Papieren mit seiner langwierigen Arbeit.
Vera stieg die Wendeltreppe hoch. Doch dann wandte sie sich noch einmal an ihre Tochter: »Fehlt dir Opa Mischa sehr?«
»Er ist in meinem Herzen. Immer. Und ich spreche mit ihm, wenn ich Sehnsucht nach ihm habe«, antwortete Nina und sah ihre Mutter ernst an.
»Er wäre stolz auf dich. Da bin ich mir sicher«, fügte Vera hinzu.
Das Mädchen vom Sechsten Mond hob ihre rechte Hand und zeigte Vera das erdbeerrote sternförmige Muttermal. »Ich bin eine Alchimistin. Und alles Gute von Opa Mischa habe ich geerbt. Deswegen wird Karkon eine gesalzene Strafe bekommen. Er hat Opa gehasst. Und er hasst auch mich und meine Freunde. Sein Hass gilt allen guten Alchimisten.«
Giacomo schüttelte verständnislos den Kopf und nahm Vera an der Hand.
Carmen wollte etwas sagen, aber Andora hielt sie mit einem eindringlichen Blick davon ab.
Alle zogen sich in ihre Zimmer zurück. Auf dem Weg in die Dependance wünschte Carlo Nina noch eine gute Nacht.
Diese hob nur abwesend ihren Kopf zum Gruß, denn sie war bereits vollkommen vertieft in die Auswertung der vielen Zettel. Die Kinder aus aller Welt warteten auf den Urteilsspruch. Es würde eine Strafe sein, die auch Nina und ihrer Familie für den Mord an Opa Mischa Gerechtigkeit bringen könnte.
Um sechs Uhr dreißig am nächsten Morgen schleppte sich Nina müde ins Labor der Villa. Sie ließ sich auf den Hocker sinken und legte die Hand mit dem Sternenmal auf das Systema Magicum Universi. Wie üblich strömte das flüssige Blatt sein grün leuchtendes Licht aus.
»Buch, welchen Rat kannst du mir geben? Die Kinder der Welt wollen eine harte Strafe für Karkon. Viele verlangen, dass er lebenslang im Gefängnis bleibt. Aber ich bin mir nicht sicher, was ich machen soll.« Nina war aufgewühlt. Sie spürte eine gewaltige Verantwortung auf sich lasten.
Der Graf des Bösen muss bezahlen,
für die Ewigkeit reglos erstarren.
Aber ihn einfach in die Zelle sperren,
ist als Lösung zu verwehren.
Wenn die neuen Alchimisten kommen,
könnt ihr die Zettel bei mir lassen.
Sei gewiss, ich werde euch eine Hilfe geben
und den Urteilsspruch verfassen.
»Stimmt. Erstarren für die Ewigkeit, das war’s!«, rief Nina und sprang vom Hocker auf. Ein intensives Licht glänzte in ihren blauen Augen. Sie rannte aus dem Labor in die Küche, wo Ljuba und ihre Mutter gerade dabei waren, das Frühstück vorzubereiten.
Das Mädchen gab beiden einen flüchtigen Kuss auf die Wange, schnappte sich ein paar Schokoladenkekse und ging nach oben. Sie ließ sich ein Bad ein und legte sich eine Stunde in die Wanne. Endlich schaffte sie es, sich ein wenig zu entspannen. Nina dachte an die Wunder des Sechsten Mondes, die Wale und die Schwalben, das große Orchester und den Schwur, den ihre Freunde geleistet hatten, und fühlte sich wirklich glücklich.
Mit dieser Kraft in sich wählte sie die knalligsten Farben in ihrem Schrank aus. Sie zog eine wunderschöne türkisfarbene Latzhose und ein fuchsiafarbenes ärmelloses T-Shirt an. Zufrieden lächelte sie ihrem Spiegelbild zu.
Als sie die Wendeltreppe
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