Nina 04 - Nina und das Raetsel von Atlantis
Androiden-Andora dachte, alles geklärt zu haben, doch Carmen bekam einen Nervenzusammenbruch. Sie ruderte mit den Armen und versuchte zu fliehen, doch ihre Füße steckten im Knebelpech fest.
»Beruhige dich! Du darfst dich nicht so viel bewegen. Spar dir deine Kräfte«, versuchte ihre Schwester ihr klarzumachen, aber Carmen wollte nicht auf sie hören.
Da stieß die Androiden-Andora die Tür des Labors auf und zeigte auf Karkon, der im Netz eingewickelt dalag. »Seht her! Er ist an allem schuld. Er ist der Graf des Bösen. Wir müssen ihn ins Gefängnis bringen.«
Als Carmen das sah, entfuhr ihr wieder ein Schrei des Entsetzens. Und auch die wahre Andora fing an zu kreischen.
»Das reicht jetzt! Ihr müsst euch beruhigen. Als Erstes werde ich ein alchimistisches Mittel finden, das das Knebelpech auflöst, und dann helft ihr mir, Karkon zu den Wachen zu bringen. Einverstanden?«, versuchte die Androidenfrau die Tanten zur Vernunft zu bringen.
Die beiden Schwestern verstummten erschrocken, denn im selben Moment ließ ein seltsames Geräusch aus dem obersten Regal der Bibliothek die drei Frauen aufblicken. Ein schmiedeeiserner Leuchter bewegte sich scharrend zu einem schmalen Büchlein mit gelbem Einband und ließ es direkt vor die Füße der metallenen Andora fallen. Sie hob es auf und las den Titel: Die Kraft der Pechlauge von Birian Birov. Sie begann schweigend, die ersten paar Seiten zu lesen. Dann rief sie: »Die Formel!«
»Welche Formel?«, fragten die spanischen Tanten verständnislos.
»Begreift doch! Die Formel, mit der wir die Substanz herstellen können, um das Knebelpech aufzulösen. Knebellauge - sie ist die Lösung des Problems!«, antwortete die Androiden-Andora begeistert.
Die beiden Tanten schauten sich an und nickten langsam.
»Es ist sehr lange her, dass ich alchimistische Mittel hergestellt habe. Dazu bin ich nicht entworfen worden«, erklärte der Androide leicht besorgt.
»Versuch es. Tu es für uns«, bat die wahre Andora.
Die Metallfrau lächelte ihnen zu, drückte das Buch an sich und verschwand im Labor. Unter den vielen Fläschchen und Ampullen suchte sie die passenden Zutaten heraus, während der im Sterben liegende Graf ab und zu die Augen aufschlug und röchelte. Sie musste sich beeilen. Aus der Ampulle Nummer 111 mit dem Rote-Bete-Saft gab sie zehn Tropfen in eine Schüssel, dann fügte sie zwei Gramm Goldstaub und sieben Tropfen des gefährlichen Quastenbenzins hinzu. Sie rührte es fünf Minuten um, bis aus der Schüssel eine rote Rauchfahne aufzusteigen begann.
»Es wird funktionieren!«, rief sie voller Zuversicht.
Mit der Schüssel in den Händen ging sie aus dem Labor. »Bewegt euch nicht«, sagte sie zu den beiden Schwestern. »Ich werde die Pechlauge jetzt auf den Boden gießen. Sie müsste das Knebelpech auflösen. Das hoffe ich zumindest.« Mit diesen Worten schüttete sie die alchimistische Substanz aus.
Der rote Rauch legte sich um die schwarze Kruste des Knebelpechs und weichte es augenblicklich auf. Andoras und Carmens Füße wurden warm und endlich konnten die beiden Schwestern ihre Beine wieder bewegen.
»Wir sind frei!«, riefen sie und fielen sich in die Arme.
Dann drehten sie sich zur Androidenfrau und streckten ihr dankbar die Hände entgegen.
Die senkte beschämt den Kopf. »Ich hoffe, ihr vertraut mir jetzt.«
Die wahre Andora umarmte ihren Klon, und Carmen sagte lächelnd: »Ich wusste, dass Nina ein besonderes Mädchen ist und die Alchimie ihre Leidenschaft. Aber ich hätte niemals erwartet, selbst in so eine Situation zu kommen.«
»Nina geht es gut und auch den anderen Kindern«, sagte die Androidenfrau. »Ihr müsst euch keine Sorgen um sie machen. Sie werden bald zurückkommen. Viel mehr kann ich euch jetzt leider nicht sagen.«
Andora und Carmen blickten der Frau aus Metall in die Augen und seufzten. In diesem Moment regte sich Karkon.
»Los, bringen wir ihn zum Gefängnis«, schlug die wahre Andora vor. Die drei begannen, das Netz zur Haustür zu ziehen.
Doch da hielt die Androidenfrau plötzlich inne. »Auch wenn die Dunkelheit uns helfen würde, ich kann mich auf keinen Fall vor den Wachen blicken lassen. Man sieht, dass ich kein Mensch bin. Wie sollen wir ihnen das erklären? Und wie sollen wir außerdem erklären, dass wir gleich aussehen, aber keine Schwestern sind?«, wandte sie sich besorgt an die wahre Andora.
Die hatte eine Idee. »Carmen und ich werden Karkon den Wachen übergeben. Uns werden sie glauben.«
Die
Weitere Kostenlose Bücher