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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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und ihren amerikanischen Vertretern. Es gab nur wenige Vorfälle, die den Leuten zeigten, wie empörend das Verhalten der Japaner wirklich ist - der Fall Houdaille, beispielsweise. Kennen Sie den? Houdaille war eine Werkzeugmaschinenfirma, die behauptete, ihre Patente und Lizenzen würden von japanischen Firmen mißbraucht. Ein Bundesrichter verfügte, Houdaille solle einen Anwalt nach Japan schicken, um Beweise zu holen. Die Japaner weigerten sich, dem Mann ein Visum auszustellen.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Es kann ihnen ja ganz egal sein«, fuhr Ron fort. »Sie wissen genau, daß wir uns nie rächen. Nachdem der Fall Houdaille der Regierung unter Reagan vorgelegt worden war, geschah überhaupt nichts. Houdaille mußte die Produktion von Werkzeugmaschinen aufgeben. Gegen Schleuderpreise kann eben niemand ankommen.«
    »Aber verliert man beim Dumping nicht Geld?«
    »Eine Zeitlang schon. Aber man verkauft ja Millionenstückzahlen, kann also die Fließbänder rationalisieren und dadurch wiederum die Kosten senken. Ein paar Jahre später kann man die Produkte dann wirklich mit geringeren Kosten herstellen. In der Zwischenzeit hat man die Konkurrenz ausgeschaltet und kontrolliert den Markt. Sie sehen, die Japaner denken strategisch und auf lange Sicht, sie beziehen in ihre Kalkulationen mit ein, wie die Welt in fünfzig Jahren aussehen wird. Ein amerikanisches Unternehmen muß alle drei Monate einen Profit nachweisen, andernfalls sitzen die Führungskräfte und die Angestellten bald auf der Straße. Die Japaner dagegen kümmern sich überhaupt nicht um kurzfristig erzielte Gewinne. Sie wollen Marktanteile. Das Geschäftemachen ist für sie wie Kriegführung. Da geht es darum, an Boden zu gewinnen, die anderen auszuschalten, die Kontrolle über einen bestimmten Markt zu erringen. Nichts anderes haben sie in den vergangenen dreißig Jahren getan.«
    Connor nickte.
    »Sie haben also, wie gesagt, Stahl, Fernseher, Unterhaltungselektronik, Computerchips und Werkzeugmaschinen zu Dumpingpreisen unter die Leute gebracht - und niemand hat sie daran gehindert. Wir haben diese Industriezweige verloren. Japanische Firmen und die japanische Regierung zielen auf ganz bestimmte Industriezweige, die sie dann übernehmen. Einen nach dem anderen, Jahr für Jahr - während wir untätig herumsitzen und irgend etwas vom freien Handel vor uns hinplappern. Freier Handel ist jedoch sinnlos, wenn er nicht gleichzeitig fairer Handel ist. Aber die Japaner glauben nicht an fairen Handel. Wissen Sie, es gibt einen Grund, weshalb die Japaner Reagan so lieben: Sie haben während seiner Präsidentschaft schwer eingeheimst. Im Namen des freien Handels hat er uns die Beine ganz weit auseinandergespreizt.«
    »Warum kapieren die Amerikaner das nicht?« fragte ich.
    Connor lachte auf. »Warum essen sie Hamburger? So sind sie eben nun mal, kōhai.«
    Aus dem Redaktionsraum rief eine Frau; »Ist jemand hier, der Connor heißt? Ein Anruf aus dem ›Four Seasons Hotel‹.«
    Connor blickte auf seine Uhr und erhob sich. »Entschuldigen Sie mich!« Er ging in den Redaktionsraum hinüber. Durch das Glas konnte ich ihn telefonieren sehen; er machte sich Notizen.
    »Sie müssen sich klarmachen, daß das immer so weitergeht«, sagte Ron. »Warum ist wohl eine japanische Kamera in New York billiger als in Tokio? Sie wird um die halbe Welt transportiert, Importzölle und Vertriebskosten müssen gezahlt werden, und trotzdem ist sie hier billiger. Wie ist das möglich? Japanische Touristen kaufen hier ihre eigenen Produkte, weil sie weniger kosten. Amerikanische Produkte sind in Japan inzwischen um siebzig Prozent teurer als hier. Warum geht die amerikanische Regierung da nicht mal energisch dazwischen? Ich weiß es nicht. Aber ein Teil der Antwort liegt dort oben.«
    Er deutete auf den Bildschirm hinter mir, auf dem gerade ein elegant aussehender Mann sprach; im Hintergrund hörte man das Geräusch eines Fernschreibers. Der Ton war leise gedreht.
    »Sehen Sie den Burschen da? Das ist David Rawlings, Professor für Betriebswirtschaft in Stanford. Spezialist für den pazifischen Raum. Er ist ein typisches Beispiel. Drehen Sie mal lauter, bitte? Vielleicht sagt er gerade etwas über MicroCon.«
    Ich drehte am Lautstärkeregler, und wir hörten Rawlings sagen: »… ist die Einstellung der Amerikaner meiner Ansicht nach völlig irrational. Immerhin bieten japanische Firmen den Amerikanern Jobs, während amerikanische Firmen ins Ausland gehen und den Leuten

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