Nippon-Connection
hier die Arbeit wegnehmen. Die Japaner verstehen überhaupt nicht, was diese Klagen sollen.«
Ron seufzte auf. »Ein typisches Beispiel für Schwachsinn.«
Professor Rawlings fuhr fort: »Ich finde, die Amerikaner reagieren ziemlich undankbar auf die Hilfe, die unser Land von ausländischen Investoren erhält.«
Ron lachte bitter. »Rawlings gehört zu der Gruppe, die wir die Chrysanthemen-Küsser nennen: Experten aus dem akademischen Bereich, die Propaganda für die Japaner machen. Im Grunde bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig, weil sie für ihre Arbeit Gehör bei den Japanern brauchen, und wenn sie sich kritisch zu äußern beginnen, schlafen mit einemmal ihre Kontakte in Japan ein. Dann werden ihnen die Türen vor der Nase zugestoßen, und in Amerika flüstern die Japaner in bestimmte Ohren, daß der Kritiker keine vertrauenswürdige Person sei oder daß seine Ansichten veraltet seien. Oder, noch schlimmer: Es handle sich um einen Rassisten. Jeder, der Japan kritisiert, ist ein Rassist. Diese Akademiker bekommen dann ziemlich bald keine Angebote mehr, Vorträge zu halten, und verlieren ihre Jobs als Unternehmensberater. Sie wissen, daß es den Kollegen, die aus der Reihe tanzten, so ergangen ist, und wollen selbst den gleichen Fehler vermeiden.«
Connor kam zurück. »Ist an diesem MicroCon-Verkauf irgend etwas illegal?«
»Na klar!« sagte Ron. »Kommt darauf an, wie Washington entscheiden wird. Akai Ceramics hat bereits einen Anteil von sechzig Prozent auf dem amerikanischen Markt. Mit MicroCon hätten sie praktisch ein Monopol. Wäre Akai ein amerikanischer Betrieb, würde die Regierung den Verkauf auf Grund der Kartellgesetze verhindern. Da aber Akai kein amerikanisches Unternehmen ist, wird der Verkauf nicht so streng überprüft. Letztlich wird die Sache wohl genehmigt werden.«
»Soll das heißen, daß eine japanische Firma in Amerika ein Monopol innehaben darf, eine amerikanische aber nicht?«
»Darauf läuft es heutzutage meistens hinaus«, erklärte Ron. »Die amerikanischen Gesetze fördern in vielen Fällen den Verkauf unserer Betriebe an Ausländer. Matushita hat die Universal Studios gekauft. Universal stand schon seit Jahren zum Verkauf, und mehrere amerikanische Unternehmen bemühten sich darum, aber es gelang ihnen nicht. Neunzehnhundertachtzig versuchte es Westinghouse. Das Geschäft kam nicht zustande - es hätte gegen die Kartellgesetze verstoßen. Dann versuchte es RCA. Wieder kein Abschluß - Interessensverquickung, hieß es. Als aber Matushita auftauchte, stand nicht ein einziges Gesetz gegen den Verkauf. Die Gesetze waren kurz zuvor geändert worden. Nach dem heute geltenden Recht könnte RCA Universal kaufen, damals ging es nicht. MicroCon ist nur das jüngste Beispiel für die verrückten amerikanischen Bestimmungen.«
»Aber was sagen denn die amerikanischen Computerfirmen zum Verkauf von MicroCon?« fragte ich.
»Er gefällt ihnen nicht«, sagte Ron, »aber sie haben nichts dagegen.«
»Warum nicht?«
»Weil sich die amerikanischen Betriebe schon jetzt von der Regierung gegängelt fühlen. Vierzig Prozent aller amerikanischen Exporte fallen unter die Verschlußsachenordnung. Unsere Regierung erlaubt es unseren Computerfirmen nicht, nach Osteuropa zu verkaufen. Der Kalte Krieg ist längst zu Ende, aber die Verordnungen existieren immer noch. Die Japaner und die Deutschen verkaufen ihre Produkte inzwischen wie verrückt. Die Amerikaner wollen aber weniger gesetzliche Regelungen und betrachten jeden Versuch, den Verkauf von MicroCon zu verhindern, als einen Eingriff der Regierung.«
»Irgendwie kriege ich das alles immer noch nicht zusammen«, sagte ich.
»Da geht es Ihnen nicht viel anders als mir«, stimmte Ron mir bei. »In den nächsten Jahren werden die amerikanischen Unternehmen zugrunde gehen. Die Japaner sind der einzige Produzent von Geräten zur Chipherstellung, und die können sie den amerikanischen Unternehmen vorenthalten.«
»Würden sie das wirklich tun?«
»Sie haben es schon getan, bei Ionenimplantoren und anderen Geräten. Aber die amerikanischen Unternehmen schaffen es einfach nicht, sich miteinander zu solidarisieren, sondern streiten sich lieber untereinander. Während dessen kaufen die Japaner ungefähr alle zehn Tage einen HighTech-Betrieb auf. Seit sechs Jahren geht das nun schon so. Wir werden regelrecht ausgeweidet. Aber unsere Regierung schenkt dem keine Beachtung, denn wir haben ja das CFIUS, das Komitee für ausländische Investitionen,
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