Nippon-Connection
lockerer Vogel.«
Theresa schüttelte den Kopf. »Männer sagen immer so etwas. Ich habe den Eindruck, daß sie ihn liebt, aber daß sie ein bißchen wirr im Kopf ist.«
Das Paar näherte sich dem Konferenzraum. Cheryl wand sich plötzlich aus der Umarmung des Mannes, versuchte, sich von ihm zu lösen.
»Wenn sie ihn tatsächlich liebt, dann hat sie eine komische Art, es ihm zu zeigen«, bemerkte ich.
»Sie spürt, daß etwas nicht stimmt.«
»Wieso?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht hört sie etwas. Den anderen Mann. Ich weiß es nicht.«
Aus welchem Grund auch immer, Cheryl kämpfte mit ihrem Liebhaber, der jetzt beide Arme um ihre Taille geschlungen hatte und sie fast in den Konferenzraum zerrte. An der Tür machte das Mädchen noch einmal einen Befreiungsversuch, während er sie hineinzuziehen versuchte.
»Hier könnten wir Glück haben«, sagte Theresa.
Das Bild erstarrte.
Alle Wände des Konferenzraums waren aus Glas. Durch die äußeren Fenster drangen die Lichter der Stadt herein. Aber die dem Atrium zugewandten Innenwände waren so dunkel, daß sie wie schwarze Spiegel wirkten. Da Cheryl und ihr Freund unweit einer solchen Wand standen, wurde ihr Kampf vom Glas reflektiert.
Theresa ließ das Band Einzelbild für Einzelbild weiterlaufen. Sie suchte eines, auf dem mehr zu sehen war. Von Zeit zu Zeit zoomte sie sich näher heran, betrachtete die Bildpunkte und ging dann wieder zurück. Es war schwierig. Die beiden bewegten sich rasch, oft sah man sie nur verschwommen. Und die Lichter der Wolkenkratzer verzerrten manches Einzelbild, das ansonsten aufschlußreich gewesen wäre.
Es war frustrierend und zog sich quälend langsam hin.
Stop. Zoom. Umherwandern im Bild, Versuch, eine Stelle zu finden, die genug Details hergab. Aufgeben. Nächstes Bild. Stop.
Schließlich sagte Theresa aufseufzend: »Es geht nicht. Dieses Glas ist mörderisch.«
»Dann machen wir jetzt weiter!«
Ich sah, wie Cheryl sich am Türrahmen festhielt, um nicht in den Konferenzraum gezerrt zu werden. Schließlich riß der Mann sie los, und sie trat, den Ausdruck des Entsetzens im Gesicht, zurück und holte mit den Armen aus, um ihn zu schlagen. Ihre Handtasche flog durch die Luft. Dann waren beide im Konferenzraum. Man sah nur mehr Schemen, die sich hastig hin und her bewegten.
Der Mann stieß Cheryl auf den Tisch. Das Mädchen erschien im Blickfeld der Kamera, die den Konferenzraum von der Decke aus aufnahm. Ihr kurzes blondes Haar hob sich vom dunklen Holz des Tisches ab. Wieder änderte sich ihr Verhalten; sie hörte für kurze Zeit auf, sich zu wehren. Sie wirkte erwartungsvoll, aufgeregt.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Ihr Blick folgte den Bewegungen des Mannes, der sich jetzt über sie beugte. Er schob ihr den Rock bis zu den Hüften hinauf.
Sie lächelte, zog einen Schmollmund, flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er riß ihr mit einem Ruck den Slip herunter.
Sie lächelte ihn an. Es war ein angespanntes Lächeln, halb erregt, halb bittend. Ihre Angst versetzte sie offenbar in Aufregung.
Seine Hände streichelten ihren Hals.
I m abgedunkelten Labor, über uns die zischenden Geräusche der Eislauf er, sahen wir vor uns wieder und wieder den brutalen, den tödlichen Akt: Auf fünf Monitoren, aus unterschiedlichen Blickwinkeln, wurden Cheryl Austins weiße Beine auf die Schultern des Mannes gehoben, dann beugte er sich über sie und nestelte an seiner Hose herum. Bei jeder Wiederholung fielen mir Einzelheiten auf, die ich zuvor nicht bemerkt hatte. Wie sie sich mit schlängelnden Hüftbewegungen auf dem Tisch wand, ihm entgegen. Wie sein Rücken sich bog, als er in sie eindrang. Wie sich ihr Lächeln veränderte, katzenartig wurde, wissend, berechnend.
Wie sie ihn antrieb, ihm etwas sagte. Ihre Hände, die seinen Rücken streichelten. Der plötzliche Stimmungsumschwung, das zornige Aufblitzen in ihren Augen, der unerwartete Schlag. Wie sie mit ihm kämpfte - zunächst, um ihn zu erregen, später aber sah es anders aus, etwas stimmte nicht. Wie ihre Augen aus den Höhlen traten und aus ihrem Blick plötzlich echte Verzweiflung sprach. Wie sie seine Arme mit den Händen wegzudrücken versuchte, ihm dabei die Anzugärmel hinaufschob, so daß die Manschettenknöpfe kurz metallisch funkelten. Das Glitzern ihrer Armbanduhr. Ihr Arm, der mit der geöffneten Hand nach hinten fiel. Fünf Finger, die sich weiß abhoben vom schwarzen Tisch.
Dann ein Zittern, zuckende Finger und Stille.
Die lange Zeit, die der Mann
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