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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Gesicht blinkte im Spiegel auf, als er an ihm vorbeikam. Je öfter ich es sah, um so manipulierter kam mir dieser Augenblick vor. Es wirkte so, als habe man seine Bewegung etwas verzögert, eine winzige Pause hinzugefügt, um uns bei der Identifizierung des Täters zu helfen.
    Jetzt ging der Mörder weiter und betrat den dunklen Gang Richtung Treppenhaus, das jedoch außerhalb des Blickfeldes der Kamera lag. Die gegenüberliegende Wand war hell, und man sah die Silhouette des Mannes, allerdings ohne irgendwelche Details.
    Sie war vollkommen schwarz.
    »Nein«, sagte Theresa, »ich erinnere mich an diesen Teil. Da ist nichts. Es ist einfach zu dunkel. Kuronbō. Wie sie mich immer genannt haben: schwarzer Mensch.«
    »Aber Sie haben doch gesagt, Sie könnten eventuell Schattendetails ermitteln.«
    »Schon, aber nicht an dieser Stelle. Ich bin sowieso sicher, daß dieser Teil hier retouchiert worden ist. Sie wußten, daß wir sowohl die Sequenz vor dem Spiegel als auch die danach genau untersuchen würden. Sie wissen, daß wir Bildpunktmikroskope benutzen und Einzelbild für Einzelbild durchgehen. Da haben sie diese Stelle bestimmt gründlich bearbeitet und die Schatten dieser Person geschwärzt.«
    »Okay, aber trotzdem …«
    »Hey!« sagte Theresa plötzlich. »Was ist das denn?«
    Das Bild erstarrte.
    Ich sah die Umrisse des Mörders, der auf die weiße Wand im Hintergrund zuging. Über ihm hing das EXIT-Schild.
    »Sieht aus wie eine Silhouette.«
    »Ja, aber irgend etwas stimmt da nicht.«
    Sie ließ das Band langsam zurücklaufen.
    Während ich gebannt auf den Monitor starrte, sagte ich: »Machigai no umi oshiete kudasai.« Diesen Satz hatte ich schon ziemlich am Anfang meines Japanischunterrichts gelernt.
    Theresa lachte. »Ich muß Ihren Japanischkenntnissen etwas nachhelfen, Lieutenant. Wollten Sie mich fragen, ob da ein Fehler gemacht worden ist?«
    »Ja.«
    »Das Wort heißt umu, nicht umi. Umi heißt Meer. Umu signalisiert, daß man jemandem eine Frage stellt, auf die mit Ja oder Nein zu antworten ist. Ja, ich glaube, daß da ein Fehler gemacht wurde.«
    Das Band lief weiter zurück. Die Umrisse des Mörders kamen auf uns zu. Theresa sog vor Überraschung die Luft ein.
    »Da ist wirklich ein Fehler. Ich kann es kaum fassen. Sehen Sie es auch?«
    »Nein.«
    Sie spulte das Band vor. Ich sah, wie der Schemen sich entfernte.
    »Da, sehen Sie es jetzt?«
    »Nein, tut mir leid.«
    Sie wurde etwas ungeduldig. »Passen Sie gut auf! Schauen Sie auf die Schulter! Betrachten Sie die Schulter des Mannes! Sehen Sie, wie sie sich bei jedem Schritt hebt und wie sie dann wieder fällt? Ganz rhythmisch. Und da plötzlich … Da! Sehen Sie?«
    Ich sah es, endlich! »Der Umriß springt irgendwie. Er wird größer.«
    »Ja, genau. Er wird sprunghaft größer.« Sie drehte an einigen Knöpfen. »Ein ganzes Stück größer sogar, Lieutenant. Sie haben versucht, den Größensprung mit der Aufwärtsbewegung zu verbinden, damit er weniger auffällt. Aber besondere Mühe haben sie sich nicht gegeben. Es ist ganz deutlich.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Daß sie arrogant sind«, antwortete Theresa. Es klang wütend.
    Mir war nicht klar, warum. Deshalb fragte ich sie.
    »Ja, jetzt werde ich wirklich stocksauer.« Sie zoomte mit raschen Handbewegungen auf das Bild. »Und zwar deshalb, weil sie einen offensichtlichen Fehler gemacht haben. Sie erwarten, daß wir schludern, daß wir nicht gründlich vorgehen. So intelligent sind wir nicht. So japanisch sind wir nicht.«
    »Aber …«
    »Ich hasse sie.« Das Bild bewegte sich. Theresa konzentrierte sich jetzt auf die Umrisse des Kopfes. »Kennen Sie Takeshita Noboru?«
    »Ist das ein Firmenchef?«
    »Nein. Takeshita war Ministerpräsident. Vor ein paar Jahren hat er bei einem Besuch auf einem Navy-Schiff über amerikanische Matrosen, die Japan besuchten, einen Witz gemacht. Er sagte, Amerika sei jetzt so arm, daß die Boys von der Navy es sich nicht leisten könnten, an Land zu gehen und sich in Japan zu amüsieren. Alles sei zu teuer für sie. Er sagte, sie könnten nur auf ihrem Schiff bleiben und sich gegenseitig mit Aids anstecken. Der Witz schlug gewaltig ein in Japan.«
    »Hat er das wirklich gesagt?«
    Sie nickte. »Wenn ich Amerikaner wäre, und jemand würde so etwas zu mir sagen, würde ich dieses Schiff sofort abbeordern und Japan sagen, es solle sich ins Knie ficken und selbst für seine Verteidigung aufkommen. Hatten Sie nicht gewußt, daß Takeshita das gesagt hat?«
    »Nein

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