Nippon-Connection
vergessen? Wir fahren jetzt zu Ihrer Wohnung.«
Ich saß wieder am Steuer. Connor schaute aus dem Fenster.
»Woher wußten Sie, daß es Morton war?«
»Ich wußte es nicht«, antwortete er. »Das heißt, ich weiß es erst seit heute vormittag. Aber mir war schon gestern nacht klar, daß die Bänder manipuliert waren.«
Ich dachte an die Mühe, die Theresa und ich uns gemacht hatten, das viele Zoomen und Absuchen und das Zerlegen der Bilder. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie nur einen Blick auf die Bänder geworfen haben und es gleich wußten?«
»Ja.«
»Aber wie denn?«
»Ein Fehler fiel mir sofort auf. Erinnern Sie sich an Eddie bei der Party? Er hatte eine Narbe an der Hand.«
»Ja. Sah aus wie eine alte Brandnarbe.«
»An welcher Hand war sie?«
»An welcher Hand?« Ich mußte überlegen. Ich versuchte, mich an das Zusammentreffen mit Eddie zu erinnern. Eddie nachts im Kakteengarten. Er hatte Zigaretten geraucht und die Kippen weggeschnippt. Ich sah ihn vor mir, wie er sich nervös bewegte, wie er die Zigaretten hielt. Die Narbe war an .
»An der linken«, sagte ich.
»Richtig.«
»Aber die Narbe sieht man auch auf dem Videoband«, sagte ich. »Sie erscheint ganz deutlich an der Stelle, an der er am Wandspiegel vorbeigeht. Da berührt er kurz die Wand …«
Ich unterbrach mich.
Er hatte die Wand mit der rechten Hand berührt.
»Mein Gott!«
»Genau«, sagte Connor. »Da haben sie einen Fehler gemacht. Vielleicht wußten sie nicht genau, was nun Reflexion war und was nicht. Ich kann mir vorstellen, daß sie in großer Hast gearbeitet haben und sich nicht mehr erinnern konnten, um welche Hand es sich handelte. Aber die Narbe wollten sie trotzdem anbringen. Solche Fehler passieren eben.«
»Gestern nacht haben Sie also die Narbe an der falschen Hand entdeckt?«
»Ja. Und da wußte ich sofort, daß die Bänder verfälscht worden waren. Ich mußte dafür sorgen, daß Sie sie gleich heute analysieren ließen. Deshalb habe ich Sie in die WE-Labors geschickt, damit Sie herausfinden, wer die Bänder untersuchen könnte. Und dann bin ich heimgefahren und schlafen gegangen.«
»Aber Sie haben es zugelassen, daß wir drauf und dran waren, Eddie zu verhaften. Warum denn? Sie müssen doch gewußt haben, daß er nicht der Mörder war.«
»Manchmal muß man den Dingen ihren Lauf lassen. Es war doch eindeutig, daß man uns glauben machen wollte, Eddie habe das Mädchen getötet. Deshalb habe ich der Sache ihren Lauf gelassen.«
»Ein Unschuldiger ist dabei umgekommen«, sagte ich.
»Ich würde Eddie nicht als unschuldig bezeichnen«, widersprach Connor. »Er steckte bis zum Hals mit drin.«
»Und Senator Morton? Woher wußten Sie, daß es Morton war?«
»Ich wußte es erst, als er uns zu diesem kleinen Treffen heute mittag bestellte. Da hat er sich selbst verraten.«
»Wie?«
»Er war einfach zu ruhig. Denken Sie darüber nach, was er uns sagte! Zwischen all dem Unsinn, den er daherredete, fragte er uns dreimal, ob unsere Ermittlungen abgeschlossen seien. Und er fragte uns, ob der Mord irgend etwas mit MicroCon zu tun hat. Wenn man es sich gründlich überlegt, ist das eine sehr sonderbare Frage.«
»Aber warum denn? Er hat doch Kontakte. Mr. Hanada und andere Leute. Das hat er uns gesagt.«
»Nein«, erwiderte Connor kopfschüttelnd. »Wenn man das ganze unsinnige Drumherum abstreicht, das Senator Morton verzapft hat, dann lautete sein Gedankengang im Grunde: Ist die Ermittlung beendet? Und kann sie mit MicroCon in Zusammenhang gebracht werden? Ich werde nämlich demnächst meinen Standpunkt hinsichtlich des Verkaufs von MicroCon ändern.«
»Okay …«
»Aber das Wichtigste hat er uns nicht erklärt: Warum hat er seinen Standpunkt geändert?«
»Das hat er uns doch gesagt: Er hatte keine Unterstützung, den anderen ist die Sache egal.«
Connor reichte mir eine Fotokopie. Es war die Kopie einer Zeitungsseite. Ich gab sie Connor zurück. »Ich muß fahren. Sagen Sie mir, was da steht!«
»Es ist ein Interview, das Senator Morton der Washi«gto« Post gegeben hat. Er wiederholt darin seine Ansichten über den Verkauf von MicroCon. Es schade der nationalen Verteidigung und der amerikanischen Wettbewerbsfähigkeit, die Firma zu verkaufen. Bla, bla, bla. Die Basis unserer Technologie würde ausgehöhlt, unsere Zukunft an die Japaner verscherbelt. Bla, bla, bla. Das war seine Meinung am Donnerstag vormittag. Am Donnerstag abend taucht er auf einer Party in Kalifornien auf. Am nächsten Vormittag
Weitere Kostenlose Bücher