Nippon-Connection
hier hätten sich drei Sicherheitsexperten getroffen, um ein bißchen fachzusimpeln. »Ist wohl ein anstrengender Abend für Sie, Mr. Phillips.«
»Ja, klar, die Party und alles.«
»Und ziemlich eng hier, in dem Kabuff.«
»Das kann man wohl sagen. Meine Güte - und das Gedränge, als alle hier reinkamen!«
»Wer war das: ›alle‹?« fragte ich.
»Nachdem die Japaner den sechsundvierzigsten Stock verlassen hatten, sind sie alle hier herunter gekommen und haben uns auf den Monitoren beobachtet, nicht wahr, Mr. Phillips?«
Phillips nickte. »Alle waren es nicht, aber ‘ne ganze Menge. Standen hier rum und qualmten ihre verdammten Zigaretten. Standen da und stierten auf die Monitore und reichten Faxe herum.«
»Faxe?«
»Ja, ja, alle paar Minuten kam ein neues Fax rein. Mit japanischer Schrift, verstehen Sie. Das haben sie dann herumgereicht und ihren Senf dazugegeben. Dann ging einer los und schickte ein Fax zurück. Und der Rest ist dageblieben und hat Sie da oben beobachtet.«
»Haben sie auch zugehört?«
Phillips schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben keinen Ton.«
»Das überrascht mich«, sagte Connor. »Diese Geräte sehen hochmodern aus.«
»Hochmodern? Mann, das ist das Beste, was es auf der Welt gibt! Ich sag’ Ihnen mal was: Diese Leute haben den Dreh raus. Die haben das beste Feueralarmsystem und die beste Sprinkleranlage und die besten Geräte zur Erdbebenvorhersage. Und natürlich das beste Sicherheitssystem: die besten Kameras, die besten Detektoren, alles.«
»Das sehe ich«, erwiderte Connor. »Eben darum bin ich so überrascht, daß sie nicht auch mit Ton ausgestattet sind.«
»Nein, Ton haben sie nicht, und auch keine Farbmonitoren. Nur hochauflösendes Schwarzweiß-Video. Fragen Sie mich nicht, warum. Hat irgendwas mit den Kameras zu tun und wie die angebracht sind. Mehr weiß ich nicht.«
Ich warf einen Blick auf die Monitorenwand und sah fünf verschiedene Ansichten vom sechsundvierzigsten Stock, jede aus einer anderen Perspektive aufgenommen. Offenbar hatten die Japaner über die gesamte Etage Kameras verteilt. Ich erinnerte mich, wie Connor im Atrium umherspaziert war, die Augen zur Decke gerichtet. Da hatte er wohl die Kameras entdeckt.
Ich sah zu, wie Graham im Konferenzsaal die Leute vom Erkennungsdienst herumkommandierte. Er rauchte eine Zigarette, was an einem Tatort streng verboten war. Helen streckte sich und gähnte. Kelly hatte die Leiche des Mädchens inzwischen vom Tisch auf eine fahrbare Bahre gelegt und war gerade dabei, den Reißverschluß der Umhüllung zu schließen und .
In diesem Augenblick wurde mir schlagartig klar: Dort oben waren Kameras. Fünf Kameras. Jeder Winkel der Etage wurde aufgenommen.
»Mein Gott!« Ich drehte mich aufgeregt um und wollte etwas sagen, aber Connor lächelte mich lässig an, legte mir eine Hand auf die Schulter und drückte, daß es weh tat.
»Lieutenant«, sagte er.
Der Schmerz war unglaublich. Ich bemühte mich, mich nicht zu winden. »Ja, Captain?«
»Haben Sie etwas dagegen, daß ich Mr. Phillips ein, zwei Fragen stelle?«
»Nein, Captain, machen Sie nur!«
»Am besten notieren Sie sich ‘n bißchen was.«
»Gute Idee, Captain.«
Er ließ meine Schulter los. Ich holte meinen Notizblock hervor.
Connor setzte sich auf den Tischrand und sagte: »Arbeiten Sie schon lange für den Nakamoto-Sicherheitsdienst, Mr. Phillips?«
»Ja, Sir, schon seit ungefähr sechs Jahren. Angefangen habe ich in ihrer Fabrik drüben in La Habra, und als ich mir das Bein verletzte - bei einem Autounfall - und nicht mehr so gut gehen konnte, da haben sie mich in den Sicherheitsdienst versetzt. In der Fabrik. Weil ich da nicht gehen mußte, verstehen Sie. Und als sie dann die Fabrik in Torrance eröffneten, da haben sie mich dorthin versetzt. Meine Frau hat auch einen Job in der Fabrik in Torrance gekriegt. Die haben da einen Zulieferbetrieb für Toyota. Als dann dieses Gebäude hier eröffnet worden ist, bin ich hierhergekommen, für den Nachtdienst.«
»Verstehe. Sechs Jahre also, alles in allem.«
»Jawohl, Sir.«
»Dann gefällt es Ihnen offenbar.«
»Es ist ein sicherer Job, wissen Sie. Und das ist schon was in Amerika. Ich weiß, daß sie nicht viel von uns Schwarzen halten, aber sie haben mich immer anständig behandelt. Davor habe ich bei General Motors in Van Nuys gearbeitet, und diese Fabrik, also, die gibt es gar nicht mehr, wissen Sie.«
»Ja, ja«, sagte Connor in mitfühlendem Ton.
»Das war vielleicht ein Arbeitsplatz,
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