Nippon-Connection
sage ich Ihnen!« Phillips schüttelte den Kopf. »Meine Güte! Diese Management-Arschlöcher, die die zu uns geschickt haben - nicht zu fassen! Super-Manager, direkt aus Detroit, kleine Möchtegerns, die keinen blassen Dunst hatten! Die wußten überhaupt nicht, wie es am Montageband zugeht. Konnten einen Drehstahl nicht von einem Schneideisen unterscheiden. Aber die Vorarbeiter herumkommandieren! Die haben alle zweihunderttausend Dollar im Jahr eingeschoben und keine Ahnung gehabt. Und nichts hat funktioniert. Die Autos waren große Scheiße. Aber hier«, er klopfte mit der Hand auf den Tisch, »wenn es hier ein Problem gibt oder irgendwas nicht funktioniert, dann sage ich das, und dann kommen die sofort runter und kennen sich aus mit dem System, wie es funktioniert, und dann besprechen wir das Problem gemeinsam, und dann wird die Sache bereinigt, und zwar sofort. Probleme werden hier gelöst, das ist der Unterschied. Ich sag’ Ihnen: Diese Leute hören einem zu.«
»Es gefällt Ihnen also hier?«
»Sie haben mich immer anständig behandelt«, wiederholte Phillips mit einem Kopfnicken.
Es klang nicht gerade enthusiastisch. Ich hatte den Eindruck, daß der Mann in Wahrheit seinen Arbeitgebern alles andere als blind ergeben war und daß man das mit Hilfe einiger Zusatzfragen aus ihm herauskitzeln konnte. Wir mußten ihm nur Mut machen.
»Loyalität ist etwas sehr Wichtiges«, sagte Connor und nickte verständnisvoll.
»Na, für die Japaner auf jeden Fall«, sagte Phillips. »Die erwarten, daß man ganz große Begeisterung für die Firma zeigt. Darum komme ich auch immer fünfzehn, zwanzig Minuten früher und bleibe noch fünfzehn, zwanzig Minuten, wenn mein Schichtdienst zu Ende ist. Die mögen das, wenn man Überstunden macht. In der Fabrik in Van Nuys habe ich das auch getan, bloß hat es da nie einer bemerkt.«
»Von wann bis wann geht Ihre Schicht?«
»Ich arbeite von neun bis sieben.«
»Und heute abend? Wann sind Sie da zum Dienst erschienen?«
»Um dreiviertel neun. Hab’ ich Ihnen ja gesagt, daß ich meistens eine Viertelstunde früher komme.«
Der Mord war gegen zwanzig Uhr dreißig telefonisch gemeldet worden. Wenn dieser Mann also um dreiviertel neun den Dienstraum betreten hatte, war das fast fünfzehn Minuten zu spät gewesen, um den Mord mitansehen zu können. »Wer hatte vor Ihnen Dienst?« fragte ich.
»Also, normalerweise Ted Cole. Aber ich weiß nicht, ob er heute gearbeitet hat.«
»Warum nicht?«
Der Mann fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn und wandte den Blick ab.
»Warum wissen Sie das nicht, Mr. Phillips?« wiederholte ich, diesmal ein bißchen drängender.
Der Wachmann blinzelte und legte die Stirn in Falten, aber er schwieg.
Connor sagte seelenruhig: »Weil Ted Cole nicht hier war, als Mr. Phillips heute abend eintraf, nicht wahr, Mr. Phillips?«
Der Wachmann nickte. »Ja.«
Ich wollte eine weitere Frage stellen, aber Connor hob die Hand.
»Mr. Phillips, ich kann mir vorstellen, daß Sie ziemlich überrascht waren, als Sie um dreiviertel neun diesen Raum betraten.«
»Da haben Sie verdammt recht.«
»Was haben Sie gemacht, als Sie sahen, was los war?«
»Also, als erstes habe ich den Kerl gefragt: ›Kann ich Ihnen helfen?‹ Sehr höflich, aber bestimmt. Schließlich ist das hier der Raum des Sicherheitsdienstes! Und ihn habe ich nicht gekannt, hatte den noch nie zuvor gesehen. Und der Kerl war ganz schön nervös, ganz schön nervös. Er sagte: ›Machen Sie Platz!‹ Richtig patzig, so als würde ihm die Welt gehören. Und dann ist er an mir vorbeigezischt mit seiner Aktentasche. Ich sage noch: ›Entschuldigen Sie, Sir, aber Sie müssen mir Ihren Ausweis zeigen!‹ Doch er hat mir gar nicht geantwortet, sondern ist einfach weitergegangen, raus in die Eingangshalle und dann die Treppe runter.«
»Haben Sie ihn nicht aufzuhalten versucht?«
»Nein, Sir.«
»Weil es ein Japaner war?«
»Ganz genau. Aber die Sicherheitszentrale habe ich angerufen - die ist oben im neunten Stock - und gemeldet, daß ich hier einen Mann angetroffen habe. Und die haben gesagt, ich soll mir keine Gedanken machen, es ist schon in Ordnung. Aber ich habe gemerkt, daß die auch nervös waren. Alle waren sie nervös. Und dann habe ich auf dem Monitor das … na, Sie wissen schon, das tote Mädchen gesehen. Da habe ich erst mitgekriegt, was eigentlich los war.«
Connor sagte: »Können Sie den Mann beschreiben, den Sie hier gesehen haben?«
Der Wachmann zuckte mit den Achseln.
Weitere Kostenlose Bücher