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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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dürfen für amerikanische Wahlkämpfe nicht spenden«, erwiderte Ellen. »Das wissen Sie ganz genau.« Sie senkte die Stimme: »Das hier ist ein heikler Fall, Pete. Bitte sei vorsichtig. Du weißt doch, daß die Japaner ganz besonders empfindlich sind, wenn es darum geht, wie sie in Amerika behandelt werden.«
    »Okay, geht in Ordnung.«
    Sie sah durch die Glaswände des Konferenzsaals zum Atrium hinüber. »Ist das John Connor?«
    »Ja.«
    »Ich denke, der hat sich zur Ruhe gesetzt. Was macht er denn hier?«
    »Er hilft mit bei diesem Fall.«
    Ellen runzelte die Stirn. »Du weißt sicherlich, daß die Japaner ihm ziemlich gemischte Gefühle entgegenbringen. Sie haben einen eigenen Ausdruck dafür - für jemanden, der Japan und die Japaner liebt und dann ins andere Extrem verfällt und es übertreibt.«
    »Connor übertreibt es nicht.«
    »Ishigura jedenfalls fühlte sich unmöglich behandelt.«
    »Ishigura wollte uns sagen, was wir zu tun und zu lassen hätten. Und hier liegt ein ermordetes Mädchen, aber das scheint einfach jeder hier zu vergessen.«
    »Ich bitte dich, Pete«, sagte Ellen, »kein Mensch versucht hier, euch bei eurer Arbeit dreinzureden. Ich will dir nur klarmachen, daß du die besonderen Umstände berücksich…«
    Sie verstummte und starrte die Leiche an.
    »Ellen?« sagte ich. »Kennst du sie?«
    »Nein.« Sie wandte sich ab.
    »Bist du sicher?«
    Ich sah, daß sie ziemlich aus der Fassung geraten war.
    »Haben Sie sie vorhin unten gesehen?« fragte Graham.
    »Nein … vielleicht. Ich glaube schon. Also, Jungs, ich muß jetzt wieder zurück.«
    »Mensch, Ellen!«
    »Ich weiß nicht, wer sie ist, Pete. Ich schwöre es. Wenn ich es wüßte, würde ich es dir sagen. Ich muß jetzt gehen. Seid einfach ein bißchen freundlicher zu den Japanern! Mehr sollte ich euch vom Bürgermeister nicht ausrichten. Ich muß jetzt gehen.«
    Sie hastete zum Lift zurück. Ich sah ihr nach. Mir war nicht wohl zumute.
    Graham trat zu mir. »Toller Arsch«, sagte er. »Aber sie ist nicht auf unserer Seite, Junge - nicht mal auf deiner.«
    »Was soll das heißen: nicht mal auf meiner?«
    »Weiß doch jeder, daß ihr beide, du und Ellen Farley, das neue Traumpärchen seid!«
    »Von was redest du da?«
    Graham schlug mir auf die Schulter. »Na, komm schon! Ist doch völlig egal - bist doch geschieden!«
    »Ich habe nichts mit Ellen, Tom!«
    »Kannst doch tun, wozu du Lust hast - so ein hübscher Junge wie du!«
    »Ich sage dir, daß nichts davon wahr ist.«
    »Schon gut, schon gut!« Er streckte mir die Hände entgegen. »Mein Irrtum.«
    Ich beobachtete, wie Ellen unter dem Absperrband im Atrium durchschlüpfte, auf den Liftknopf drückte und, ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden klopfend, wartete.
    »Meinst du wirklich, daß sie das Mädchen kennt?«
    »Das kannst du laut sagen«, erwiderte Graham. »Du weißt doch, warum der Bürgermeister so viel von ihr hält: weil sie neben ihm steht und ihm alle Namen zuflüstert. Die kann sich sogar an Leute erinnern, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat, und kennt auch noch die dazugehörigen Ehemänner, Ehefrauen und Kinder - einfach jeden. Ellen Farley weiß, wer dieses Mädchen ist.«
    »Warum hat sie es uns dann nicht gesagt?«
    »Verdammt! Die Sache muß für irgend jemanden ziemlich wichtig sein. Die ist doch abgehauen wie von der Tarantel gestochen, stimmt’s? Wir müssen unbedingt rauskriegen, wer diese Tote ist. Ich habe es nämlich dick, der letzte in der Stadt zu sein, der etwas erfährt.«
    Connor stand auf der anderen Seite des Raums und winkte uns zu sich.
    »Was will er denn jetzt?« fragte Graham. »Warum winkt er uns? Was hat er da in der Hand?«
    »Sieht aus wie eine Handtasche«, sagte ich.
    »Cheryl Lynn Austin«, las Connor uns vor. »Geboren in Midland, Texas. Hat an der Texas State University studiert. Dreiundzwanzig Jahre alt. Hatte eine Wohnung in Westwood, lebte aber noch nicht lange hier, weil sie ihren texanischen Führerschein noch nicht hat umschreiben lassen.«
    Der Inhalt der Handtasche wurde auf einem Schreibtisch ausgebreitet. Wir schoben die Sachen mit Kugelschreibern hin und her.
    »Wo haben Sie die Tasche gefunden?« fragte ich. Es war eine kleine, schwarze, paillettenbestickte Henkeltasche mit perlenbesetztem Schloß im Stil der vierziger Jahre. Ein teures Ding.
    »In dem Palmentopf vor dem Konferenzsaal.« Connor öffnete den Reißverschluß eines kleinen Innentäschchens. Mehrere eng zusammengerollte neue Hundert-Dollar-Scheine

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