Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
landeten auf dem Schreibtisch. »Wunderbar! Miss Austin ist gut versorgt gewesen.«
    »Keine Wagenschlüssel?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Sie ist also mit irgend jemandem hierhergekommen.«
    »Und hatte offenbar vor, mit irgend jemandem wieder abzuziehen. Ein Taxifahrer hätte ihr keinen Hundert-Dollar-Schein gewechselt.«
    Vor uns auf dem Schreibtisch lagen eine goldene American-Express-Karte, ein Lippenstift, eine Puderdose, eine Packung j apanische Zigaretten Marke Mild Seven Menthol, eine Mitgliedskarte für den »Daimashi Night Club« in Tokio und vier kleine blaue Pillen. Das war alles.
    Connor stellte die Handtasche mit Hilfe seines Stiftes auf den Kopf. Kleine grüne Kügelchen fielen auf die Tischplatte.
    »Wissen Sie, was das ist?«
    »Nein«, antwortete ich. Graham besah sich die Dinger mit einer Lupe.
    »Das sind mit wasabi überzogene Erdnüsse«, erklärte Connor.
    Wasabi ist grüner Meerrettich, den man in Sushi-Bars serviert bekommt. Von wasabi -überzogenen Erdnüssen hatte ich noch nie gehört.
    »Ich weiß nicht, ob die außerhalb Japans verkauft werden.«
    Graham knurrte. »Ich für meinen Teil habe genug gesehen. Was meinen Sie, John, wird Ishigura uns die Zeugen schicken, um die Sie ihn gebeten haben?«
    »Ich an Ihrer Stelle würde nicht damit rechnen, daß sie bald auftauchen«, meinte Connor.
    »Da können Sie recht haben«, sagte Graham. »Diese Zeugen werden wir erst übermorgen zu Gesicht bekommen, wenn ihre Anwälte ihnen eingetrichtert haben, was sie sagen sollen.« Er trat einen Schritt vom Schreibtisch zurück. »Es ist Ihnen doch klar, warum sie derart mauern, oder? Dieses Mädchen ist von einem Japaner ermordet worden. Darum geht es hier.«
    »Schon möglich«, sagte Connor.
    »Hey, Mann, das ist mehr als nur möglich! Wir sind hier. Das Gebäude hier gehört ihnen. Und das Mädchen ist genau der Typ, auf den sie abfahren: die langstielige amerikanische Rose. Sie wissen doch, daß diese Winzlinge es alle am liebsten mit Volleyball-Spielerinnen treiben würden.«
    Connor hob die Schultern. »Schon möglich.«
    »Hey, Sie wissen doch, daß diese Typen daheim völlig unterdrückt werden. Die müssen sich in die U-Bahn zwängen und in Riesenfirmen arbeiten. Die dürfen nicht sagen, was sie denken. Und dann hauen sie ab von den Zwängen zu Hause, kommen hierher und sind plötzlich reich und frei. Hier können sie machen, was sie wollen. Und hin und wieder rastet dann eben einer aus. Wenn Sie anderer Meinung sind, brauchen Sie’s mir nur zu sagen!«
    Connor sah Graham lange an. Dann sagte er: »Ihrer Ansicht nach hat also ein japanischer Mörder beschlossen, dieses Mädchen hier mitten auf dem Konferenztisch der Nakamoto Corporation ins Jenseits zu befördern?«
    »Genau.«
    »Um einen symbolischen Akt zu begehen?«
    Graham zuckte mit den Achseln. »Meine Güte, wer weiß das schon. »Wir reden hier nicht von normalen Menschen. Aber eines sage ich Ihnen: Ich kriege das Schwein, das dies hier angestellt hat - und wenn es das letzte ist, was ich noch zustande bringe.«
    D er Aufzug glitt hinunter. Connor lehnte sich gegen die Glaswand. »Es gibt viele Gründe, die Japaner nicht zu mögen«, sagte er, »aber Graham kennt keinen einzigen davon.« Er seufzte. »Wissen Sie, was sie über uns sagen?«
    »Was denn?«
    »Sie sagen, Amerikaner sind immer viel zu schnell mit Theorien bei der Hand. Sie sagen, wir würden die Welt nicht genau genug betrachten, und deshalb wüßten wir nicht, wie die Dinge in Wirklichkeit sind.«
    »Ist das ein Zen-Gedanke?«
    »Nein.« Er lachte auf. »Nur eine Beobachtung. Fragen Sie mal einen Computerhändler, was er von seinen amerikanischen Kollegen hält! Er wird ihnen genau das zur Antwort geben. Alle Japaner, die mit Amerikanern zu tun haben, denken so. Und wenn Sie sich Graham ansehen, wird Ihnen klar, daß sie recht haben. Graham weiß eigentlich nichts. Er hat keinerlei eigene Erfahrung, nur ein Sammelsurium von Vorurteilen und Phantasien, wie er sie in den Medien aufschnappt. Er hat keine Ahnung von den Japanern - und nicht einmal das Gefühl, daß er vielleicht etwas über sie wissen sollte.«
    »Sie glauben also, daß er mit seinem Verdacht falsch liegt?« fragte ich. »Daß das Mädchen nicht von einem Japaner ermordet wurde?«
    »Das habe ich nicht gesagt, kōhai«, erwiderte Connor. »Es ist sogar ziemlich wahrscheinlich, daß Graham recht hat. Aber im Augenblick …«
    Die Aufzugtür öffnete sich, und wir waren mitten in der Fete. Die Band spielte

Weitere Kostenlose Bücher