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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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vorstellen! Hat ständig darauf gedrängt. Vor ungefähr zehn Minuten hat er dann das letzte Telefonat geführt, und plötzlich war er wie verwandelt. Saß hier an diesem Schreibtisch. Ich hab’ es ihm sofort angesehen. Immer wieder hat er mojo mojo gesagt, als würde er seinen Ohren nicht trauen. Und dann ist er rausgerannt, aber wirklich gerannt.«
    »Und wo findet die Autopsie statt?«
    »Raum zwei.«
    »Danke, Harry.«
    »Mach die Tür zu!«
    »Hi, Tim«, sagte ich, als wir den Autopsieraum betraten. Tim Haller, jedem als Dr. Tim bekannt, stand über den Tisch aus rostfreiem Stahl gebeugt. Obwohl es kurz vor halb zwei Uhr morgens war, wirkte er, was man bei ihm gewohnt war, wie aus dem Ei gepellt. Alles saß an der richtigen Stelle. Sein Haar war sorgfältig gekämmt, seine Krawatte perfekt geknotet, die Kugelschreiber in der Brusttasche seines gestärkten Laborkittels waren aufgereiht wie Soldaten.
    »Hast du mich nicht gehört?«
    »Ich mach’ sie schon zu, Tim!« Die Tür war mit einem selbstschließenden Luftdruckmechanismus versehen, aber offensichtlich funktionierte der nicht schnell genug für Dr. Tim.
    »Ich will nicht, daß dieser Japaner hier reinschaut.«
    »Der ist weg, Tim.«
    »Ach, wirklich? Aber er kann jeden Moment wieder zurückkommen. Ein unglaublich hartnäckiger und aufreizender Mensch.« Er warf mir einen Blick über die Schulter zu. »Und wen hast du da mitgebracht? Doch nicht John Connor! Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, John.«
    »Hi, Tim.« Connor und ich gingen zum Tisch. Ich sah, daß die Obduktion bereits weit fortgeschritten war, der Y-förmige Schnitt war gemacht, die ersten Organe waren entnommen und säuberlich auf flache Schalen aus Edelstahl gelegt worden.
    »Also, vielleicht kann mir einer von euch erklären, was an diesem Fall so Besonderes ist«, sagte Tim. »Graham ist so sauer, daß er überhaupt nichts sagt. Er ist nebenan im Labor, um sich die ersten Ergebnisse anzusehen. Aber ich würde wirklich gern wissen, warum man mich für diese Obduktion aus dem Bett geholt hat. Heute nacht hat nämlich Mark Dienst, aber er ist offenbar nicht erfahren genug, das hier zu erledigen. Und unser Chef ist natürlich bei einem Kongreß in San Francisco. Jetzt, wo er eine neue Freundin hat, ist er fast nie hier. Also haben sie mich angerufen. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal aus dem Bett geholt wurde.«
    »Wirklich nicht?« fragte ich. Dr. Tim war nämlich ein in jeder Hinsicht präziser Mensch, das galt auch für sein Gedächtnis.
    »Das letzte Mal passierte es im Januar vor drei Jahren. Aber da mußte ich einspringen. Viele Kollegen hatten damals Grippe, und die Leichen türmten sich sozusagen. Eines Nachts hatten wir plötzlich kein einziges freies Kühlfach mehr. Die Leichen lagen in Säcken auf dem Boden herum. Irgend etwas mußte geschehen. Der Gestank war kaum zu ertragen. Aber daß ich herbestellt wurde, nur weil ein Fall politisch heikel war wie dieser hier - daran kann ich mich nun wirklich nicht erinnern.«
    »Wir wissen auch nicht genau, warum er so heikel ist«, erklärte Connor.
    »Dann findet das am besten mal raus! Hier wird nämlich massiver Druck ausgeübt. Der Chef ruft mich aus San Francisco an und sagt immer wieder: ›Machen Sie’s sofort, noch heute nacht, und basta!‹ - ›Okay, Bilk, hab’ ich gesagt. Darauf er: ›Hören Sie, Tim, gehen Sie gründlich vor! Nehmen Sie sich Zeit, machen Sie viele Fotos und viele Notizen! Dokumentieren Sie, was das Zeug hält! Am besten knipsen Sie gleich mit zwei Kameras. Ich habe nämlich das Gefühl, daß jeder, der mit diesem Fall zu tun hat, in große Schwierigkeiten kommen kann.‹ Da ist doch klar, daß man wissen möchte, was das Ganze soll.«
    »Um wieviel Uhr bist du angerufen worden?« fragte Connor.
    »Zwischen zehn und halb elf.«
    »Hat dein Chef gesagt, wer ihn verständigt hat?«
    »Nein. Aber eigentlich kann es nur der Polizeipräsident oder der Bürgermeister gewesen sein.«
    Tim betrachtete die Leber, er breitete die Lappen aus und legte das Organ auf eine der flachen Schalen. Sein Assistent nahm jedes Organ mit Blitzlicht auf und stellte es dann zur Seite.
    »Und? Was hast du gefunden?«
    »Ehrlich gesagt, zeigten sich die bisher interessantesten Befunde auf der Körperoberfläche«, sagte Dr. Tim. »Sie hatte sich den Hals stark geschminkt, um einige Druckstellen zu überdecken. Blutergüsse unterschiedlichen Alters. Ich habe noch keine Spektroskopkurve für die

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