Nippon-Connection
auf uns aus. Ich war ganz erstaunt, welche Hebel die in Bewegung setzen können. Senator Rowe rief uns höchstpersönlich an und sagte, was wir zu tun hätten. Der Gouverneur desgleichen. Die halbe Welt rief uns an. Man hätte glauben können, es handle sich um das Kind des Präsidenten. Ich will damit nur sagen: Dieses Leute haben Einfluß.«
»Na klar. Haben ja auch nicht schlecht bezahlt dafür«, sagte Graham, der in diesem Augenblick den Raum betrat.
»Mach die Tür zu!« rief Tim.
»Aber diesmal wird ihnen ihr Scheißeinfluß nicht helfen«, sagte Graham. »Diesmal haben wir sie am Schlafittchen. Wir haben einen Mord - und anhand der bisherigen Laborergebnisse steht eindeutig fest, daß der Mörder ein Japaner ist.«
D as Pathologielabor nebenan war ein großer Raum, den zahlreiche Leuchtstoffröhren hell ausleuchteten. Auf den Arbeitstischen standen zahlreiche Mikroskope säuberlich aufgereiht. So spät nachts arbeiteten allerdings nur zwei Laboranten in dem weitläufigen Raum. Und neben sie stellte sich, hämisch grinsend, Graham.
»Schaut es euch selbst an! Die Untersuchung des Schamhaars hat männliche Schamhaare zum Vorschein gebracht, nur leicht gewellt, eiförmiger Querschnitt, fast mit Sicherheit asiatischer Herkunft. Die erste Samenanalyse hat Blutgruppe AB ergeben, die kommt bei Weißen ziemlich selten vor, viel häufiger bei Asiaten. Nach der ersten Proteinanalyse des Samens läßt sich ausschließen, daß … Wie heißt das gleich?«
»Äthanol Dehydrogenase«, sagte einer der Laboranten.
»Genau: daß Äthanol Dehydrogenase vorhanden ist. Das ist ein Enzym, das die Japaner nicht haben. Und in dieser Samenflüssigkeit fehlt es auch. Und dann ist da noch der DiegoFaktor, das ist ein Blutgruppenprotein. Es wird bald noch mehr Testergebnisse geben, aber es ist jetzt schon so gut wie erwiesen, daß das Mädchen von einem Japaner zum Geschlechtsverkehr gezwungen worden ist.«
»Es ist so gut wie erwiesen, daß Sie Samenflüssigkeit eines Japaners in ihrer Vagina gefunden haben«, berichtigte ihn Connor. »Das ist alles.«
»Japanischer Samen, japanisches Schamhaar, japanische Blutfaktoren - Mann! Es kann doch nur ein Japaner gewesen sein.«
Graham hatte einige Fotos vom Tatort ausgebreitet, auf denen Cheryl auf dem Konferenztisch zu sehen war. Er begann nun, vor ihnen hin und her zu gehen.
»Ich weiß, wo ihr beide wart, und ich weiß, daß ihr nur die Zeit vergeudet habt«, sagte er. »Ihr habt nach Videobändern gesucht - aber die sind weg, stimmt’s? Dann seid ihr in ihr Apartment gefahren, aber dort hatte sich vor euch schon jemand zu schaffen gemacht. Wenn der Verdächtige ein Japaner ist, läßt sich ja auch nichts anderes erwarten. Die Sache ist glasklar. Das sieht doch jeder.«
Er deutete auf die Fotos. »Da liegt unser Mädchen, Cheryl Austin aus Texas. Richtig niedlich ist sie. Tolle Figur. Ist Schauspielerin oder so was ähnliches. Ist in ein paar Werbespots zu sehen. Vielleicht in einem Spot für Nissan. Egal. Sie lernt Leute kennen. Knüpft Kontakte. Taucht auf diversen Namenslisten auf. Seid ihr soweit einverstanden?«
»Ja«, sagte ich. Connor schwieg und betrachtete aufmerksam die Fotos.
»Irgendwie bringt unsere Cheryl es zu so viel Geld, daß sie in ein schwarzes Yamamoto-Kleid schlüpfen kann, als man sie zur großen Eröffnungsfeier des Nakamoto Tower einlädt. Sie geht mit irgendeinem Typen hin, vielleicht einem Freund, vielleicht aber auch nur ihrem Friseur. Auf jeden Fall nur ein Alibibegleiter. Vielleicht kennt sie einige Leute auf der Party, vielleicht auch nicht. Aber im Laufe des Abends schlägt ihr irgend jemand, der mächtig und einflußreich ist, vor, sich mit ihm ein bißchen zurückzuziehen. Sie erklärt sich einverstanden, nach oben zu gehen. Warum auch nicht? Sie ist abenteuerlustig. Sie liebt die Gefahr. Die schönsten blauen Flecken kriegt man in dunklen Ecken. Also geht sie rauf - vielleicht zusammen mit dem Typen, vielleicht getrennt. Auf jeden Fall treffen sie sich dort oben und suchen ein Plätzchen, wo sie es miteinander treiben können. Ein aufreizendes Plätzchen. Und sie beschließen - das heißt, er beschließt es wahrscheinlich -, es mitten auf dem Konferenztisch zu treiben. Sie fangen an, bumsen drauflos, aber dann gerät ihnen die Sache aus der Hand. Ihr Loverboy geht ein bißchen zu gründlich vor, oder vielleicht ist er selbst auch schräg, und er drückt ihr den Hals ein bißchen zu fest zu. Sie ist tot. Bis hierher einverstanden?«
»Ja
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