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Nixenjagd

Nixenjagd

Titel: Nixenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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zum Strich, aus dem er hervorpresste: »Dieser junge Mann steht im Verdacht, möglicherweise zwei Mädchen auf dem Gewissen zu haben, von denen eines deine beste Freundin war.« »Das ist Blödsinn. Paul hat niemandem was getan, das weiß ich genau. Und ich werde ihn jetzt nicht hängen lassen, nur weil...« Franziska ließ den angebrochenen Satz in der Luft hängen und kämpfte gegen die überfallartig aufsteigenden Tränen der Wut. »Franziska«, sagte ihre Mutter besänftigend, »wir haben uns das gut überlegt, glaub mir. Wir hoffen, dass du es einsiehst.« »Nein, das sehe ich nicht ein. Ganz und gar nicht.« »Wenn du so stur bist, dann werde ich mal mit diesem jungen Herrn reden müssen«, verkündete ihr Vater. »Wenn du das machst . . .«, schrie Franziska. Sie war vom Stuhl aufgesprungen. »Ja?«, fragte ihr Vater nur scheinbar ruhig. »Was dann?« »Dann rede ich kein Wort mehr mit euch!«
    Ihre Mutter seufzte. »Hört auf, euch gegenseitig zu drohen. Franziska, es ist ja nicht für alle Zeiten. Wenn sich der Verdacht als unbegründet herausstellen sollte...« »Ha! Du redest wie Tante Lydia. Von der hast du das wahrscheinlich, oder? Die hat ja den direkten Draht zur Polizei. Darf sie das eigentlich, mit jedem über laufende Fälle reden?« »Ich bin nicht jeder , sondern ihre Schwester. Deine Tante macht sich Sorgen um dich.« »Na, vielen Dank!«, schnaubte Franziska. »Außerdem brauchte es dazu keine Lydia«, sagte ihr Vater. Er wandte sich um und griff unter die Papiertüte mit frischen Brötchen, die Franziska erst jetzt bemerkte. Unter der Tüte zog er eine Zeitung hervor: Die Bild Hannover . Das war bemerkenswert, denn normalerweise duldete Frauke Saalberg diese Art Lektüre nicht im Haus.
    Hat dieser Junge zwei Mädchen auf dem Gewissen?
    Unter der fetten Schlagzeile waren Fotos von Paul, Solveig und Katrin zu sehen. Franziska riss ihrem Vater die Zeitung aus der Hand. Der knapp gehaltene Artikel berichtete in kurzen und teilweise unvollständigen Sätzen die schon bekannten Tatsachen, in der für das Blatt üblichen drastischen Wortwahl. »Kannst du jetzt verstehen, warum wir besorgt sind?«, fragte ihre Mutter. Franziska atmete ein paar Mal tief durch. Dann straffte sie ihren Rücken, sah ihre Mutter herausfordernd an und sagte: »Nein. Du selbst sagst doch immer, man darf kein Wort glauben von dem, was in dieser Zeitung steht.« Damit warf sie das Papier auf den Tisch und verließ den Raum.

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    Petra las den Artikel zum Frühstückskaffee auf der Dienststelle. Ihr war nicht wohl dabei. Gestern, in der Teamsitzung, hatten sie beraten, wie sie vorgehen sollten. »Einen Durchsuchungsbeschluss kriegen wir nicht durch. Auch keine TÜ«, hatte Lamprecht erkannt. Die Bedingungen, unter denen ein Richter einer Durchsuchung oder einer Telefonüberwachung zustimmte, waren in der letzten Zeit immer mehr eingeschränkt worden. Obwohl gleichzeitig das Bedürfnis der Bürger nach Sicherheit gestiegen war. »Vielleicht sollten wir die Presse einweihen«, hatte er vorgeschlagen. »Was soll das bringen?«, hatte Petra gefragt. »Die Familie gerät unter Druck. Wer nervös ist, macht Fehler.« Petra verstand sein Argument, doch es widerstrebte ihr, einen Jugendlichen und seine Familie der Presse zum Fraß vorzuwerfen. Andererseits hatten sich die Römers auch nicht gerade kooperativ gezeigt. Die Vernehmung von Paul und seiner Schwester im Beisein dieses öligen Anwalts war ihr noch in guter Erinnerung. Selten war Petra so von oben herab behandelt worden. Und vielleicht hatte Lamprecht ja recht. Vielleicht konnte eine Veröffentlichung Bewegung in diese verfahrene Sache bringen. Die anderen Kollegen schienen Gefallen an der Idee gefunden zu haben und Petra hatte nicht genug Argumente oder Alternativen, um ihrem Chef zu widersprechen. Also stimmte sie zu. Aber ein ungutes Gefühl war geblieben, und als sie jetzt den Artikel sah, war ihr erneut nicht wohl dabei. Sie war noch nie der Meinung gewesen, dass der Zweck jedes Mittel heiligte. Sie hatte Volker Baumann gestern über die neue Strategie der Kripo Hannover in Kenntnis gesetzt. Er hatte die Neuigkeit kommentarlos entgegengenommen. Stattdessen hatte er sie gefragt: »Darf ich dich in Hannover besuchen? Ich meine – privat.« »Vielleicht warten wir damit, bis der Fall abgeschlossen ist«, hatte Petra ausweichend geantwortet. »Warum? Wir sind doch von derselben Mannschaft. Wen würde das stören?« »Niemanden. Aber trotzdem...« »Habe ich was falsch

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