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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
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Wahrscheinlich. Jedenfalls will er sich dort wohlfühlen.«
    »Und das willst du nicht?«
    »Ich will schon, aber ich kann nicht. Granny Carne, ich wollte Sadie wirklich kein Leid zufügen.«
    »Das weiß ich. Aber es ist schwierig, die Zusammenhänge zu durchschauen. Ich sehe selbst noch nicht klar. Fest steht, dass es einen Grund dafür gibt, dass Conor und du seid, wie ihr seid. Das dient einem Zweck. Möglicherweise wird eine Zeit kommen, in der euer gemischtes Blut von Nutzen ist. Es hat andere gegeben. Der erste Mathew Trewhella war einer von ihnen – du erinnert dich doch an den Mann, der die Menschen verlassen hat und mit einer Meerfrau verschwunden ist. Dein eigener Vater war ein anderer. Doch kenne ich niemanden, bei dem sich Mer- und Menschenblut
so die Waage halten wie bei dir. Du bist halb und halb. Das muss an der Art liegen, wie sich das Erbe auf dich übertragen hat. In der einen Generation wird es schwächer, um in der nächsten wieder stärker zu werden.«
    »Meinen Sie etwa, dass Conor und ich genau halb Mer und halb Mensch sind?«
    »Nur du, mein Mädchen. Nur du. Das Mer-Blut in Conor ist nicht annähernd so stark wie in dir und wird es auch niemals sein, denn er kämpft Tag für Tag dagegen an.«
    »Das weiß ich.« Jetzt verstehe ich auch besser, was Conor gemeint hat, als er zu mir sagte: Wenn du hart genug darum kämpfst, dann kannst du dich selbst davon abhalten, den nächsten Schritt zu tun.
    »Conor will nicht halb und halb sein, oder?«, frage ich. »Er will überhaupt kein Mer sein.«
    »Schon möglich.«
    Höchstens Elvira zuliebe , denke ich.
    »Er kämpft dagegen an«, wiederholt Granny Carne. »Dein Vater hat weniger gekämpft. Verstehst du, was ich dir sagen will?«
    »Nein.«
    »Du bist jetzt alt genug, mein Mädchen, um zu erfahren, dass Dinge nicht einfach von allein passieren. Ein Teil von uns gibt seine Zustimmung. Wir lassen Dinge geschehen, obwohl selbst unsere Nächsten der Meinung sind, wir würden dagegen ankämpfen.«
    Ich fröstele und bin müde. Ich weiß, was sie mir sagen will. Sie will mir sagen, dass mein Vater nicht gegen seinen Willen von uns fortgerissen wurde. Und natürlich weiß ich das, nach all den Monaten. Jetzt ist es siebzehn Monate her, seit er uns verlassen hat und sein Boot in den Klippen verkeilt
gefunden wurde. Alle denken, er sei ertrunken. Nur Conor und ich nicht.
    Lange habe ich mir eingeredet, irgendeine rätselhafte Macht hielte ihn davon ab, mit uns Kontakt aufzunehmen, aber das kann ich jetzt nicht mehr glauben. Wollte Dad mit mir sprechen, würde er es auch tun.
    »So, gleich haben wir’s geschafft«, sagt Granny Carne. »Sie hat sich gut geschlagen.«
    »Tapferes Mädchen«, sage ich. »Tapfere Sadie.« Obwohl mir kalt und schwer ums Herz ist, versuche ich, meiner Stimme einen warmen, lobenden Klang zu geben – weil Sadie es nötig hat. Granny Carne ist zwischen mir und Sadie gegangen, doch nun tritt sie beiseite. Sadie schmiegt sich an mich, wie sie es immer tut. Ich streichle ihren warmen, goldenen Rücken. Minute für Minute. Sadie nimmt allmählich ihre alte Gestalt an. Ihr Fell wirkt wieder geschmeidiger, ihre Augen sind lebendiger geworden. Sie dreht ihren Kopf und schaut mich an, als wolle sie sagen: Alles in Ordnung, ich werde dich nicht verlassen. Warum sind Hunde so versöhnlich? Meine Augen brennen, doch ich darf jetzt nicht weinen. Sadie hasst es, wenn ich weine.

    Wir haben das graue Steinhaus erreicht, das wie ein Bestandteil der Granitfelsen wirkt. Granny Carne stößt die Tür auf und wir gehen hinein. Im Erdgeschoss befindet sich nur ein großer, weiß gestrichener Raum mit einem Holzfeuerofen, in dem eine leuchtende Tischdecke und bunte Kissen die einzigen Farbtupfer sind. Der Raum ist einfach, aber nicht karg eingerichtet. Alles ist von der sanften Patina unzähliger Jahre überzogen. Ich erinnere mich an unseren letzten Besuch, es war ein heißer Sommertag, an dem Granny Carne
uns erstmals von unserem Mer-Erbe erzählte. Später hat Conor mit den Bienen gesprochen. Das scheint mir schon eine Ewigkeit her zu sein.
    »Ich hole eine alte Wolldecke für Sadie«, sagt Granny Carne. »Sie muss hier übernachten, um ihre alte Stärke wiederzuerlangen. «
    Granny Carne verschwindet im oberen Stockwerk, bevor ich protestieren kann. Sadie kann nicht über Nacht hierbleiben. Wir müssen zurück, ehe Mum herausbekommt, dass ich heute nicht in der Schule war.
    »Du bleibst heute Nacht auch hier, Sapphire«, sagt Granny Carne, als

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