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Juwelen nicht so genau auskennen. Ich hab die Ware.“
„Die a...“
„...re. Genau.“
Er stieß ein Triumphgeheul aus. Ich legte auf und ließ mich in einen Sessel fallen, lockerte die Krawatte, lächelte Hélène zu, die kaum weniger aufgeregt war als ich.
„Großer Gott, Chérie!“
„Ja“, sagte sie. „Großer Lieber Gott. Verdammt noch...“
„Sie auch, endlich! Ich wußte, eines verdammten Tages würden Sie auch noch anfangen zu fluchen.“
„Seien Sie still, anstatt hier rumzufluchen. Fällt Ihnen nichts anderes ein?“
„Ich liebe Sie, mein Schatz.“
„Sie sind betrunken. Sie wissen nicht mehr, was Sie sagen.“
„Stimmt. Ich rede dummes Zeug . Dabei bin ich gar nicht besoffen. Geben Sie mir mal die Flasche. Ich brauch einen ordentlichen Schluck! Solche Überraschungen müssen begossen werden.“
Nach einer Weile wurde ich wieder ruhiger.
„Also gibt es doch einen Gott, hm? Wenigstens für Nestor.“ Hélène nickte. Sie hatte sich ein adliges Armband um ihr edles Handgelenk gelegt und bewunderte die funkelnden Steine.
„Ja“, sagte sie, „aber der Teufel soll mich holen, wenn ich begreife...“
„...warum der Liebe Gott sich offenbart hat? Das ist bei der ganzen Geschichte nicht mal das größte Geheimnis. Werd’s später knacken. Im Augenblick... Hundertfünfzig Millionen! Ist Ihnen das klar? Da drin liegen hundertfünfzig Millionen!“
Ich wühlte in dem Schatz. Inzwischen brauchte ich keine Sonnenbrille mehr, um hinzusehen. Hatte mich dran gewöhnt. Man gewöhnt sich an alles. Ich legte die guten Stücke nebeneinander. „Sehen Sie sich das an, Hélène, ist das nicht hübsch...?“
Ich zog sie vor einen Spiegel und legte ihr etwas um den Hals. Sah nach nichts aus, warf aber ein fabelhaftes Licht... besonders auf meine Sekretärin.
„Leider kann ich Ihnen so was Schönes nie schenken...“
Sie zuckte die Achseln.
„Machen Sie sich da mal keine Sorgen. Wer so aussieht wie ich, kommt ganz gut ohne diesen Klimbim zurecht, oder?“
Sie legte Armband und Kette ab.
„Natürlich“, stimmte ich ihr zu, „und ich kann Ihnen auch sagen, was zu Ihrem Aussehen paßt...“
„Was denn?“
„Hauchdünne Strümpfe... Nichts weiter.“
Sie wurde rot.
Jérôme Grandier beendete mein charmantes Geplauder. Vor dem Haus quietschten Bremsen. Wagentüren wurden zugeknallt, die Treppe hinaufgestürmt. Ziemlich sportlich, die Herren. Sekunden später läutete es Sturm an der Tür der Agentur Fiat Lux. Ich öffnete. Monsieur Grandier hatte sich nicht mal die Zeit genommen, sein Toupet ordentlich aufzusetzen. Ein Schuh war nicht zugebunden. Zum Teufel mit korrektem Auftreten, Selbstbeherrschung, Etiketten. Hab schon weniger nervöse Kater gesehen.
„Ist ja groß...“
Er mußte erst Luft holen.
„...artig. Wo sind die... die Dinger?“
„Hier.“
Sie folgten mir ins Büro, er und ein dünnes Kerlchen mit entsprechendem Kinnbärtchen. Monsieur Octave, der Experte, wie er mir kurz darauf vorgestellt wurde. Ohne von Hélène Notiz zu nehmen, fing Jérôme Grandier sofort an, die Juwelen hin und her zu drehen.
„Das sind sie“, stieß er kurzatmig hervor, „ja, das sind sie.“
Jetzt erst bemerkte er meine Sekretärin.
„Oh... Guten Abend, Mademoiselle
Sofort beugte er sich wieder über die anderen wertvollen Stücke, ließ sie aber jetzt in Ruhe. Dafür malträtierte er seine Brille, nahm sie ab, setzte sie wieder auf die Nase... ein ständiges Auf und Ab.
„Hoffentlich ist das der echte Schmuck... und nicht der falsche...“
Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Diese Möglichkeit war mir noch nicht in den Sinn gekommen.
„Monsieur Octave, bitte!“ befahl der Versicherungschef.
Der Experte, stocksteif und frostig wie tiefgekühltes Rindfleisch, tauchte sein Ziegenbärtchen in den funkelnden Krimskrams und unterzog ihn einer genauesten Prüfung. Dann richtete er sich wieder auf und hüstelte.
„Der Schmuck ist echt“, entschied er.
Ich seufzte erleichtert auf. Monsieur Grandier wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Das ist ganz großartig!“ rief er. „Mein lieber Burma, Sie glauben gar nicht, wie dankbar ich Ihnen bin. Und ich hab geglaubt, Sie wollten den Auftrag zurückgeben... hab schon an Ihren Fähigkeiten gezweifelt. Erzählen Sie, bitte, erzählen sie mir alles. Wie aufregend!“
Er drehte sich um sich selbst, ließ sich dann in einen Sessel fallen.
„Tut mir leid“, sagte ich, „aber da gibt’s nichts zu
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