Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
nmp06

nmp06

Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
man.“
    „Jetzt werf ich Sie mal aus dem Bett.“
    „Hm.“
    „Ich brauch Ihre Hilfe!“
    „Um diese Zeit?“
    „Soll nicht Ihr Schaden sein. Ich hab genug Geld zur Verfügung.“
    „Aber wir haben doch gestern abgerechnet.“
    „Dies Geld hier wäre für zusätzliche Leistungen.“
    „Und was muß ich dafür tun?“
    „Mich von einem Paket befreien.“
    „Paket?“
    Mit der freien Hand tastete ich nach dem Schalter meiner Nachttischlampe. Vielleicht kapierte ich im Hellen besser. Aber von dem brutalen Licht taten mir nur die Augen weh, mehr nicht.
    „Ja, ein Paket“, wiederholte Monsieur Grandier ungeduldig. „Ein besonders unhandliches Paket. Hier bei mir zu Hause. Boulevard Raspail. Mehr kann ich am Telefon nicht sagen. Kann ich mit Ihnen rechnen?“
    „Ich komme.“
    „Danke.“
    Er legte auf. Ich setzte mich aufs Bett und betrachtete meine Füße. Mein Urteil fiel streng aus, sehr streng. Niemand widersprach mir. Die Nacht war warm und ruhig, wenig geeignet zum Diskutieren. Noch ganz benommen stellte ich mich hin. Dann knipste ich alle verfügbaren Lampen an und ging ins Badezimmer, um mir eine Handvoll Wasser ins Gesicht zu schütten. Wieder zurück im Schlafzimmer, machte ich mich auf die Suche nach meinen Kleidungsstücken, die ich dann in einigermaßen richtiger Reihenfolge anzog. Ein Paket. Zwischen mir und Monsieur Grandier ging es immer nur um so was. Als ich mir meine Jacke schnappen wollte, fielen einige Zeitungen auf den Boden.
    Bekannte Schlagzeilen sprangen mir ins Auge:

    GESTOHLENER SCHMUCK AUS DEM CHATEAU-MIRAMAS WIEDER AUFGETAUCHT!

    Beim Anziehen rief ich mir die Artikel ins Gedächtnis zurück.
    ... Jérôme Grandier hatte bis Montag gewartet und dann erst | die Behörden von dem glücklichen Ereignis unterrichtet. Die 1 Tageszeitungen, Crépu an der Spitze, berichteten zwar mehrspaltig auf der Titelseite darüber, aber so sehr viel gab das nicht her. Grandier hatte nicht grade viel Phantasie bewiesen, um das Wiederauftauchen des adligen Schatzes zu erklären. Hatte sich mit der Fußmattengeschichte begnügt, die ich ihm vorerzählt hatte... und die er vielleicht besser kannte als ich. Aber dieses Märchen war so gut wie jedes andere. Immerhin hatten ein paar wache Geister höflich um Erlaubnis gebeten, sich mit einem ungläubigen Zeigefinger am Kinn kratzen zu dürfen. Aber Grandier war ein ziemlich hohes Tier. Konnte ‘ne Menge vertragen. Die Polizei jedenfalls ließ sich den Umständen entsprechend an der Nase herumführen und glaubte seiner Version. Schließlich hatte die Kripo weder im Fall Mac Gee noch im Fall Lebailly Wunder vollbracht. Weit davon entfernt. Dennoch, an Gründen für den nötigen Haß fehlte es ihr nicht. Auch ihr war ein Mann abhanden gekommen, damit kein Neid aufkam. Ich hatte von dem Mord in den Abendzeitungen erfahren.

    INSPEKTOR BRANDONNEL AUF DER JAGD NACH VERBRECHERN GETÖTET

    Dazu ein Foto mit dem Opfer des eigenen Pflichtbewußtseins. Lucien Brandonnel war ein Mann in den besten Jahren, mittelgroß und mittelschlank. Schon lebend war sein Gesicht eher kalt gewesen, seine Augen glanzlos. Vielleicht würde ich eines Tages erfahren, warum er Bernard Lebailly umgebracht hatte. Gestanden hatte er jedenfalls nichts. Traurige Augen, sah aus wie ein Witwer, Prima, Nestor! Du hast einen Menschen auf Anhieb richtig eingeschätzt. Lucien Brandonnel, dessen berufliche und menschliche Eigenschaften allgemein gerühmt wurden, war tatsächlich Witwer gewesen. Schon ziemlich früh, was ihn sichtlich gezeichnet hatte. Die Rede war auch von einem Kind, das er ohne fremde Hilfe aufgezogen hatte. Seine Kollegen von der Tour Pointue beklagten einhellig seine Waghalsigkeit, durch die er an jenem Tag zu Tode gekommen war. Die lüsterne Schlange , ein streitbares Blatt, das nur dienstags erschien, nannte seinen Tod „geheimnisvoll“. Aber für diese Schlange gab es kein normales Sterben. Hinter allem vermutete sie die Hand eines Freimaurers, der dem General der Jesuiten aufs Wort gehorchte. Oder umgekehrt. Schon seit rund zehn Jahren wurden solche intellektuellen Glanzleistungen in diesem Wochenblatt publiziert. Warum sollte sich das 1955 ausgerechnet für mich ändern, nur um mir eine Freude zu machen?
    Abgesehen von ihrer abenteuerlichen Theorie erinnerte die Schlange immerhin nicht an die Gerüchte, die 1912 bei dem Tod von Jouin in Paris verbreitet worden waren. Stellvertretender Chef der Sicherheitspolizei, von Bonnot bei Gauzy in Ivry abgeknallt, wie beim

Weitere Kostenlose Bücher