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nmp08

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Titel: nmp08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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weiß nicht, warum. Darf ich mich nochmal vorstellen? Mein Name
ist Nestor Burma, Privatdetektiv.“
    Er sah mich mit erstaunten
Kuhaugen an.
    „Kenn ich“, brachte er dann
hervor. „Sie waren doch der Leibwächter von Grace Standford, nicht wahr?“ Er
zeigte auf den Radio-Fernsehapparat und fügte hinzu: „Und Sie haben auch die
Polizei bei dem Drama alarmiert, am Parc de Monceau? ... Sie erschrecken mich
nicht, aber... warum sind Sie hier? Was hab ich...“ Er schluckte. „Was hab ich
mit dem Tod von Lucie Ponceau zu tun?“
    Die Stimme aus Gold verwandelte
sich ganz langsam in Blech.

6.

Der
charmante Herzensbrecher
     
    Ich blies den Rauch an die
Decke.
    „Nur keine Aufregung“,
beruhigte ich ihn. „Ich will Sie weder überfallen noch erschrecken wie einen
kleinen Jungen — trotz Ihrer Shorts. Ich wollte offen zu Ihnen sein.
Montferrier möchte, daß ich Leibwächter bei Ihnen spiele.“
    Tony Charente lachte schallend
auf.
    „Leibwächter? Verwechselt er
mich mit Grace Standford? Leibwächter!“
    „Man kann’s auch anders nennen.
Kindermädchen würde zum Beispiel besser passen. Sie haben zwar nichts mit Lucie
Ponceaus Selbstmord zu tun, aber genau deshalb bin ich hier. Kann ich mit Ihnen
von Mann zu Mann sprechen, Monsieur Charente?“
    Dieser rauhbeinige Männerton
schien ihm zu gefallen. Klang genauso wie die Texte, die er unter dem
Mikrofongalgen von sich geben mußte.
    „O.k.“, sagte er, um im Ton zu
bleiben.
    „Montferrier hat mir
anvertraut, daß Sie früher...“ Ich tat so, als schnupfte ich, dann so, als
setzte ich mir eine Spritze. Dazu kommentierte ich: „Das... oder das. Oder
beides.“
    „Was mischt er sich denn da
ein?“ fragte der Schauspieler stirnrunzelnd.
    „In Ihrer beider Interesse.“
    „Ach ja. Und ganz besonders im
Interesse der Millionen, die ich für ihn bedeute, hm?“
    „Kann sein. Aber gleichzeitig
geht’s um Ihre Gesundheit und Ihre Zukunft.“
    „Machen Sie sich mal keine
Kopfschmerzen. Und welche Rolle spielen Sie dabei?“
    „Die Hauptrolle. Hab ich Ihnen
doch schon gesagt. Kindermädchen. Ich soll Sie trocken halten. Eine
einigermaßen bescheuerte Idee. Ich müßte an Ihnen kleben wie Ihr Schatten.
Scheint mir schlecht möglich zu sein. Deswegen wollte ich Ihnen reinen Wein
einschenken, bevor ich den Auftrag annehme. Moralpredigten sind nämlich nicht
mein Fach. Aber Sie sind mir sympathisch. Werd mir Mühe geben. Jeder kann sich
jederzeit Rauschgift besorgen, wenn er will. Aber ein Film wie der, den
Montferrier mit Ihnen drehen will, den wird’s nie mehr geben, wenn Sie jetzt
schlappmachen. Also, treffen wir ein Abkommen: Ich nehm den Auftrag an, und Sie
versuchen, bis zum Ende der Dreharbeiten nicht durchzudrehen. Und wenn wir dann
beide unser Geld im Sack haben und Sie Stoff brauchen, besorg ich Ihnen
welchen, tonnenweise. Natürlich komm ich Sie hin und wieder mal besuchen. Muß
so aussehen als würd ich Sie überwachen. In Ordnung?“
    Wie hatte Montferrier noch
gefragt? Finden Sie mich zynisch, Monsieur Burma? Er hätte mich mal bei
meinem Drahtseilakt hier sehen sollen!
    „Sind alle Privatdetektive so
dreist?“ fragte Tony Charente. In seiner Stimme lag eine Spur von Bewunderung.
    „Ich bin nicht dreist. Nur
realistisch. Und so pfiffig wie Saint-Granier.“
    Er sah mich an und mußte lachen.
Ein richtiges Lachen, kein Theater-Lachen.
    „Nehmen Sie den Auftrag von
Montferrier an, Monsieur Burma“, sagte er, immer noch lachend. „Das ist der
komischste Witz, den ich kenne.“
    „Tja. Ich hoffe, Sie haben alle
Tassen im Schrank und machen keinen Scheiß. Ich muß Ihnen nämlich sagen: wenn
Sie ausklinken, kann ich Sie nicht daran hindern.“
    „Zerbrechen Sie sich darüber
nicht den Kopf. Ich brauch keinen Stoff. Morgen nicht, und übermorgen auch
nicht.“ Er schwieg einen Augenblick und fuhr dann nachdenklich fort: „Sie
müssen wissen, das war am Anfang meiner Karriere. Damals hab ich ein Mädchen
getroffen... so was findet man nicht oft bei Citroën, wo ich gearbeitet habe.
Ich war nämlich früher Arbeiter, Eisen, Holz, Zement usw. Alle möglichen
Berufe. Immer pleite. Und immer alleine...“ Die goldene Stimme trat wieder in
Aktion, bekam den entsprechenden pathetischen Tonfall. Er schaltete das Radio
aus. Nichts sollte damit konkurrieren. „...Ich verbrachte meine Abende in den
Kinos des Viertels. Konnte mich gar nicht satt sehen an meinen Lieblingshelden:
Spencer Tracy und Jean Gabin. Zu Hause vor dem Spiegel spielte ich dann

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