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sagt... und vor
allem, was er nicht sagt...“
„Eben. Und jetzt hören Sie zu,
Burma. Wissen sie, wer Sophie Carlin und Venturi sind?“
„Sophie Carlin ist die
Klatschtante eures Käseblättchens. Aber Venturi... keine Ahnung.“
„Ein internationaler
Verbrecher. Handelt mit Waffen, Drogen, Frauen, Zigaretten, mit allem, was Sie
wollen. Ein Stavisky auf allen Gebieten. Hat sich in letzter Zeit von den
Geschäften zurückgezogen, heißt es. Persönlich kenn ich ihn nicht. Ich erzähl
nur, was ich gehört habe. Meine Kollegen beim Crépu, die sich für Sophie
in der Gerüchteküche von ganz Paris rumtreiben, erfahren manchmal die tollsten
Sachen. Dringt nie an die Öffentlichkeit. Von Moissac, einem von Sophies
Leuten, hab ich zum Beispiel, daß dieser Venturi seit kurzem auf den
Champs-Elysées rumgeistert, unter falschem Namen natürlich, Kost im Berkeley,
Logis im Charleston. Die Polizei weiß das bestimmt. Hoffe ich jedenfalls. Will
sich anscheinend nicht um ihn kümmern. Aber vielleicht besteht ja ein
Zusammenhang zwischen seiner Anwesenheit und dem Theater hier in der Gegend.“
„Mein lieber Covet“, seufzte
ich, „wenn man in jedem Hotel dieses Viertels alle Gäste überprüft, findet man
ganz sicher zwei oder drei dieser Venturis. Ich werde mich nicht von meinem
Plan abbringen lassen, um diesem Salonganoven hinterherzurennen, den außerdem
noch die Flics im Auge haben. Trotzdem vielen Dank für den Tip, und auf ins
Berkeley. Man kann nie wissen.“
* * *
Im Berkeley war natürlich kein
Venturi zu sehen. Dafür konnte Marc Covet aber aus sicherer Quelle rauskriegen,
wo diese Monique und ihre Freundin zu finden waren. Nach seinem vierten Ausflug
in die Telefonkabine servierte er mir als Nachtisch:
„Monique Grangeon heißt sie.
Die ihr beim Kochen hilft, Seite 6, das ist Micheline. Sie posieren fast immer
zusammen. Ihre Adressen hab ich leider nicht. Aber sie sollen sich ständig im
Eléphant rumtreiben, einem dancing unter den Arkaden des Lido . Vielleicht gehen wir mal hin, das Tanzbein schwingen.“
„Damit der Tanz richtig
losgeht“, sagte ich.
* * *
Wir ließen meinen Dugat in der
Nähe des Berkeley stehen und gingen zu Fuß zu diesem dancing. Es lag im
Kellergeschoß, mit einem Eingang unter den Arkaden und einem Ausgang zur Rue de
Ponthieu. Ein Neon-Elefant machte von weitem auf das Lokal aufmerksam. Drinnen
war es gemütlich, ohne übermäßigen Luxus, geschmackvoll. Die Mädchen, die dort
rumliefen, schienen Modezeitschriften entsprungen zu sein. Einige Männer waren
auch sehr schick angezogen, anderen sah man den Verkäufer im Sonntagsstaat
meilenweit an. Wir gingen schnurstracks zur Bar. Eine gute alte Gewohnheit.
Covet erspähte sofort einen seiner unzähligen Bekannten. Er rief und winkte ihn
zu uns ran.
„Marceau, ein Kollege“, begann
Covet mit der Vorstellung. „Er kennt Monique. Der da“, fuhr er fort und zeigte
auf mich, „ist Nestor Burma. Würde gerne Monique kennenlernen.“
„Monique ist nicht da“, sagte
Covets Kollege. „Dafür aber die andere Hälfte des Tandems, Micheline. Tanzt
gerade mit einem ziemlich widerlichen Kerl. Hat bestimmt nichts dagegen, ihn
loszuwerden. Sagen Sie ihr nur, sie seien vom Film. Darauf sind sie alle ganz
scharf.“
„So ungefähr stimmt das ja
auch“, erwiderte ich grinsend. Marceau trank noch ein Gläschen auf unsere
Kosten, ließ einen bedauernden Satz über den armen Rabastens fallen und verzog
sich dann. Das Tanzorchester hatte soeben den letzten Ton eines rhythmischen
Mambos gespielt. Marceau kam mit einem jungen Mädchen wieder. Roch wie ein
Parfümladen. Das Mädchen, meine ich. Ihre Haare waren etwas zerwühlt. Stand ihr
aber nicht schlecht. Unter der braunen Mähne sahen schöne nußbraune Augen in
die Welt. Sie schien weniger unverschämt als Monique. Jedenfalls musterte sie
mich nicht so herausfordernd. Für das Spielchen, das ich vorhatte, wäre mir
Monique eigentlich lieber gewesen. Nachdem wir uns einander vorgestellt hatten,
spendierte ich ihr ein Gläschen. Marc Covet und sein Kollege verschwanden
unauffällig und diskret im Tanzsaal, wo das Orchester wieder loslegte.
Als ich grade den Mund
aufmachen wollte, um ein Gespräch anzufangen, stand ein Kerl neben uns.
„Tanzen Sie mit mir,
Mademoiselle?“ fragte er, ohne mich zu beachten.
Er hatte den Akzent der
Canebière, leicht Faubourg Saint-Denis. Sein Anzug war gutgeschnitten und
korrekt. Dagegen stach die aggressive Krawatte ab. Überhaupt
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