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spürte einen
kräftigen Schlag auf die Schädelbasis und dachte nur noch: wie bei Rabastens.
Jedenfalls fehlte nicht viel.
9.
Raubvögel
Ich kam wieder zu mir und wußte
sofort, wo ich war: in irgendeinem unpersönlichen Büro in irgendeinem
Bürohochhaus. Ich lag auf einem frischgebohnerten Fußboden. Etwas hart für
meine Rippchen, aber sie hielten’s grad noch so aus.
Da ging es meinem armen Kopf schlechter. Kaum hatte ich die Augen geöffnet, als
ich sie auch schon wieder stöhnend schloß. Zwei furchtbar helle Lampen schienen
mir direkt ins Gesicht. Jemand sagte in höflichem, gepflegtem Ton:
„Er wacht auf. Sieh mal nach,
wie’s ihm geht, Albert.“
Ein Mann beugte sich über mich
und schüttelte mich. Wohl um sich zu vergewissern, daß ich nicht tot war. Ich
stöhnte wieder.
„Geht ihm besser“, stellte mein
Krankenwärter fest. Offensichtlich leicht zufriedenzustellen, der Kerl.
„Gib ihm was zu trinken“,
befahl der Höfliche. „Und Schatten.“
Gierig schluckte ich den
Alkohol, der mir so fürsorglich angeboten wurde. Dann setzte ich mich auf und
öffnete die Augen, diesmal endgültig. Die grellen Lampen waren jetzt nicht mehr
auf mich gerichtet, dafür brannte eine Deckenleuchte. Drei Leute beobachteten
meine Wiederauferstehung. Der, der mir auf der Straße eins verpaßt hatte, sein
Freund und ein Dritter, anscheinend der Chef. Etwa fünfzig. Das Seidenhemd
makellos weiß. Die Bügelfalte der grauen Hose scharf wie ‘ne Rasierklinge. Der
feine Herr stand neben einem wuchtigen Tisch, leicht aufgestützt. Sehr korrekt,
sehr selbstsicher, kein gewöhnlicher Gauner. Aber trotzdem ein Gauner.
Schweigend musterten wir uns gegenseitig. Um uns herum die Grabesstille des
menschenleeren Gebäudes. Instinktiv faßte ich in meine Brusttasche.
„Ihre Brieftasche ist hier“,
sagte der in dem Seidenhemd. Er nahm sie vom Tisch und gab sie mir. „Es ist
nichts abhanden gekommen, Ehrenwort. Aber wir mußten ja wissen, mit wem wir’s
zu tun haben. Berechtigte Neugier, nicht wahr?“
„Sehr berechtigt, Monsieur
Venturi.“
Er lächelte.
„Sie sollten nicht ständig
Namen in den Raum stellen, ohne Bescheid zu wissen, was Sie da sagen. Venturi!
Was besagt der Name schon? Ich bin inkognito nach Paris gekommen, unter einem
anderen Namen. Ich leite ein kleines Unternehmen, das nichts mehr mit meinen
früheren Geschäften zu tun hat. Einige Freunde von damals sind noch bei mir.
Ich wollte anständige Menschen aus ihnen machen. Frage mich, ob es mir gelungen
ist. Clovis zum Beispiel ist immer noch schnell mit dem Knüppel dabei.
Allerdings... wenn Sie nicht den Namen Venturi ins Gespräch gebracht hätten,
obwohl Venturi gar nichts darin zu suchen hatte... Aber so haben Sie Clovis
neugierig gemacht. Und mich auch. Los, Herr Privatdetektiv, spucken Sie mal
aus.“
„Mir ist schon ganz schlecht!“
lachte ich.
„Komischer Heiliger, sag ich
doch“, stellte Clovis wieder fest.
„Ja, ja, schon gut. Biete
Monsieur einen Stuhl an, Albert“, befahl Venturi.
Albert war also der Kerl,
dessen Rat, sachte vorzugehen, Clovis nicht gefolgt war. Er schob einen Stuhl
für mich ran und half mir beim Hinsetzen. Mir ging’s schon viel besser.
„Und jetzt“, begann Venturi
wieder, „müssen Sie mir sagen, warum Sie sich in meine Angelegenheiten mischen.
Ich mißtraue Privatflics noch mehr als richtigen.“
„Mein Lieber“, sagte ich,
„halten Sie mich nicht für schlauer, als ich bin. Hab ganz und gar nicht die
Absicht, meine Nase in Ihre Angelegenheiten zu stecken. Aber als dieser Clovis
das Mädchen dumm angequatscht hat, mit dem ich gerade so nett plauderte, wußte
ich sofort, mit wem ich’s zu tun hatte. Und da hab ich auf gut Glück Ihren
Namen genannt, einfach so...“
„Also wußten Sie, daß ich mich
hier aufhalte. Und genau das gefällt mir nicht. Wie haben Sie’s erfahren?“
„Einige Journalisten wissen
Bescheid.“
„Ist mir scheißegal. Die Flics
wissen’s bestimmt auch. Auch das ist mir scheißegal. Nichts, was ich im Moment
tu, verstößt gegen das Gesetz. Aber es stinkt mir, daß ich überhaupt im
Gespräch bin.“
„Wenn Sie nichts Strafbares
tun, um so besser. Sie werden nämlich bald die Flics auf dem Hals haben. Damit
meine ich keine unauffällige Überwachung... „
Der elegante Gangster sah mich
mitleidig an.
„Sie wollen Anzeige erstatten?“
fragte er betrübt. „Das wär aber höchst unvorteilhaft für Sie. Ich warne Sie.“
Ich lachte. Schon das war
höchst
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