nmp08
Hitze. Hatte nicht mal die Kraft, mir
den Schweiß abzuwischen. Also ließ ich ihn übers Gesicht aufs Hemd tropfen. Der
Kommissar drehte sich eine Zigarette, zündete sie an.
„Sie rauchen nicht?“ fragte er.
„Mir ist mehr zum Kotzen“,
mußte ich zugeben.
„Ein Pfeifchen hilft vielleicht
dabei...“
„Scheiße. Zur Sache. Was haben
Sie mit Micheline gemacht?“
„Sie ist hier bei uns. Die Tote
war ihre Freundin, vergessen Sie das nicht! Ich brauche ihre Zeugenaussage...
und Ihre auch, Burma.“ Er stand auf und setzte sich auf die Schreibtischplatte,
direkt vor meine Nase. „Ich glaub ja nicht, daß Sie die Kleine umgebracht
haben, die wir eben im Kühlhaus gesehen haben. Im Kühlhaus!“ Er seufzte und sah
schwitzend zur Decke. „Aber, Herrgott nochmal! Das muß man sich mal vorstellen:
Sie kriegen den letzten Seufzer einer Schauspielerin mit, die sich mit Opium
vollgepumpt hat; einer Ihrer Freunde wird um die Ecke gebracht; Ihr Schlitten
dient als Leichenwagen für ein Mädchen, von dem Sie zumindest den Vornamen
kennen. Und deren Freundin gehört ebenfalls zu Ihren Zufallsbekanntschaften.
Anscheinend haben sie sich wegen ihr heute nacht sogar
mit irgendwelchen Leuten rumgeprügelt. Ja, diese Micheline hat uns alarmiert.
Dabei ist Ihr Name gefallen... Sagen Sie mal, Burma: welche Rolle spielen Sie
in dem Film?“
„Keine. Mein derzeitiger Klient
hat nichts damit zu tun. Ich sag Ihnen besser gleich den Namen: Montferrier.“
Ich erzählte ihm von den
Befürchtungen des Produzenten, warum ich auf Tony Charente aufpassen sollte usw.,.. Sogar meine Taktik legte ich ihm auseinander.
„Gute Idee, Ihre Taktik“,
kommentierte Faroux. „Typisch Privatflic. Offen gesagt, ich glaube, Sie werden
damit nicht weiterkommen. Und dazu brauchen Sie ein Pin-up-Girl, hm?“
„Ja. Ich persönlich seh leider
nicht so aus wie Martine Carol, nicht mal von hinten. Ein Glück für mich,
nebenbei gesagt.“
„Ja. Und da haben Sie an diese
Monique gedacht. Warum?“
„Weil sie alle Eigenschaften
für die Rolle besitzt. Blöd genug, um nichts von dem zu kapieren, was sie
gesehen oder gehört hätte, aber nicht zu blöd, um mir alles zu berichten. Dazu
leicht genug rumzukriegen, um im Handumdrehen Tony Charentes Geliebte zu
werden.“
„Übertreiben Sie da nicht
etwas?“
„Wenn Sie sie anders
kennengelernt hätten als bei ihrer letzten Nummer für Nekrophile, würden Sie
mir zustimmen.“
„Wie haben Sie sie denn
kennengelernt?“
„In meinem Schlafzimmer, vor
drei Tagen. Sie hat in meinem Bettchen... geschlafen. Leute vom Film — davon
gibt’s jede Menge im Cosmopolitan — hatten im dancing eine Hopserei veranstaltet. Sie war wohl auch dabeigewesen. Wollte sich nur
einen Moment ausruhen, hat sich im Zimmer geirrt oder ist ins erstbeste
eingefallen... leicht besoffen, verstehen Sie?“
„In Ihrem Bettchen...“ Er warf
mir einen zweideutig-eindeutigen Blick zu. „Kleiner Glückspilz, hm?“
„Großer Glückspilz sogar.
Schrecklich groß! Ich seh das Mädchen ein einziges Mal, zwischen Tür und Angel
sozusagen, und kurz darauf wird sie in meinem Wagen entdeckt — als Leiche. Wenn
das kein Glück ist! Jedenfalls mal was anderes.“
„Zurück zu unseren Lieblingen:
Gestern also suchen Sie Monique, um sie bei Tony Charente einzuschmuggeln.
Richtig?“
„Richtig.“
Ich erzählte ihm von Marc
Covets Bemühungen, von dem Streit im Eléphant, von Micheline, von Moniques
Verschwinden, von unserem Verschwinden aus der Bar, von dem Zusammenstoß in der
Rue de Ponthieu.
„Was waren das für Kerle?“
wollte Faroux wissen.
„Dazu komm ich sofort. Sie
hauen mir was über die Rübe und entführen mich, wie einen reichen Erben.
Deswegen war natürlich keiner mehr da, als Micheline mit dem Flic zurückkam.
Sie schleppen mich zu ihrem Chef. Kleine Diskussionsrunde. Irgendwann später
finde ich mich am Arc de Triomphe wieder, verheddert in den Absperrketten.
Wahrscheinlich einfach aus einem Wagen geschmissen. Läßt sich nachprüfen. Einer
Ihrer Leute wollte nicht glauben, daß ich der Unbekannte Soldat bin. Hat meinen
Ausweis verlangt.“
„Hm...“, brummte der Kommissar.
„Und der Chef? Was war das für ein Kerl?“
„Sie werden Bauklötze staunen“,
bereitete ich ihn vor. „Hab zwar versprochen, ihn nicht anzuzeigen. Hab auch
indirekt versprochen, kein Wort davon zu verlieren. Aber der Mord an der
Kleinen verändert die Lage ein wenig. Abgesehen von den K.-o.-Schlägen verlief
unser Rendezvous
Weitere Kostenlose Bücher