Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

Titel: No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke van Schindel , Joost Smiers
Vom Netzwerk:
ausgerechnet solchen Riesenproduktionen, die durch maßloses Marketing gepusht werden, einen Investitionsschutz zu gewähren. Schließlich sind gerade diese Blockbuster dafür verantwortlich, dass die real existierende kulturelle Vielfalt immer mehr aus dem Markt herausgedrängt wird.
    Marktbeherrschung unterminiert kulturelle und ökonomische Diversität
     
    Die zweite Maßnahme, die wir vorschlagen, besteht darin, die Marktverhältnisse zu normalisieren. Vielleicht ist das eine noch einschneidendere Maßnahme als die Abschaffung des Urheberrechts, die in den letzten Jahren immerhin vorstellbar geworden ist. Wie gesagt, auf einem Markt sollte grundsätzlich nie eine einzige Partei das Sagen haben, was die Preise, die Qualität, das Angebot, die Arbeitsbedingungen und die Marktzugangsvoraussetzungen anbelangt – um nur einige Aspekte zu nennen. Es sollte auch nicht ein einzelner Marktteilnehmer jenseits aller gesellschaftlichen Belange nach eigenem Gutdünken agieren können. Kurz, es sollten viele Spieler auf dem Platz sein, und die Gesellschaft sollte die Spielregeln vorgeben, an die sich alle halten müssen.
    Warum ist das so wichtig? Wettbewerbsbeschränkungen und kartellrechtliche Maßnahmen helfen, ungleiche Machtverhältnisse auf globalen Märkten zu vermeiden. Sie verhindern, dass es zu einer allzu großen Konzentration auf Seiten der Produktion kommt. Aber wo liegt eigentlich das Problem, wenn es nur einige wenige, große Unternehmen gibt? Welche Punkte bedürfen dabei der Diskussion?
    Zunächst haben diese großen Firmen einen enormen Einfluss auf die kulturellen Prioritäten, die wir tagtäglich setzen. Welche Nachrichten wir wahrnehmen und welche nicht, wie diese Nachrichten interpretiert und kontextualisiert werden, welche Medikamente Ärzte und Patienten für gesundheitsfördernd halten oder welche Lebensmittel wir kaufen – all dies sind Entscheidungen, die zwar wir selbst treffen, die aber von den eindringlichen Marketingkampagnen dieser Firmen wesentlich beeinflusst werden. Beeinflussung gibt es immer, aber es macht einen großen Unterschied, ob es viele Unternehmen gibt, die Kunst, Kultur, Nachrichten, Medikamente oder Lebensmittel produzieren, vertreiben und promoten, oder nur wenige. Wenn es viele sind, haben sie alle nur einen begrenzten Einfluss. Und wir, auf der Empfängerseite, bleiben dann keine hauptsächlich passiven Konsumenten mehr, die abwarten müssen, was sie vorgesetzt bekommen. Sondern wir werden zu aktiven Bürgern, die eine bewusste, durchdachte Auswahl treffen.
    Zweitens kann man auch bezweifeln, ob solche den globalen Markt beherrschenden Unternehmen überhaupt effizient agieren können. Ständig liest man Berichte darüber, wie solche großen Organismen fusionieren, um bald darauf wieder getrennt zu werden, wie sie ihre Produktionsstätten von einem Ort zum nächsten verlagern, je nach Laune der Aktienmärkte oder irgendwelcher Hedgefonds, während sie zugleich die Last hoher Overhead- und Transaktionskosten zu tragen haben. Effizienz ist ein kompliziertes Konzept, das aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Interessen differenziert beurteilt werden sollte. Im Zeitalter der Digitalisierung können mittelgroße und sogar kleine Unternehmen jedenfalls problemlos an den Weltmärkten teilnehmen. Dass dies nur multi- und transnationalen Aktiengesellschaften möglich sein sollte, ist schlichtweg ein Märchen. Letztere sind vielmehr häufig schon too big to fail , also systemrelevant. Sie gehen unverantwortliche Risiken ein, im Wissen, dass die Gesellschaft sie auffangen wird, wenn sie scheitern. Steuerzahler, also Bürger, zahlen den Preis. In unserer Wirtschaft herrscht vielerorts eine moderne Form von absentee ownership vor, von Besitztum in Abwesenheit, bei dem Eigentümer keinerlei Verantwortung mehr für das Agieren ihrer Manager vor Ort übernehmen. Global agierende Unternehmen verlieren auch häufig den Kontakt zu den sozialen Gemeinschaften vor Ort und neigen dazu, ortsansässige Firmen zu verdrängen. Arbeitsplätze vor Ort sind jedoch das A und O für alle lokalen Gemeinschaften, nicht zuletzt, weil die Bürgerinnen und Bürger ein Interesse daran haben, auf die Qualität der Arbeit und das Arbeitsklima Einfluss ausüben zu können.
    Drittens ist zu bedenken, dass wir noch vor einigen Jahren davon träumten, wie der digitale Wandel die Marktverhältnisse radikal verändern würde, sodass eine Vielzahl von Unternehmen eine Chance zum Mitspielen bekäme, ohne von einer

Weitere Kostenlose Bücher