No more heartbreak
Schuppenmuster hoch.
»Zu viel«, sagt Max und betrachtet ihr Spiegelbild in einem Chiffontraum von Caroline Herrera, dessen Oberteil mit geschmackvoll arrangierten Pfauenfedern geschmückt ist, die das Grün ihrer Augen hervorheben.
»Okay, und das hier?« Er hält etwas hoch, das wie ein weißes Häkeldeckchen aussieht.
»Zu wenig.«
»Nach was suchen wir?«, fragt er ungeduldig. Offenbar hat er keine Lust mehr auf ihr Abenteuer.
Seufzend lehnt Max sich an einen Kleiderständer. »Gehört dazu. Insider. Establishment«, sagt sie und versucht, ihren besten Freund und Vertrauten wieder in ihm wachzukitzeln. »Aber ich will ihm den Atem rauben. Eher Audrey Hepburn in Ein Herz und eine Krone als Olivia Newton-John in Grease .« Aber wenn sie ehrlich ist, dann schieben sich andere Bilder vor ihr inneres Auge, wenn sie sich die Konfrontation mit Hugo und seiner Freundin vorstellt. Ein anderes Kleid, ein anderer Ort … und schließlich ein anderes Gesicht vor ihrem … Bens. »Ich habe das perfekte Kleid hier mal gesehen. Es war eine schlichte rote Säule. Irgendwie nackt, aber total elegant.«
»Rot, rot, rot …«, sagt Zach und läuft zwischen den Kleiderständern hindurch. Sie ziehen alle roten Kleider heraus, aber es ist nicht mehr da.
»Sch…« Max verschluckt den Rest des Wortes, weil Zach ihr die Hand auf den Mund legt. Sie will sie gerade wegreißen, da hört sie es auch.
Zach schaltet das Licht aus und sie hechten hinter den nächsten Kleiderständer und drapieren die Kleider über sich. Max versucht, nicht zu atmen. Und das fällt ihr nicht schwer, als ihr klar wird, dass sie vielleicht ihren besten Freund in eine Straftat verwickelt hat. Was bedeutet, dass er aus der Schule geschmissen wird. Und nicht aufs College gehen darf. All das hat er für sie riskiert, und sie hat es noch nicht einmal geschafft, ehrlich zu ihm zu sein.
»Zach«, sagt sie.
»Pssst!«
»Ich bin Angie Riverdale.«
Die Tür geht auf.
Der Wachmann lässt den Strahl seiner Taschenlampe langsam durch den Raum wandern. Max spürt, dass sie knallrot anläuft, weil sie nicht ausatmen kann. Ihr Herz klopft so laut, dass sie fürchtet, der Wachmann könne es hören. Die Taschenlampe ruht auf dem Ständer, hinter dem sie kauern. Sie be leuchtet Max’ gebeugten Rücken, der hoffentlich mit den schwarzen Kleidern verschmilzt, die vor ihr baumeln. Zach starrt sie mit kalkweißem Gesicht an. Dann zieht sich der Wachmann zurück und schließt die Tür.
»Runter mit diesem Federzeugs, in die Tasche damit und dann nichts wie raus hier!« Max springt auf wie von der Tarantel gestochen.
»Moment mal.« Zach bewegt sich nicht. »Du bist metaphorisch gesehen Angie Riverdale? Oder buchstäblich?«
»Buchstäblich«, gesteht sie. »Als wir zum ersten Mal eine Kundin hatten, die ihrem Ex noch eine zweite Chance geben wollte, habe ich mich selbst als abschreckendes Beispiel angeführt – aber ihr wart beide so entsetzt, dass ich behauptet habe, es sei einer meiner ersten Kundinnen passiert. Ist auch egal.« Sie versucht herunterzuspielen, wie wichtig dieses Geständnis ist. »Ich dachte nur, falls wir in den Knast kommen …«
»Hugo hat dir also einen Liebesbrief getippt und du bist zu ihm zurückgerannt?«
»So ähnlich.« Max starrt auf ihre Füße.
»Er musste dir noch nicht einmal einen Liebesbrief schreiben?«
»Es war mehr ein Zettel. Es kann sogar sein, dass er mich nur darum gebeten hat, ihm sein Rugbytrikot zurückzugeben. Die Geschichte hat sich entwickelt und … an die Bedürfnisse unserer Kundinnen angepasst.«
»Die zerrissenen Strümpfe im Regen sind eine Weiterentwicklung?«
»Ja.« Max holt tief Luft. »Okay, ich bin nicht sofort nach der Blamage aus Sankt Irgendwas abgereist. Ich meine, ich war so oft umgezogen, und dann hatte Hugo mir durch seine Liebe dort ein Zuhause gegeben. Ich wusste nicht, wie ich das aufgeben sollte. Also blieb ich noch rund zwei Wochen lang an der Schule. Ich rief ihn an und tauchte unangemeldet in seinem Zimmer auf.« Max senkt den Kopf. »Dann knutschten wir, und danach bat ich ihn, mir in die Augen zu schauen und mir zu sagen, dass zwischen ihm und Elizabeth nichts gelaufen war. Das konnte er nicht und ich begann zu heulen. Seine Freunde nannten mich bald McCrazy. Auf den Fluren lachten mich die Leute aus. Es war brutal.« Ihre Lippen zittern, als sie sich an den Cocktail aus Scham und Sehnsucht erinnert, in dem sie damals fast ertrunken wäre.
»Aber irgendwann bist du gegangen«, sagt
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