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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Wohngemeinschaft zu organisieren. Paradoxerweise war sie es jetzt, die wegen ihres Jobs auf der Straße lebte, denn mittlerweile hatte sie so viel zu tun, dass sie mehrmals in der Woche in ihrer fahrenden Tierarztpraxis übernachtete, so wie heute. Trotzdem würde sie Ende des Jahres aufhören. Der Senat hatte wegen der Wirtschaftskrise die Zuwendungen gestrichen.
    »Was ist mit einem Handy?«, fragte Oscar auf ihrem Weg zum Bahnhofsportal.
    »Was soll damit sein?«
    »Brauchen wir nicht ein Prepaid-Telefon oder so was? Eines, das sie nicht zurückverfolgen können wie den Satelliten-Knochen, den du mit dir rumschleppst?«
    »Um wen damit anzurufen?«
    »Auch wieder wahr.«
    Noah und Oscar betraten die Glaskathedrale im Eingangsbereich des Hauptbahnhofs, der selbst für die frühe Uhrzeit ungewöhnlich leer wirkte. Und noch etwas war auffällig: Die wenigen Gestalten, die mit hochgezogenen Schultern und schnellen Schrittes ihren Weg zu den Gleisen suchten, trugen fast ausnahmslos Mundschutz. Die meisten waren aus Papier, als wären sie Chirurgen auf dem Weg in den OP. Die Apotheke, das einzige Geschäft neben dem Zeitungsladen, das rund um die Uhr geöffnet hatte, warb sogar mit einem handbeschrifteten Pappaufsteller für den »Virus-Stopp – Schützen Sie sich und ihre FAMILE! «.
    Noah, der vor dem Schaufenster stehen geblieben war, dachte darüber nach, was eine FAMILE sein sollte, bis er den Rechtschreibfehler erkannte. Etwa in der gleichen Sekunde, in der ihm der Mann auffiel, der für einen Moment im Spiegelbild der Schaufensterscheibe zu sehen gewesen war.
    Noah drehte sich zur Seite, doch da war die Gestalt bereits im Treppenaufgang zu den Gleisen verschwunden.
    »Hey, guck nicht so ernst«, sagte Oscar, der Noahs Blick zurück zu dem Eingang, durch den sie gekommen waren, missverstand. »Ich weiß, du hast Pattrix dein Wort gegeben, aber bei Jenny ist der Köter wirklich in besseren Händen.«
    Noah achtete nicht auf Oscars Worte. Er sah nur das Schild über dem Treppenaufgang, dessen Pfeil nach oben wies.
    Gleis 9.
    Auf dem in weniger als zwei Minuten der Zug nach Amsterdam einfahren würde.
    Was für ein Zufall.
    Er gab seinem Begleiter ein Zeichen, leise zu sein und ihm zu folgen.
    »Was ist denn nun schon wieder?«, flüsterte Oscar, nachdem sie einen gläsernen Fahrstuhl erreicht hatten. »Mit der Treppe geht es doch viel schneller.«
    »Vorsichtsmaßnahme«, quittierte Noah knapp. Tatsächlich verloren sie gut eine Minute, die es dauerte, bis der Lift seine Türen geöffnet hatte, um sie nach oben zu befördern, aber das gab Noah die Gelegenheit, Oscar seinen Verdacht zu erläutern.
    »Ein Killer auf dem Bahnsteig? Und wir folgen ihm? Mann, wie konnte ich nur so blöd sein, mich von dir zum Mitkommen überreden zu lassen.«
    In Wahrheit war es Noah gewesen, der Oscar dringend gebeten hatte, in seinem sicheren Versteck zu bleiben, doch das hatte Oscar empört ausgeschlagen. »Du magst zwar genügend Saft in den Muskeln haben, Großer. Aber ich bin zurzeit so was wie dein Gehirn, und das sollte man auf Reisen besser nicht zu Hause lassen.«
    »Hast du nicht gesagt, sie würden uns bis Amsterdam in Ruhe lassen?«, fragte Oscar. Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich. Sie befanden sich am äußersten Bereich des Bahnsteigs, in dem die Lokomotive halten würde, etwa zwanzig Schritte von dem Mann entfernt, der sich vor einem Glasaushang über die Position der einfahrenden Waggons informierte.
    »Die einen schon.«
    »Die einen? Willst du mir etwa sagen, da sind noch andere hinter dir her?«
    Noah wiederholte, was die Frau am Telefon ihm gesagt hatte.
    »Glauben Sie wirklich, Sie wären noch am Leben, wenn ich Ihren Tod gewollt hätte?«
    »Oh Mann«, schnaubte Oscar. »Die Bilderberger zu verärgern hat dir wohl nicht gereicht.«
    Ohne darauf zu antworten, zog Noah ihn hinter einen Fahrkartenautomaten. In diesem Bereich des Bahnsteigs waren keine weiteren Fahrgäste zu sehen, die ihr merkwürdiges Verhalten hätten beobachten können. Noah fragte sich, ob der Bahnhof um diese Uhrzeit immer so leer war oder ob es an der Angst vor Ansteckung lag, weswegen Menschen im Augenblick öffentliche Einrichtungen mieden.
    Vorsichtig wagte er sich aus der Deckung und spähte nach vorne. Der Mann vor dem Aushang erinnerte ihn an die Gestalt, die er aus der Suite im Adlon hatte kommen sehen, wobei er nicht zu sagen vermocht hätte, woran genau er das festmachen wollte. An der geraden Körperhaltung? Der

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