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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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er.
    »Zu welchem Zeitpunkt wurde Ihnen bewusst, dass Personal vom CIA bei der Ausweisung dabei sein würde?«
    Zu welchem Zeitpunkt?
    Zu welchem Zeitpunkt?
    »Tja«, sagte er zögernd, »das war wohl, als George sagte, dass er ein paar Jungs vom CIA mitgebracht habe, um den Transport zu erledigen.«
    »George?«, sagte der Chef des Staatsschutzes.
    »Der Mann, der sich als Einsatzleiter der Amerikaner vorgestellt hat«, erklärte Bertstrand.
    »George?«, fragte der Mann noch einmal und sah Abrahamsson ausdruckslos an.
    »Er war sehr anständig und korrekt«, sagte Anton.
    Sein Gegenüber bewegte sich irritiert, der Sessel knarrte.
    Bertstrand rutschte so weit vor, dass er auf der äußersten Kante des Sessels saß.
    »Waren Sie selbst maskiert?«, fragte er und sah Anton Abrahamsson beinahe entschuldigend an.
    Maskiert?
    »Zu irgendeinem Zeitpunkt des Vorgangs?«
    Absolut nicht.
    »Absolut nicht, warum sollte ich?«
    »Es hat Sie nicht stutzig gemacht, dass das gesamte amerikanische Personal Tarnkappen trug?«
    »George nicht«, erwiderte Abrahamsson schnell. »Er trug keine Kappe. Er war sehr …«
    Anständig und korrekt, wollte er eigentlich sagen, aber das hatte er ja schon einmal gesagt.
    Die beiden Vorgesetzten sahen einander an, Bertstrand schüttelte den Kopf.
    »Noch etwas«, sagte er dann und schaute Anton wieder an.
    »Warum sind Sie rausgegangen?«
    Rausgegangen? Wann?
    »Warum haben Sie und die Kollegen den Raum verlassen, als die CIA den Häftling auf so kränkende Weise behandelte?«
    »Wir sind geblieben«, antwortete Anton Abrahamsson. »Wir sind fast die ganze Zeit geblieben.«
    »Ja«, sagte Bertstrand sehr sanft und pädagogisch, »aber warum sind Sie rausgegangen? Am Schluss?«
    Anton Abrahamsson hörte wieder die Schreie des Häftlings im Raum, in dem schönen Empfangsraum im Mittelgebäude in Kungsholmen, das Rasseln der Fußfessel, die rhythmischen Schnitte der Schere durch grobes Textil. Er hörte das Weinen und die Hilferufe und sah, wie ein erröteter Augenzeuge den Blick zur Decke wandte, als der nackte Körper sich gegen den Übergriff im Anus wehrte.
    »Ich fand es, ehrlich gesagt, ziemlich unangenehm«, sagte er.
    Der Chef des Staatsschutzes erhob sich und ging die Baumkronen im Park anschauen.
    »Abrahamsson«, sagte Bertstrand, »es gibt einen Paragrafen, der uns bei dieser Ausweisung Probleme macht, wie Sie vielleicht verstehen.«
    Anton Abrahamsson blinzelte,
Paragraf?
    »Sie trugen die Verantwortung für diese Ausweisung, und rein faktisch haben Sie die Staatsgewalt an die Amerikaner abgegeben«, sagte Bertstrand. »Das ist nach schwedischer Gesetzgebung nicht zulässig. Die Sache muss untersucht werden, und das Ergebnis wird früher oder später öffentlich werden. Verstehen Sie, was das bedeutet?«
    Anton Abrahamsson überfiel eine sehr unbehagliche Vorahnung.
    »Es war nicht meine Schuld«, sagte er. »Ich konnte doch nichts tun.«
    Bertstrand nickte verständnisvoll.
    »Ich verstehe Ihre Situation wirklich«, sagte er. »Wir wollen helfen, sie zu klären.«
    »Ich habe dem Transport nicht zugestimmt«, sagte Anton. »Das waren doch die vom Außenministerium, der Außenminister.«
    »Schon«, sagte Bertstrand, »aber der Transport ist nicht das Problem.«
    »Wenn in der Luft was passiert ist, kann ich nichts dafür, da hat der Kapitän …«
    »Abrahamsson«, sagte der Chef des Staatsschutzes und wandte sich wieder zu ihm um. »Das Problem ist
George.
Begreifen Sie das nicht?«
    Langsamen Schritts kam er auf Antons Sessel zu.
    »Wie in drei Teufels Namen sollen wir erklären, dass Sie die Staatsgewalt auf einem schwedischen Flughafen der
verdammten amerikanischen CIA
überlassen haben?!«
    Die letzten Worte schrie der Chef.
    Anton Abrahamsson drückte sich tief in den Sessel und umklammerte die Armlehnen.
    »Lassen Sie uns das mal auseinanderdividieren«, sagte Bertstrand. »Es war die Regierung, die über die Ausweisung entschieden hat, in dem Punkt trifft uns keine Schuld. Was möglicherweise danach mit ihm geschah, ist auch durch Gesetze geregelt, auf die sich die Regierung berufen kann. Da sind wir also auch aus dem Schneider. Vielleicht wird der Transport zum Problem, dann landet die Sache ebenfalls auf dem Tisch des Außenministeriums.«
    »Ausgerechnet die verdammte amerikanische CIA!«, schrie der Chef wieder und starrte Anton aus roten Augen an. »George?«
    »Wenn wir das Augenmerk auf den Flug und nicht die Ausübung der Staatsgewalt lenken können, sollten wir

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