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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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fantasierte.
    »Niet- und nagelfest«, sagte Annika. »Super.«
    Er deutete auf das Erbrochene auf dem Ameisenhaufen, direkt neben der Saunatür.
    »Das war ich«, sagte Annika. »Sorry.«
    Q seufzte.
    »Was machen Sie hier?«
    »Ist das eine formelle Vernehmung?«
    Er rang die Hände.
    »Sehe ich aus wie ein Mikrofon?«
    »Ich wollte mir einen kleinen Kommentar zum Mord an Ernst Ericsson abholen«, sagte Annika und musste sich am Auto abstützen, um nicht umzufallen. »Im Haus war Licht, und die Saunatür war angelehnt, also habe ich reingeschaut.«
    »Sind Sie sicher, dass die Tür angelehnt war?«
    »Ich habe es vom Haus aus gesehen«, sagte Annika und deutete auf das erleuchtete Fenster im Haus weiter oben.
    »Sie waren im Haus? Was hatten Sie da verloren?«
    »Auf dem Tisch standen Hering und Kartoffeln, ich habe überprüft, ob das Essen warm war.«
    Q stöhnte.
    »Sie sind also hier herumgesprungen und haben alles am Tatort hübsch angefasst.«
    Annika biss sich auf die Unterlippe.
    »Den Körper nicht«, sagte sie. »Den habe ich nicht berührt. Und auch sonst nichts in der Sauna, außer den Türgriff.«
    Q drehte sich um und ging zurück zu seinem Wagen. Er öffnete die Beifahrertür und kramte im Handschuhfach.
    Annika folgte ihm.
    »Das hier ist doch eine persönliche Angelegenheit, oder?«, fragte sie. »Man kann so etwas wohl kaum sauber und professionell nennen? Das war doch nicht das Kätzchen? Und gestern bei Ernst auch nicht.«
    Mit einem Diktiergerät in der Hand kletterte der Kommissar aus dem Auto und schlug die Tür zu.
    »Vernehmung der Zeugin Annika Bengtzon«, sagte er, »persönliche Angaben werden später ergänzt, Dienstag, 1. Juni, 19.55 Uhr. Tatort Tavastbodavägen, Fågelbrolandet, Mord an Lars-Henry Svensson …«
    Annika machte kehrt und ging zu ihrem Jeep, woraufhin Q seinen Monolog unterbrach.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »In die Redaktion«, sagte Annika. »Kommen Sie mir jetzt nicht mit einem Redeverbot. Diesmal halte ich nicht dicht.«
    »Sie sollten die Ermittlungen nicht gefährden«, sagte Q.
    Sie blieb stehen und merkte, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen.
    »Wissen Sie«, sagte sie und sah ihn an, »heute ist mein erster Tag bei der Zeitung. Noch einen Rauswurf verkrafte ich nicht.«
    Den Kopf zur Seite geneigt und ohne eine Spur von Mitgefühl sah er sie an.
    »Selbstverständlich erlege ich Ihnen ein Redeverbot auf«, sagte er. »Entsprechend dem Strafgesetzbuch Kapitel 23, Paragraf 10. Ich verlange, dass Sie hierbleiben, bis wir so weit sind, damit ich Sie umfassend vernehmen kann.«
    »Ich bin hergekommen, ausgestiegen und habe mich dreiundzwanzig Minuten lang umgesehen, ehe ich die Leiche entdeckte. Dann habe ich gekotzt und Sie angerufen. Seit ich hier bin, habe ich niemanden gesehen. Kein Auto, kein Motorboot. Ich war in allen Gebäuden, inklusive Außenklo, und habe fast alles angefasst. Jetzt fahre ich.«
    »Das verbiete ich Ihnen!«, sagte Q.
    »Sie können mich mal«, sagte Annika und stieg in ihr Auto.
    Sie nahm ihr Handy und rief bei der Zeitung an.
    Anders Schyman warf seine Aktentasche auf den Schreibtisch in seinem kleinen Büro. Er hatte einen schrecklichen Tag hinter sich. Die Vorabinformation über die katastrophalen Umsätze der
Fina Morgontidningen
im ersten Halbjahr hatte die Inhaberfamilie erreicht, und sie hatte die Notbremse gezogen, dass es nur so quietschte.
    Appell im Palast auf Djurgården und dann Inquisition.
    Alle Kosten würden geprüft werden.
    Alle Neuerungen würden auf Eis gelegt.
    Alle Medien des gesamten Konzerns wurden mit einem totalen Einstellungsstopp belegt. Freie durften ebenfalls nicht mehr beschäftigt werden.
    Zum Glück waren unter den Redaktionschefs des Konzerns einige kluge Männer und Frauen. Gemeinsam hatten sie die Inhaber und den Vorstand derart in die Mangel genommen, bis sie einsahen, dass man sich aus einer Krise nicht nur herausbremsen konnte.
    Krisenbewusstsein sei gut, aber es gelte die Frustration der Leute zu kanalisieren. Denn wenn die ganze Mannschaft an den Pranger gestellt würde, entstünde eine Negativentwicklung. Man müsse auch aufs Gas treten.
    Er war nicht sicher, ob die Botschaft wirklich angekommen war. Was er hingegen ganz genau wusste, war, dass er im kommenden Monat versuchen musste, das zu retten, was er bereits in trockenen Tüchern gewähnt hatte.
    Er fuhr sich mit der Hand über die Bartstoppeln.
    Warum machte er weiter?
    Diese Einschränkungen waren Grund genug, die Reißleine

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